Höchste Pleite seit 1987 "Sparringspartner" Werder steckt in der Krise

Stuttgart (RPO). Nach dem 0:6 beim VfB Stuttgart wird die Kritik an Trainer Thomas Schaaf und Manager Klaus Allofs bei Werder Bremen lauter. Das Duo erlebt die schwerste Phase seiner elfjährigen gemeinsamen Amtszeit.

Bundesliga 10/11: Stuttgart - Werder Bremen
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Manager Klaus Allofs sprach von einer "Ohrfeige für alle, die verantwortlich sind", Trainer Thomas Schaaf hatte "so etwas noch nie erlebt", und Torhüter Tim Wiese meinte: "Ich schäme mich für uns." Das peinliche 0:6 (0:3) beim VfB Stuttgart hat bei Werder Bremen tiefe Risse hinterlassen. Allofs mühte sich aber, die aufkeimende Diskussion um Schaaf in ihren Ansätzen zu ersticken.

Allofs steht hinter Schaaf

"Ich bin überzeugt, dass der Trainer das kann", sagte er über die bis zur Begegnung mit Eintracht Frankfurt am Samstag (15.30 Uhr/Live-Ticker) zu leistende Aufbauarbeit. Überhaupt war Allofs daran gelegen, die angeschlagenen Profis nach der höchsten Bundesliga-Pleite Bremen seit dem 1:7 gegen Borussia Mönchengladbach am 21. März 1987 aufzubauen.

"Man sollte nicht aus Verärgerung wild um sich schlagen, es ist nicht nur Draufhauen gefragt. Man muss Verständnis haben, tröstende Worte finden, sich an die Psyche der Spieler wenden", sagte er über die "Versager" (Wiese) von Stuttgart. Krisenmanagement a la Werder: Streicheln statt Prügeln. Schließlich, betonte Allofs noch, sei es "auffällig, dass viele Spieler Probleme haben".

Die verunsicherten Bremer leisteten sich groteske Fehler. "Wie ein Sparringspartner", fand Schaaf die Werder-Elf, und auch Allofs übte Kritik: "Viel zu langsam, keine Verbissenheit, Grundtugenden nicht an den Tag gelegt, kein totaler Einsatz, handwerkliche Fehler, nie sattelfest, zu naiv." Sein Fazit: "Das war traurig anzusehen."

Die Konsequenz waren Gegentore von Ciprian Marica (10.), Cacau (31., 45.), Christian Gentner (68.), Georg Niedermeier (73.) und Arthur Boka (86.). Cacau vergab sogar noch einen Foulelfmeter (61. ). Mit 14 Punkten stagniert Werder auf Rang elf, im Europacup droht das Aus, das im DFB-Pokal bereits erfolgte. Sinnbild der Misere war am Neckar Kapitän Torsten Frings, dessen laschen Foulelfmeter Torhüter Sven Ulreich sogar festhielt (24.).

"Außer Wiese könnt ihr alle gehen"

"Es ist immer das gleiche Lied: Es fehlt uns an der Einstellung", sagte Torwart Wiese, der als einziger Leistung brachte, über seine Mitspieler. Auch diese, fand er, "sollten sich schämen". Der Meinung waren auch die Fans. "Außer Wiese könnt ihr alle gehen", sangen sie.

Schaaf und Allofs haben bei den Anhängern viel Kredit verspielt. Dem Trainer gelinge es nicht mehr, so lautet der Vorwurf im Umfeld, das durchaus vorhandene Potenzial aus seinem Team herauszukitzeln. Geschäftsführer Allofs, sagen andere, habe sein glückliches Händchen beim Kauf neuer Spieler verloren.

Dieses Händchen muss er möglicherweise aber bald wieder beweisen. "Wenn es bis zum Winter nicht entscheidend besser wird, müssen wir überlegen, an welchen Stellschrauben man was verändern kann", sagte er zum Thema Zukäufe. Einstweilen hofft Allofs aber auf die baldige Entspannung der personellen Lage, speziell in der wackligen Abwehr.

Allofs droht Spielern

In den kommenden Tagen gelte es zudem, enger zusammenzurücken. "Gemeinschaftssinn muss die Grundlage für den Neubeginn sein", sagte Allofs. Am Ende rutschte dem besonnenen Manager aber dann doch noch eine Drohung heraus. "Wer nicht mitzieht, wird auch andere Maßnahmen zu spüren bekommen", sagte er, "denn so können wir unsere Ziele nicht erreichen." Es wird ungemütlich an der Weser.

Ruhigere Tage hat sich dagegen der VfB erarbeitet, Anlass zur Euphorie sah nach dem Sprung aus der Abstiegszone jedoch keiner der Verantwortlichen. "Wir können vielleicht mal ein Bierchen trinken, aber dann geht's wieder weiter", sagte Manager Fredi Bobic. Denn die aktuell zehn Punkte genügten nicht dem Anspruch. "Wir können da noch nicht locker und entspannt sein", sagte Bobic.

(SID/can)
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