Komplexes Planwerk So entsteht der Bundesliga-Spielplan

Düsseldorf · Es gab Zeiten, da reichte eine Flasche Wein für einen Bundesliga-Spielplan. Als Computer noch nicht in normale Räume passten, setzte sich der Verantwortliche mit Würfeln, Zettel und Bleistift einen Abend hin – fertig war das Zentralwerk einer Saison.

Es gab Zeiten, da reichte eine Flasche Wein für einen Bundesliga-Spielplan. Als Computer noch nicht in normale Räume passten, setzte sich der Verantwortliche mit Würfeln, Zettel und Bleistift einen Abend hin — fertig war das Zentralwerk einer Saison.

Heute lässt die Deutsche Fußball-Liga (DFL) lieber eine spezielle Computer-Software für sich rechnen. Der Spielplan muss derart viele Einflüsse, Sonderwünsche und Absprachen berücksichtigen, dass sonst kaum ein Planer mehr den Überblick über die 306 Spiele behalten würde. Die DFL beeilte sich, direkt nach Bekanntgabe des Planwerks am Dienstag zu betonen, die Erstellung sei ein hochkomplexer Vorgang. Und trotzdem gibt es Kritik, wie nun bei der Ansetzung Fortuna Düsseldorf gegen Borussia Mönchengladbach, die zu einem Geisterspiel zu werden droht.

Die Planer Götz Bender und Tobias Hedtstück bei der DFL müssen zunächst den Rahmenspielplan des Weltfußballverbandes Fifa berücksichtigen — Länderspiele haben immer Vorrang. Dann kommt der internationale Spielplan des europäischen Fußballverbandes Uefa an die Reihe, der sich Wunschtermine für die Champions League und die Europa League reserviert.

Anschließend wird der Computer mit weiteren Informationen gefüttert: Die Zentrale Informationsstelle für Sporteinsätze (ZIS) teilt ihre Sicherheitsbedenken mit. "Die ZIS sammelt Informationen aus allen Bundesländern und von den szenekundigen Beamten", erklärte Holger Hieronymus, Geschäftsführer Spielbetrieb bei der DFL, dem Fachmagazin Kicker. "Daraus entstehen umfassende Bilder, aus denen unter anderem die Kriterien für den Spielplan und Spielansetzungen abgeleitet werden." Wenn für ein bestimmtes Wochenende zum Beispiel irgendwo ein Castor-Transport vorgesehen ist, wird in der Region kein Bundesliga-Spiel angesetzt. Die ZIS koordiniert nach Auskunft Hieronymus' außerdem, dass sich rivalisierende Fangruppen während An- und Abreise nicht begegnen. Und trotzdem ist es passiert, dass Borussia Mönchengladbach (beim Hamburger SV) und der 1. FC Köln (beim FC St. Pauli) am gleichen Wochenende in Hamburg spielen und die rivalisierenden Fans sich begegnen könnten.

Sind die Sicherheitsbedenken eingefügt, kommen noch regionale Besonderheiten hinzu: Schalke und Dortmund, Frankfurt und Mainz, Nürnberg und Fürth sollen nicht am gleichen Wochenende ein Heimspiel haben. Außerdem sollen Vereine, die donnerstags in der Europa League spielen, nicht auf Klubs treffen, die in der Woche darauf in der Champions League aktiv sind. Sonst gäbe es den Konflikt, dass eine von beiden Mannschaften eine zu kurze Pause hätte.

Schließlich werden noch Sonderwünsche der Vereine berücksichtigt, die allerdings bis Mitte Mai bei der DFL eingegangen sein mussten: Konzerte in den Stadien, Messen oder andere Großveranstaltungen in der Nähe. Sind alle Daten in das Computerprogramm eingefügt, wird der Spielplan automatisch berechnet.

Hieronymus glaubt: "Ich gehe davon aus, dass wir wieder gute Spielpläne zusammengestellt haben. In den vergangenen Jahren ist sehr wenig Kritik aufgekommen." Das könnte sich bei einigen Ansetzungen in diesem Jahr allerdings ändern.

(RP/areh)
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