Halbjahreszeugnis der Sommer-Einkäufe Schnäppchen stellen Millionen-Transfers in den Schatten

Düsseldorf · Vor der Saison haben die 18 Bundesligisten bei ihrer Transferpolitik mehrheitlich auf Klasse statt Masse gesetzt. Nicht alle Erwartungen haben sich dabei erfüllt, oft haben die Schnäppchen besser eingeschlagen.

Bundesliga 12/13: Halbjahreszeugnis der Sommer-Transfers
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Foto: afp, PATRIK STOLLARZ

Der Münchner Rekordeinkauf Javi Martinez hatte erwartungsgemäß einige Anpassungsprobleme, Gladbachs Sturmhoffnung Luuk de Jong geizte mit Toren: Die Millionen-Männer des Sommers drückten der Bundesliga in der Hinrunde noch nicht nachhaltig ihren Stempel auf, dafür glänzten die Schnäppchen. Als echter Transferflop entpuppte sich Tim Wiese — immerhin war der ehemalige Nationaltorhüter ablösefrei, lässt sich seine Dienste in Hoffenheim aber fürstlich bezahlen.

Frankfurt ist Schnäppchen-Jäger Nummer eins

Als echter Schnäppchen-Jäger präsentierte sich der überraschend starke Aufsteiger Eintracht Frankfurt. Stefan Aigner kam ablösefrei von 1860 München an den Main und überzeugte mit elf Scorerpunkten in 17 Spielen. Torhüter Kevin Trapp (1,5 Millionen Euro Ablöse), Takashi Inui (1,2) und Bastian Oczipka (0,5) schlugen beim Tabellenvierten ebenfalls glänzend ein. "Für die kleineren Vereine ist es sehr wichtig, dass solche Transfers glücken", sagte Vorstandschef Heribert Bruchhagen.

So wie auch bei Max Kruse. Der ebenso kostengünstige wie erfolgreiche Offensivspieler verzückte mit seinen erfrischenden Auftritten das beschauliche Freiburg und trug mit vier Toren und fünf Vorlagen zum Höhenflug der Breisgauer bei. Der 24-Jährige war für 750.000 Euro von Zweitligist FC St. Pauli nach Freiburg gewechselt.

Mehrheitlich griffen die 18 Bundesligisten vor der Saison allerdings tief in die Tasche. Nicht immer mit Erfolg. Knapp 250 Millionen Euro legten sie für neue Stars auf den Tisch und damit gut 30 Millionen mehr als im Sommer 2011. 40 Millionen Euro überwies Rekordmeister Bayern München für Martinez nach Bilbao. Der defensive Mittelfeldspieler deutete sein Können zwar an, doch konnte er seine Klasse nach der mangelnden Vorbereitungszeit noch nicht zeigen. "Noch bin ich nicht ganz bei 100 Prozent. Aber ich gebe Gas", verspricht der Spanier vor der Rückrunde.

De Jong und Xhaka schlagen noch nicht ein

Teure Transfers lagen im Trend. Dortmund blätterte über 17 Millionen für Nationalspieler Marco Reus hin, Gladbach investierte diese Einnahmen in de Jong (12), Granit Xhaka (8,5) und Alvaro Dominguez (7). Besonders beim durch Verletzungen zurückgeworfenen de Jong (2 Saisontore) und Xhaka gibt es noch deutliches Steigerungspotenzial.

Da waren die knapp fünf Millionen, die Herbstmeister Bayern München an Gladbach für Abwehrchef Dante überwies, schon eine glänzende Investition. Als Glücksgriff erwies sich auch Kevin de Bruyne, den Werder Bremen vom FC Chelsea auslieh. Der Belgier sorgte mit seinen Aussagen über die Lebensumstände im Norden zwar für Unruhe, mit vier Toren und fünf Vorlagen erfüllte er aber die sportlichen Erwartungen.

Nordrivale Hamburger SV griff für die Rückkehr von Rafael van der Vaart (13 Millionen Euro) tief in die Tasche — und landete den besten Transfer mit dem ablösefreien Rene Adler. Der Torhüter "flog" mit seinen Paraden sogar wieder in den Kader von Bundestrainer Joachim Löw. Mit knapp 80 Prozent gehaltenen Torschüssen und über zehn vereitelten Großchancen brillierte Adler mit Top-Werten. "Es gab noch nie einen besseren Adler als jetzt", sagt Adler.

Ein anderer Torwart hatte weniger Glück bei seinem neuen Arbeitgeber. Nach seiner Ausbootung aus der Nationalmannschaft erlebte Tim Wiese bei 1899 Hoffenheim eine Hinrunde zum Vergessen. Überhaupt bewiesen die Kraichgauer kein glücklichen Händchen. Für die Sturm-Flops Eren Derdiyok und Joselu zahlten sie zusammen elf Millionen Euro, der Ertrag hielt sich in Grenzen. Derdiyok traf erst einmal, Joselu brachte es zwar auf vier Treffer, doch vergab er zahlreiche Großchancen kläglich.

Gleich 18 Neuzugänge präsentierte Aufsteiger Fortuna Düsseldorf vor der Spielzeit. Ausgerechnet der bekannteste Name entpuppte sich als Flop: Andrey Voronin sorgte nur durch Skandale außerhalb des Platzes für Schlagzeilen.

Noch schlimmer lief es für Marcos Antonio. Schon die erste Aktion des 29 Jahre alten Innenverteidigers des 1. FC Nürnberg war ein kompletter Fehltritt, den Stuttgarts Torjäger Vedad Ibisevic nach 24 Sekunden zur VfB-Führung ausnutzte. Als sich der Brasilianer kurze Zeit später einen weiteren Bock leistete, hatte der damalige FCN-Trainer Dieter Hecking genug: Nach knapp 16 Minuten war der erste Auftritt des ablösefreien Marcos Antonio beendet. Seitdem spielt er keine Rolle mehr.

(sid/seeg/das)
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