Im Wettskandal Schiedsrichter Koop will klagen

Hamburg (rpo). Schiedsrichter Torsten Koop will sich mit seiner Suspendierung durch den DFB nicht abfinden. Koop, der im Zuge des Wett-und Manipulationsskandals von den DFB-Oberen außer Gefecht gesetzt wurde, will gegen die Sperre gerichtlich vorgehen. "Wir bereiten Klage gegen den DFB vor", bestätigte Koops Anwalt Peter-Michael Diestel der Sport Bild.

Der 39-Jährige Unparteiische aus Mecklenburg-Vorpommern, der seit 1996 Bundesliga-Spiele leite, war Anfang Februar vorläufig gesperrt worden, weil er einen Anwerbeversuch von Skandalschiedsrichter Robert Hoyzer erst verspätet gemeldet hatte.

Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass sich Koop vor der Sportgerichtsbarkeit des DFB wegen des Vorwurfs unsportlichen Verhaltens zu verantworten habe. Laut Schiedsrichter-Ordnung unterlägen Schiedsrichter "den Satzungen und Ordnungen des DFB und der für sie zuständigen Mitgliedsverbände" und damit der Rechtsprechung der entsprechenden Rechtsinstanzen, hieß es. Die Darstellung, dass es bei dem Anwerbungsversuch Koops durch Robert Hoyzer zu starkem Alkoholkonsum gekommen sei, wies der DFB als überzogen zurück.

Diestel hält Koop jedoch für "unschuldiger als die DFB-Verantwortlichen selbst". Wenn das wirklich der größte und bedeutendste Sportverband der Welt sei, "dann muss sich der DFB Gedanken machen, ob sie die richtigen Leute an der Spitze haben", sagte der Anwalt laut Vorabmeldung von Dienstag.

Der Kontrollausschuss des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) unter Vorsitz von Horst Hilpert (Bexbach) fordert im Zuge des Wett- und Manipulationsskandals eine Sperre von sechs Monaten für Bundesliga-Schiedsrichter Torsten Koop (Lüttenmark). Die Sperre soll rückwirkend ab dem 1. Februar bis zum 31. Juli 2005 gelten. Koop könnte somit frühestens in der kommenden Saison wieder Spiele unter dem Dach des DFB leiten. Der DFB bestätigte eine entsprechende Meldung von Sport Bild.

DFB wirft Koop Versäumnisse vor

Der DFB wirft dem Unparteiischen vor, er habe den Verband über einen Anwerbeversuch durch den Ex-Referee Robert Hoyzer auf einem offiziellen Schiedsrichter-Lehrgang am 14. Januar erst verspätet in Kenntnis gesetzt. Daraufhin hatte der Schiedsrichterausschuss entschieden, Koop bis auf weiteres nicht für Spiele zu nominieren. Diese Suspendierung soll nun auf die Sperre angerechnet werden. Ein Termin für das Verfahren vor dem DFB-Sportgericht ist noch nicht bekannt.

Der letzte DDR-Innenminister Peter-Michael Diestel, der Koop anwaltlich vertritt, warf dem Kontrollausschuss-Vorsitzenden Hilpert bereits vor Wochen unlautere Methoden bei der Aufklärung des Skandals vor und bereitet derzeit laut Informationen von Sport Bild eine Klage gegen den DFB vor. "Horst Hilpert hat mir persönlich gesagt, dass mein Mandant Torsten Koop kein Spiel mehr pfeifen wird, wenn er nicht gegen Dominik Marks aussagen würde", hatte der Rechtsanwalt aus Mecklenburg dem sid gesagt. Diese Aussage habe Hilpert im Gespräch mit anderen Anwälten aus Diestels Kanzlei wiederholt. Hilpert widersprach allerdings dieser Darstellung.

Hintergrund ist ein Treffen von Koop, Marks und Hoyzer in einem Hotelzimmer am 14. Januar in der Nähe von Frankfurt. Dabei soll Hoyzer einen Anwerbeversuch gestartet haben, den Koop in späteren Aussagen als "Prahlerei" gewertet hatte. Dass Koop damals den DFB nicht informiert habe, soll vor allem an übermäßigem Alkoholkonsum aller Beteiligten gelegen haben.

Auf Kosten des DFB "gebechert"

Laut Diestel haben die Referees mehrere Stunden auf Kosten des DFB "gebechert". Anschließend sei es zu dem Vorfall im Hotelzimmer "unter drei Betrunkenen gekommen". Diestel bezweifelt, dass sein Mandant die "Prahlerei" von Hoyzer für bare Münze nehmen konnte.

(ap)
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