Paderborns Trainer Baumgart vor Duell mit seinem Herzensklub Union Berlin

Paderborn · Steffen Baumgarts Name ist fest mit dem SC Paderborn verbunden. Die "schönste Zeit" seiner Karriere verbrachte der Trainer aber bei Union Berlin - dem kommenden Gegner der Ostwestfalen.

Steffen Baumgart.

Steffen Baumgart.

Foto: dpa/David Inderlied

Steffen Baumgarts große Fußball-Liebe hielt nur zwei Jahre. Und auf den ersten Blick scheint sie viel zu kurz, um den schnoddrigen Trainer nachhaltig zu berühren. Doch Union Berlin ist kein normaler Verein für Baumgart. "Das ist der Verein, der mir emotional am meisten gegeben hat", sagt er über den Klub aus Berlin-Köpenick. Jenem Stadtteil, in dem er mit seiner Familie bis heute zuhause ist.

Der 47-Jährige pendelt regelmäßig zwischen der Hauptstadt und Ostwestfalen, wo er seit April 2017 den SC Paderborn coacht und aus einem kriselnden Drittliga-Klub zum frechen Bundesliga-Aufsteiger formte. Schon im Vorjahr traf mit dem SCP in der 2. Bundesliga auf seinen Herzensklub. Am Samstag (15.30 Uhr/Sky) kommt zwischen den Aufsteigern zum Premierenduell im deutschen Oberhaus - eine zweifellos emotionale Angelegenheit.

"Ich kann das nicht erklären", sagte Baumgart dem RBB über die "schönste Zeit" seiner Karriere. "Die Emotionen sind bei Union einfach anders als woanders. Deswegen fühle ich mich diesem Verein sehr nahe und sehr verbunden. Und das wird, glaube ich, auch immer so bleiben." Von 2002 bis 2004 absolvierte er insgesamt 68 Pflichtspiele für die Köpenicker. Deren Fans feierten ihren ehemaligen Kapitän beim Paderborner Gastspiel in der Vorsaison als "Fußball-Gott".

Dabei hätte es zweifellos andere Vereine gegeben, die eher infrage gekommen wären, um mit Baumgart verbunden zu werden. Hansa Rostock zum Beispiel, Baumgarts Heimatverein, für den er insgesamt 194-mal auf dem Rasen stand und mit dem er 1995 die Zweitligameisterschaft gewann. Oder eben Paderborn, wo sich die Fans nach zwei Aufstiegen in Serie ein Leben ohne ihren ziemlich speziellen Trainer nicht wirklich vorstellen können.

Doch Union hat es Baumgart angetan - und das ist offensichtlich: Bei dem Kultklub ist der ehemalige Stürmer noch immer Mitglied (Nummer 72, sein Geburtsjahr) und läuft für die Traditionsmannschaft auf. Seine Frau Katja arbeitete bis für Kurzem als Fanshop-Leiterin bei den Eisernen. In der Alten Försterei, von der Baumgarts Familie nur etwa einen Kilometer entfernt wohnt, besitzt der Ex-Stürmer seit 2005 gar einen Gründerstein mit seinem Namen und der Aufschrift: "Wir sehen uns!" Als nächstes am Samstag in Paderborn, wo die Fußball-Romantik für 90 Minuten ruhen muss.

Denn es geht gerade für die Gastgeber um viel. Während Union mit 19 Punkten aus 14 Spielen glänzend dasteht, kämpft Paderborn mit bisher mageren acht Zählern einzig und allein um den Klassenerhalt. Immerhin gab Baumgarts Team durch den späten 1:0-Sieg bei Werder Bremen jüngst die Rote Laterne an den 1. FC Köln ab. Auch Union geht nach dem 2:0 gegen Köln mit einem Sieg und reichlich Selbstvertrauen in das Aufsteigerduell. "Union macht einen Riesenjob", sagte Baumgart anerkennend.

"Das Größte" aber sei, dass nicht nur Union, sondern "beide Mannschaften in der Bundesliga sind", sagte Baumgart. "Ich hoffe, dass wir das noch lange erleben werden und erleben können." Dafür müssten vor allem er und seine Mannschaft noch viele Punkte sammeln. Gegen seinen Herzensklub will Baumgart damit weitermachen.

(ako/sid)
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