Bayer Leverkusen Hyypiä verzichtet gegen Schalke auf den künftigen Schalker Sam

Leverkusen · Bayers Trainer streicht den Nationalspieler aus dem Kader für das heutige Topspiel (18.30 Uhr), weil er ihm nicht zutraut, mental unbelastet in das Duell mit seinem kommenden Arbeitgeber zu gehen. Von seiner Mannschaft fordert Hyypiä nach dem Pokal-Aus eine Reaktion: "Sie muss Charakter zeigen."

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Foto: dpa, a hak

Pressekonferenzen vor einem Spiel von Bayer 04 sind unter Trainer Sami Hyppiä in der Regel nicht der Ort, an dem Journalisten die Geburt von Nachrichten erwarten, die eine über Leverkusen hinausgehende Strahlkraft versprechen. Hyypiä absolviert diesen Pflichttermin artig, zuweilen humorvoll, aber eben auch meist darauf bedacht, möglichst wenig preiszugeben. Das war gestern anders. Denn was der introvertierte Finne vor dem Spiel gegen Schalke 04 (heute, 18.30 Uhr) mitzuteilen hatte, besaß Sprengkraft: Hyypiä gab bekannt, er werde gegen Schalke auf Sidney Sam verzichten.

"Ich möchte ihn schützen. Ich möchte uns schützen. Ich weiß nicht, ob er hundertprozentig dabei wäre", sagte Hyypiä über den Nationalspieler, der im Sommer bekanntlich nach Schalke wechseln wird. Offensichtlich traut sein Trainer Sam nicht zu, im so wichtigen Duell mit dem künftigen Arbeitgeber eine vielzitierte "professionelle" Einstellung an den Tag legen zu können. "Ich habe ihm gesagt, dass ich hoffe, dass er es versteht", sagte Hyypiä. Selbst Schalkes Manager Horst Heldt hatte zuvor zugegeben: "Das ist keine einfache Situation für ihn."

Aus Sicht des langjährigen England-Legionärs Hyypiä ist diese Entscheidung keine Sensation. Er verweist auf Regelungen in der Premier League, die es einem Verein verbieten, einen ausgeliehenen Spieler gegen dessen Stammverein einzusetzen. "Ich finde es eine gute Regel", sagte Hyypiä, und dass er es nicht versteht, warum es eine solche Übereinkunft in Deutschland nicht gebe. Hyypiäs Maßstäbe an Professionalität sind hoch. Wer ihnen nicht entspricht, hat das Nachsehen.

Er selbst wollte nach zehn Jahren beim FC Liverpool nicht innerhalb der Premier League wechseln, weil ein Einsatz gegen "seine Reds" für ihn unvorstellbar war. Also ging er nach Leverkusen. Dort spürt er nach dem Pokal-Aus derzeit erstmals Gegenwind als Trainer. Verantwortliche wie Fans nehmen es der Werkself nämlich krumm, wie leichtfertig sie den Traum vom Pokalfinale weggeworfen hat. Hat er, Hyypiä, sich von der Mannschaft im Stich gelassen gefühlt? "Nein. Ich bin nicht die wichtigste Person hier. Die Mannschaft hat sich selbst im Stich gelassen", sagte Hyypiä.

Fehlende Einstellung, gedanklich nicht bei der Sache zu sein — das ist für Hyypiä das größte Versäumnis, das ein Profi begehen kann. Und so zogen sich Heung-Min Son und Sidney Sam jetzt auch den Unmut Hyypiäs zu, weil sie zu Beginn der Woche für einen Medientermin gemeinsam mit dem DFB-Pokal posiert hatten. Auch Bayer 04 selbst hatte das Foto auf seiner Homepage veröffentlicht. Im Nachgang des Lautern-Spiels wurde den beiden diese Szene nun als negativ ausgelegt, als vermeidbare Vorlage für all die, die sagen: Siehst du, die hatten Lautern im Kopf schon längst geschlagen! "Die Mannschaft muss jetzt Charakter zeigen", fordert Hyypiä. Ob Lars Bender (Schienbeinprellung) und Stefan Reinartz (Fersenprobleme) zu diesem Team zählen, ist noch fraglich, Eren Derdiyok (Muskelfaserriss) ist dagegen definitiv keine Option. Wie Sam.

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