Leverkusens Kapitän im Interview Rolfes: "Kein Kontakt zu Löw"

Leverkusen (RP). Simon Rolfes, Kapitän des Bundesligisten Bayer Leverkusen spricht mit unserer Redaktion über seinen Trainer Jupp Heynckes, seine Einschätzung der Europa League, den Start in der Bundesliga und die Nationalmannschaft.

Das ist Simon Rolfes
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Foto: dpa, Daniel Naupold

Am Donnerstag in der Europa League standen Sie zum ersten Mal seit dem 17. Oktober 2009 wieder in der Startelf von Bayer 04. Wie haben Sie diese Rückkehr erlebt?

Simon Rolfes Es war eine fantastische Atmosphäre im Stadion in Thessaloniki. Richtig frenetisch. Dass die Griechen zu Spielbeginn Raketen abfeuerten, hatte ich bis dato so auch noch nicht erlebt. Das Spiel selbst war eigentlich relativ normal, ich hatte über Kurzeinsätze zuvor ja auch schon wieder genug Sicherheit gewonnen.

Was fehlt Ihnen noch, um wieder Ihre Bestform zu erreichen?

Rolfes Die Spritzigkeit, noch ein paar Prozente in Sachen Fitness, viele Kleinigkeiten halt. Die Regenerationsfähigkeit hat sich schon wieder stark verbessert. Und der Rest kommt schon mit der Zeit. Da mache ich mir keine Sorgen.

Ihr Trainer Jupp Heynckes hat stets betont, Sie entschieden selbst, wann Sie wieder in der Startelf stehen wollen. Fühlten Sie sich dadurch eigentlich unter Druck gesetzt?

Rolfes Nein, es gab überhaupt keinen Druck. Der Trainer und ich haben uns in den zurückliegenden Monaten immer sehr gut verständigt. Vor der letzten Länderspielpause Anfang Oktober hatten wir auch meine Kurzeinsätze abgesprochen. Letztlich hat dann keiner richtig gemerkt, dass ich wieder auf dem Feld stand. Und so sollte es ja auch sein.

Jupp Heynckes und Simon Rolfes — eine besondere Beziehung?

Rolfes Ja, das ist schon eine einmalige Sache. Vor den drei Operationen war ich ja in meiner Karriere von Verletzungen verschont geblieben. Und dass dann ein Trainer, unter dem ich ja erst wenige Bundesligaspiele absolviert hatte, sich so hundertprozentig hinter mich stellt, finde ich schon beeindruckend. Es ist zudem ja auch nicht selbstverständlich, denn die Trainer stehen ja auch unter enormem Erfolgsdruck.

Wenn es nach Ihnen geht, ist für Heynckes im kommenden Sommer also noch nicht Schluss, oder?

Rolfes Ich hätte nichts dagegen, wenn er noch eine Saison dranhängt. Und nicht nur ich, die gesamte Mannschaft würde sich freuen, wenn er weitermacht. Ich denke, er hat eine Menge Spaß mit dem Team. Das sieht man in vielen Momenten.

Die Partien in Wolfsburg, Thessaloniki und gegen Mainz haben Sie im offensiven Mittelfeld bestritten. Ist der "Sechser" Simon Rolfes etwa passé?

Rolfes Nein, auf der Position hinter den Spitzen kann ich auch spielen. Sie ist aber keine generelle Variante für die Zukunft, sondern nur eine Option, damit wir in der Zentrale noch kompakter stehen. Grundsätzlich sehe ich mich aber eher als Sechser mit Offensivdrang.

Wer verkörpert für Sie zurzeit den perfekten Mittelfeldspieler?

Rolfes (überlegt) Man muss da sicherlich die Spanier nennen. Spieler wie Xavi und Iniesta haben die Messlatte für uns andere schon sehr hoch gelegt.

Wie fällt Bayers Bilanz zur Halbzeit der Europa League aus Ihrer Sicht aus?

Rolfes Die Bilanz kann sich sehen lassen. Wir sind Erster und haben schon zwei schwere Auswärtsspiele hinter uns. Mit noch zwei Partien zu Hause haben wir alle Trümpfe in der Hand. Atletico Madrid und wir kommen am Ende in der Gruppe weiter, das habe ich schon vor dem ersten Spiel gesagt.

Und wie bewerten Sie den Start der Werkself in die Bundesliga?

Rolfes Ich denke, dass wir ordentlich gestartet sind. Vor allem angesichts unserer Verletzungssorgen. Auch wenn wir sicher noch nicht wieder die spielerische Brillanz aus der Vorsaison anbieten, werfen wir dafür andere Tugenden in die Waagschale und gewinnen jetzt auch einmal Spiele, wenn wir keinen Galatag haben. Wie jüngst in Wolfsburg.

Thema Nationalmannschaft: Beim Sieg in Russland im Oktober vergangenen Jahres liefen Sie von Beginn an auf, dann kamen die Verletzungen. Mit welchen Gefühlen schauen Sie heute Länderspiele?

Rolfes Bei der WM vor dem Fernseher zu sitzen, war schon schwer. Da hat es schon in den Füßen gekribbelt. Aber in letzter Zeit habe ich mich eher auf mich und mein Comeback konzentriert. Länderspiele verfolge ich im Moment als eine Art Fan mit Insiderwissen.

Das soll aber sicher kein Dauerzustand werden. Wann sieht man Sie wieder im DFB-Trikot? Gibt es eine Absprache mit Joachim Löw?

Rolfes Aktuell gibt es keinen Kontakt zum Bundestrainer. Bevor ich mich mit der Nationalelf beschäftige, muss ich aber sowieso erst einmal wieder im Verein konstante Leistungen bringen. Das ist doch klar.

Ist Deutschland Titelfavorit bei der EM 2012?

Rolfes Natürlich sind wir einer der Topkandidaten auf den Titel. Die Bilanz der letzten drei Turniere kann nur noch Spanien aufweisen.

(RP)
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