Sportliche Krise Dutt beim VfB: Alles noch schlimmer

Sportchef Robin Dutt sollte beim VfB Stuttgart für frischen Wind sorgen, gibt bisher aber eine eher unglückliche Figur ab.

 An vielen Fronten gefordert: Stuttgarts Sportchef Robin Dutt.

An vielen Fronten gefordert: Stuttgarts Sportchef Robin Dutt.

Foto: dpa, rw soe

Auf seine Zeit bei Bayer Leverkusen blickt Robin Dutt gar nicht so ungern zurück. Er habe dort "Erfahrungen in alle Richtungen" sammeln dürfen, was "sehr wichtig" für seine Persönlichkeitsentwicklung gewesen sei, sagte der Sportvorstand vom VfB Stuttgart vor dem Wiedersehen mit Bayer am Freitagabend. Dass er in Leverkusen letztlich scheiterte, habe an den vielen Verletzten gelegen, meinte er. Selbstkritik? Fehlanzeige!

Stattdessen flüchtete sich Dutt in Sarkasmus. "Pep Guardiola hat bei unserem Tor anerkennend genickt", sagte er über das 1:7 in der Champions League beim FC Barcelona, dem Tiefpunkt seiner Trainerzeit bei Bayer (Juli 2011 bis 1. April 2012). Leverkusen und Dutt - das hat nicht gepasst. Und auch danach hatte Dutt kein allzu glückliches Händchen bei der Wahl von Posten und Arbeitgebern. Als Sportdirektor beim Deutschen Fußballbund (DFB) war er fehl am Platze, wie er selbst zugab. Bei Werder Bremen scheiterte er als Coach. Seit Dutt weg ist, geht es mit Werder bergauf. Seit er in Stuttgart ist, gab es dort bis Freitag keinen Sieg. "Wie kam der VfB nur auf Dutt", fragte die Sport Bild am Mittwoch.

VfB-Präsident Bernd Wahler hatte sich bei der Vorstellung des 50-Jährigen am 6. Januar als Sportvorstand und Nachfolger des glücklosen Fredi Bobic neue Impulse versprochen. Frischer Wind sollte Einzug halten. Nicht einmal ein laues Lüftchen gab es, die Mannschaft rutschte von Tabellenplatz 15 auf den letzten Rang ab. Dutt handelte, nahm Kontakt zu Wunschtrainer Alexander Zorniger auf und bekam eine Zusage. Doch zu einer Trennung von Noch-Coach Huub Stevens konnte er sich nicht durchringen.

Stattdessen windet er sich Woche für Woche in zahlreichen Interviews zum Trainerthema. Der VfB sei "absolut überzeugt" von Stevens, wiederholte er zuletzt mantraartig - obwohl in der Branche längst klar ist, dass Stevens' Zeit am Neckar spätestens im Sommer abgelaufen sein wird. Dutts Abwehrhaltung ist der verzweifelte Versuch, im Abstiegskampf die Reihen geschlossen zu halten.

Dabei hat er selbst unlängst einen Nebenkriegsschauplatz eröffnet, als er sich äußerst unglücklich zum Thema Doping im Fußball äußerte. Dutt müsste es besser wissen, Erfahrung mit sportlich prekären Situationen hat er aus seinen Trainer-Stationen in Freiburg (2007 bis 2010), vor allem aber in Bremen. Bei Werder hatte er in seinem ersten Jahr gerade noch den Klassenerhalt geschafft, im vergangenen Herbst hatte man dort aber genug von Dutt. Inzwischen hat Viktor Skripnik die Bremer wiederbelebt und vom letzten Tabellenplatz ins Mittelfeld geführt.

Auch wenn er zuvor in Freiburg mit geringen finanziellen Mitteln gute Arbeit geleistet hat - seit den Stationen Leverkusen und Bremen gilt der Trainer Dutt als verbrannt. Auch seine Ära als Sportdirektor beim DFB von August 2012 bis Mai 2013 trug wenig Positives zu Dutts Ruf bei. Nach nicht einmal einem Jahr hatte er überraschend erklärt, dass der Bürojob beim DFB nichts für ihn sei und er viel lieber wieder aktiv als Coach ins Geschehen eingreifen wolle.

Die Deutung, dass er für die bis Dezember 2018 datierte Vorstandstätigkeit beim VfB eine Rolle rückwärts gemacht hat, wollte Dutt so nicht gelten lassen. Natürlich gebe er ein paar Dinge auf, meinte er im Januar, aber der Unterschied zum DFB sei die Nähe zur Mannschaft, "die Kabine, der Platz, die Atmosphäre am Spieltag".

(sid)
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