Auch diese sportliche Vorbildung verhilft dem Gatten zu unvergleichlichen Vorstellungen auf dem Fußballplatz. Lewandowski war nicht nur beeindruckt vom Karatetraining, er schaute sich sogar Koordinationsübungen ab. In Kombination mit dem sicher ausgeklügelten Ernährungsplan brachte ihn das derart in Form, dass ihn die Mitspieler schon in Dortmund "The Body" nannten. Das Wort Modellathlet ist für einen wie Lewandowski erfunden worden.

So einen Körper wirft niemand so leicht um. Denn die Karateübungen haben dem Stürmer ein bemerkenswertes Gleichgewichtsgefühl vermittelt. Er behauptet den Ball deswegen gegen den Aufprall von 90 Kilo kompakter Verteidigermasse, selbst wenn zwei Exemplare von zwei Seiten auf ihn einrauschen.

Lewandowski kann alles

Damit ist allerdings nur ein Teil des Modells Weltklassetorjäger Lewandowski entschlüsselt — übrigens ohne die Hilfe von Frau Lewandowska und ohne Diätpläne. Mindestens so bedeutend wie Körperkraft und Koordinationsfähigkeit ist das fußballerische Vermögen. Lewandowski bedient alle Unterabteilungen des Stürmerwesens. Er schießt die typischen Abstaubertore, nach denen Experten feststellen: "Da stand er, wo ein Stürmer stehen muss." Er trifft aus der Distanz, weil seine Schusstechnik hohen Ansprüchen genügt. Er beherrscht die akrobatischen Flugeinlagen — bestes Beispiel: sein Tor zum 5:1 gegen Wolfsburg mit einem Seitfallzieher. Und er ist ein sehr guter Kopfballspieler. Fast alle diese Tugenden stellte er bei seinen fünf Treffern unter Beweis. Allein ein Kopfballtor ersparte er seinem Gegner, der schon tief genug getroffen war von diesem Feuerwerk zum Oktoberfest.

Geradewegs auf die Wies'n ist Lewandowski deshalb aber nicht gezogen. Er werde jetzt zu Hause auf dem Sofa ein bisschen entspannen, sagte er. Ein wenig Verwunderung war durchaus zu hören über die Frage, wo denn der große Tag nun gebührend gefeiert werde. Ausgelassene Partys sind nämlich nicht sein Ding. Der Stürmer gehört zu einer Generation von Profis, die ihr Leben dem Beruf unterordnen. Alles andere finden sie seltsam.

Lewandowski plant den körperlichen Aufbau ebenso sachlich, wie er seine Karriere geplant hat. Er zog von Lech Posen zu Borussia Dortmund, als er die Grenzen in Posen erkannte. Und er ging ohne Anzeichen von Seelenschmerz zu den Bayern, weil er sah, dass er dort den nächsten Schritt auf der Karriereleiter tun würde. Seine Kollegen nehmen ihm das nicht mal übel. Sie schätzen seine Mitarbeit im Kollektiv. Sie merken, dass er sie besser und jedenfalls erfolgreicher macht. Und sie akzeptieren, dass er nicht der Typ ist, der mit der großen Klubfamilie jeden Tag zum Lieblingsitaliener zieht. Wahrscheinlich würde Anna Lewandowska da auch Einspruch einlegen. Sie kennt schließlich das wahre Diätgeheimnis.