Nationalspieler weist Spekulationen zurück Reus denkt nicht an Abschied aus Dortmund

La Manga · Nach Ilkay Gündogan steht nun auch Marco Reus verstärkt im Fokus einiger europäischer Spitzenklubs. Im Trainingslager von Borussia Dortmund im südspanischen La Manga äußerte sich der Nationalspieler über seine Zukunft.

Trainer Jürgen Klopp befand sich längst auf dem Weg zur Ehrung des Weltfußballers nach Zürich. Die Profis von Borussia Dortmund absolvierten derweil ein nur 30-minütiges Training, bevor Marco Reus den Journalisten im Trainingslager im spanischen La Manga Rede und Antwort stand. Und dort stand besonders eine Frage im Fokus: Wie sieht die Zukunft des Nationalspielers aus, nachdem Sportdirektor Michael Zorc weit vorgeprescht war und den 24-Jährigen am liebsten bis zu dessen Karriere-Ende im schwarz-gelben Trikot des Traditionsklubs sehen würde?

"Es freut mich natürlich, das zu hören, aber wie wir alle wissen, habe ich noch einen laufenden Vertrag, und mit allem anderen beschäftige ich mich derzeit überhaupt nicht", sagte Reus. Doch dieser Vertrag birgt eine Klausel, die Reus für einige europäische Spitzenklubs wie Manchester United interessant macht und Zorc Sorgen bereitet. Denn der Ex-Gladbacher besitzt als einziger BVB-Spieler angeblich noch eine Ausstiegsklausel. Demnach soll er 2015, zwei Jahre vor Ablauf seines Vertrages, für eine festgeschriebene Ablöse von 35 Millionen Euro wechseln können.

"Es ist schon amüsant, was spekuliert wird, aber daran denke ich überhaupt nicht, weil ich weiß, was stimmt und was nicht", sagte Reus. Er denke derzeit nur daran, die Tabellensituation des Bundesliga-Vierten in der Rückrunde zu verbessern. "Die vielen Verletzten haben uns aus der Bahn geworfen, es sind uns Eckpfeiler ausgefallen, und das war schwer zu kompensieren", ergänzte der gebürtige Dortmunder und kündigte eine Trotzreaktion an.

Zorc trotzt derweil allen Gerüchten um Reus mit demonstrativer Gelassenheit. "Wir haben gelernt, damit umzugehen und zu leben. 90 Prozent von dem, was ich in den letzten Monaten gelesen habe, sind Mumpitz. Wenn man so Fußball spielt, wie wir es getan haben, dann ist es völlig normal, dass sich um unsere Mannschaft entsprechende Gerüchte ranken. Stören tut es mich nicht mehr. Das ist sogar eine Auszeichnung", sagte Zorc in der WAZ.

Nach der kurzen Trainingseinheit am Vormittag beobachtete Reus mit seinem Offensiv-Partner Robert Lewandowski völlig entspannt das Training der englischen Nationalmannschaft der Frauen auf einem benachbarten Trainingsplatz. Den Nachmittag hatte Klopp, dessen Rückkehr aus Zürich zusammen mit Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Zorc für Montagabend gegen 23 Uhr geplant war, seinen Spielern zum Durchschnaufen frei gegeben.

Klopp will nicht nur Quote kaufen

Klopp hatte sich in einem "Bild"-Interview über einen Nachfolger für Lewandowski, der sich im Sommer in Richtung Bayern München verabschieden wird, geäußert. "Ich halte nichts davon, einfach nur nach Quote zu kaufen — also ein Stürmer hat letzte Saison 15 Tore gemacht und 10 vorbereitet. In zwei Jahren wird es auch wieder Stürmer geben, über die heute noch keiner spricht", sagte der 46-Jährige.

Das Anforderungsprofil für den neuen Torjäger beschrieb Klopp wie folgt: "Niemand sollte glauben, dass es hier nicht weitergeht, wenn wir keinen Stürmer von Real, Barca oder ManU kriegen." Er fände es genauso spannend, einen Stürmer zu holen, der vielleicht jetzt nur zehn Treffer erzielt habe, "dann aber in der nächsten Saison vielleicht schon 20 macht".

Den nächsten namhaften Abgang nach Mario Götze und Shinji Kagawa sieht Klopp realistisch. "Nur weil wir uns relativ schnell entwickelt haben, heißt es ja nicht, dass es immer so schnell weitergehen muss. Ich bin doch nicht blauäugig, wusste, dass der eine oder andere Spieler auch gehen wird."

Reus soll in den nächsten Jahren nicht dazugehören. Kein Wunder, dass die Borussen die Ausstiegsklausel möglichst aus dem Vertrag streichen wollen. Eine starke Rückrunde und weiterhin gute Perspektiven würden neben harten Euro die besten Argumente liefern.

Darüber hinaus gelobte Klopp für die Rückrunde Besserung in seinem Verhalten gegenüber den Medien. "Ich muss zugeben, dass einige Schlagzeilen bei mir zu Respekt-Verlust geführt haben und ich gedacht habe: Der gibt sich keine Mühe, warum soll ich es tun. Aber ich bemühe mich wieder. Versprochen."

Der BVB-Coach sprach von der Hektik eines Spiels. "Dann kommt der Schlusspfiff, und du musst sofort vor die Kameras und Mikrofone und öffentlich möglichst sachlich Stellung nehmen."

Dabei sei es ihm "wurscht" ob jemand denke, er sei ein schlechter Verlierer: "Die Zeiträume bis zu meinem ersten Fernsehauftritt reichen eben manchmal und manchmal nicht. Ich bin eben manchmal verwundbar, wenn dann eine blöde Frage kommt. Dann liegt die Wahrscheinlichkeit einer blöden Antwort bei 99,9 Prozent."

(sid)
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