"Heimnachteil" und mehr Karten Sportliche Erkenntnisse des Restarts in der Bundesliga

Berlin · Nur ein Heimsieg, mehr Gelbe Karten - und ein Wechselrekord: Der erste "Geisterspieltag" in der Geschichte der Fußball-Bundesliga hat einige Erkenntnisse geliefert. Eine Übersicht über die Besonderheiten beim Spiel ohne Zuschauer.

 Dortmunds Erling Haaland jubelt mit seinen Teamkollegen im leeren Stadion.

Dortmunds Erling Haaland jubelt mit seinen Teamkollegen im leeren Stadion.

Foto: AP/Martin Meissner

Heimnachteil

Borussia Dortmunds Derbysieg gegen Schalke - das war's. Ansonsten war für die Bundesliga-Gastgeber am ersten "Geisterspieltag" nicht viel zu holen. Einzig am sechsten Spieltag hatten noch weniger Mannschaften zu Hause gewonnen - nämlich keine. Der Heimvorteil scheint ohne Fans dahin.

Wechselflut

Da jedes Team nun fünf Spieler pro Begegnung tauschen darf, fiel wie zu erwarten der Wechselrekord: 79 Auswechslungen gab es in den neun Begegnungen, bislang waren auch theoretisch nur 54 möglich.

Mehr Spielzeit

Die Nettospielzeit bei den acht Spielen des Wochenendes betrug im Schnitt 58:17 Minuten. Das ist laut Bild 1:12 Minute länger als vor der Corona-Pause (57:05 Minuten).

Mehr Gelbe Karten

Pro Spiel gab es im Schnitt 0,9 Zweikämpfe weniger als zuletzt - aber 1,5 Fouls mehr. Die Folge waren 4,1 Gelbe Karten pro Spiel, vor Corona waren es "nur" 3,7.

Weniger Meter

Im Schnitt legte jede Mannschaft 115,5 Kilometer zurück - 700 Meter weniger als an den ersten 25 Spieltagen.

Kommunikation

Endlich konnten Außenstehende mal Mäuschen spielen. Auffällig war, wie viel die Profis miteinander kommunizieren. Keine fünf Sekunden vergingen ohne lautstarke Kommandos, egal ob in Deutsch, Englisch oder Spanisch. Das war interessant - sorgte aber auch manchmal für kuriose Momente.

Respekt vor Schiedsrichtern

Insgesamt erhielten die Zuschauer doch den Eindruck, dass die Schiedsrichter von den Akteuren wieder als das wahrgenommen wurden, was sie eigentlich sind: Spielleiter. Die Entscheidungen, auch wenn sie strittig waren oder mithilfe des Videobeweises getroffen wurden, entfachten viel weniger Diskussionen. Über die Außenmikrofone war die Kommunikation der Unparteiischen untereinander deutlich zu verstehen. Das bot interessante Einblicke und half offensichtlich auch den Spielern. Es wurde längst nicht so gestenreich reklamiert wie vor der Coronapause - ob das mit der Rückkehr der Fans so bleibt?

Qualität schlägt Mentalität

Vor dem Restart betonten einige Experten, dass angesichts der ungewohnten Atmosphäre ohne Zuschauer die spielerische Klasse noch mehr zum Tragen kommen würde. Gerade in Augsburg (1:2 gegen Wolfsburg) und bei Union Berlin (0:2 gegen Bayern) war dies zum Restart erlebbar. Der FCA und Union wurden nicht wie üblich von ihren Fans getragen. Die gewohnten Emotionen fehlten im Spiel, Qualität setzte sich durch - wie übrigens auch bei Dortmund gegen Schalke (4:0) und Gladbach in Frankfurt (3:1).

Anlaufschwierigkeiten

Nicht nur Kölns Trainer Markus Gisdol hatte bei seinem Team Probleme in der Abstimmung und Aufteilung ausgemacht, auch bei den (meisten) anderen lief längst noch nicht alles rund. Die Situation sei vergleichbar mit dem ersten Spieltag nach der Sommerpause, meinte FC-Manager Horst Heldt.

Interesse

Im Vorfeld war viel über den Sonderstatus des Fußballs diskutiert worden, es gab zahlreiche kritische Stimmen gegen den Neustart inmitten der Corona-Krise. Dennoch bescherte die Übertragung dem TV-Sender Sky eine Rekordquote. Mehr als fünf Millionen Fans sahen die Liveübertragungen der Spiele am Samstag im TV und im Livestream. 3,81 Millionen schalteten am Samstagnachmittag bei der Konferenz und den Einzelspielen ein. Allein 2,45 Millionen verfolgten die frei empfangbare Konferenz bei Sky Sport News HD. Der Marktanteil am Nachmittag lag bei 27,2 Prozent.

(ako/sid)
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