Fußball-Bundesliga Die spannendsten Relegationsspiele
Seit der Saison 2008/2009 werden wieder Relegationsspiele zwischen dem Drittplatzierten der Zweiten Liga und dem Tabellensechzehnten der Bundesliga ausgetragen. Zuvor war das von 1982 bis 1991 der Fall. Dabei wurden immer wieder auch besondere Geschichten geschrieben. Ein Überblick.
Das erste Duell
Bayer Leverkusen - Kickers Offenbach, 1982
Mit dem Start der eingleisigen 2.Bundesliga wurde 1982 die Relegation eingeführt. Zweitligist Kickers Offenbach spielte gegen Bayer Leverkusen. Leverkusen gewann beide Spiele mit 1:0 und 2:1, sicherte sich den Klassenerhalt und setzte gleich den Startpunkt für einen Trend, der sich durch die meisten Relegationsspiele ziehen wird: Der Erstligist gewinnt. In 18 von bisher 24 Fällen war das so.
Schalkes Abstieg
Schalke 04 - Bayer Uerdingen, 1983
Eine Ausnahme von dieser Regel schaffte Bayer Uerdingen gleich im zweiten Relegationsduell. Gegen die in der Vorsaison wieder aufgestiegenen Schalker setzten sich die Krefelder mit 3:1 und 1:1 durch und stiegen zum dritten Mal in die Bundesliga auf. Schalke musste dagegen den zweiten Abstieg innerhalb von drei Jahren hinnehmen.
Ein Fast-Schalker rettet Dortmund
Borussia Dortmund - Fortuna Köln, 1986
Es ist die 90. Minute im Westfalenstadion, als Jürgen Wegmann eines der wichtigsten Tore der Dortmunder Vereinsgeschichte erzielt. Ausgerechnet Wegmann, der kurz zuvor seinen Wechsel nach Schalke bekanntgegeben hatte. Er trifft zum 3:1 gegen den Zweitligist Fortuna Köln und rettet den BVB damit in das Entscheidungsspiel. Das Hinspiel hatte die Fortuna mit 2:0 gewonnen. Das Entscheidungsspiel hätte eigentlich am 23. Mai im Düsseldorfer Rheinstadion stattfinden sollen, doch die Kölner meldeten insgesamt zwölf Ausfälle. Das Spiel wurde verschoben. Die Borussia witterte Absicht bei der Fortuna und kam demonstrativ trotzdem ins leere Rheinstadion. Eine Woche später war es dann soweit. Und die Fortuna wurde überrollt. 8:0 gewannen die Dortmunder und hielten die Klasse.
Das erste Elfmeterschießen
Waldhof Mannheim - Darmstadt 98, 1988.
Nach Hin-und Rückspiel stand es insgesamt 4:4 zwischen Darmstadt und Mannheim. Es kam zum Entscheidungsspiel, ausgetragen auf neutralem Boden in Saarbrücken. Doch auch nach der Verlängerung erzielten beide Mannschaften keine Tore. Es ging ins Elfmeterschießen. Die Darmstädter Oliver Posniak und Karl Emig verschießen. Der Erstligist aus Mannheim setzt sich mit 5:4 im Elfmeterschießen durch – und steigt auf.
Das vorerst letzte Duell
FC St. Pauli - Stuttgarter Kickers, 1991
In der Saison 1991 fand für lange Zeit das letzte Relegationsspiel statt. Der Zweitligist aus der Stuttgart und der Erstligist aus Hamburg trennten sich in beiden Duellen mit jeweils 1:1. Es kam zum Entscheidungsspiel im Schalker Parkstadion. Zur Halbzeit stand es 3:1 für die Kickers. Und das blieb auch nach 90 Minunten so. Stuttgart stieg in die Bundesliga auf, St. Pauli trat nach drei Jahren Erstliga-Zugehörigkeit wieder den Weg in die Liga zwei an. In den folgenden 17 Spielzeiten gab es keine Relegation mehr. 2009 führte die DFL sie wieder ein.
Der Relegations-Neustart
Energie Cottbus - Nürnberg, 2009
Mit der Einführung der neuen 3. Liga wurde auch die Relegation wiederbelebt, in der Ersten sowie Zweite Liga ebenso. Viele befürworteten das. Aber nicht alle. So kritisierte der damalige Freiburg-Trainer Robin Dutt: „Ich finde das nicht gut, weil in zwei Spielen über die komplette gute Saison des Zweitligisten und die schlechte Saison des Erstligisten entscheiden wird.“ Die Fanszenen kritisierten die Wiedereinführung als Teil der weiter fortschreitenden Kommerzialisierung des Fußballs. Doch die Kritik half nichts, die Spiele fanden statt. Mit dem besseren Ende für Nürnberg. Der „Club“ setzte sich mit 3:0 und 2:0 durch und stieg auf. Cottbus ging in die 2. Liga und konnte seitdem nicht mehr in die Bundesliga zurückkehren.
Das „Skandalspiel“
Hertha BSC - Fortuna Düsseldorf, 2012
Einer größten Erfolge der jüngeren Düsseldorfer Vereinsgeschichte ging als „Skandalspiel“ in die Geschichte der Bundesliga ein. Kurz vor Abpfiff des Rückspiels stand es 2:2, die Fortuna wäre damit nach dem 2:1-Hinspiel-Sieg in Berlin aufgestiegen. Wegen des Einsatzes von Pyrotechnik musste das Spiel schon zwei Mal unterbrochen werden, Schiedsrichter Wolfgang Stark gab sieben Minuten Nachspielzeit. Schon während der Nachspielzeit stehen die Fortuna-Fans am Spielfeldrand und machen sich für den Platzsturm bereit. In der 96. Minute legt sich Hertha-Keeper Thomas Kraft den Ball zum Abstoß zurecht. Doch er kann ihn nicht ausführen, die Fans stürmen den Platz, Stark unterbricht die Partie und schickt die Spieler in den Innenraum der Arena. Dort kommt es zu Rangeleien, Schiedsrichter Stark beschuldigt Hertha-Spieler Levan Kobiashvilli, ihn mit der Faust geschlagen zu haben. Kobiashvilli wird für die komplette Hinrunde in der kommenden Saison gesperrt. Das Spiel konnte dann aber doch noch zu Ende gespielt werden. Es blieb beim 2:2, Düsseldorf stieg nach über 15 Jahren wieder in die Bundesliga auf.
Relegationsmeister Hamburg, Teil I
Hamburger SV - Greuther Fürth, 2014
Mit nur 27 Punkten spielt der HSV eine Seuchensaison, schafft es gerade so auf den 16.Platz und trifft in der Relegation auf den Zweitligisten aus Fürth. Das Hinspiel in Hamburg endet 0:0. In Fürth bringt Pierre-Michel Lasogga die Hamburger in Führung, Stephan Fürstner gleicht nochmal für die Fürther aus. Doch das Tor reicht nicht, aufgrund der Auswärtstorregel halten die Hamburger die Klasse.
Relegationsmeister Hamburg, Teil II
Hamburger SV - Karlsrher SC, 2015
Der HSV spielt wieder ein schlechte Saison, steht wieder auf Platz 16 und spielt wieder in der Relegation. Und wieder rettet er sich. Auf besonders dramatische Weise. In der 90. Minute sieht es so aus, als sei der erste Abstieg des HSV besiegelt. Es steht 1:0 für den KSC, das Hinspiel endete 1:1. Die Hamburger bekommen nochmal einen – zumindest umstrittenen – Freistoß. Rafael van der Vaart legt sich die Ball zurecht, doch Marcelo Diaz läuft an – und trifft. Hamburg rettet sich in letzter Minute in die Verlängerung, Nicolai Müller schießt in der 115. Minute das 2:1, Hamburg bleibt erstmal erstklassig. Zwei Jahre später steigen die Hamburger schließlich zum ersten Mal in die Zweite Liga ab.
Union Berlin steigt auf
VfB Stuttgart - Union Berlin, 2019
Seit 2019 hat die Bundesliga ein neues Mitglied: Den 1. FC Union Berlin. Die „Eisernen“ spielen 2:2 im Hinspiel in Stuttgart, ein 0:0 zu Hause reicht aufgrund der Auswärtstorregel für den ersten Aufstieg der Vereinsgeschichte.
„Trainer“ Boateng rettet Hertha BSC
Hertha BSC - Hamburger SV, 2022
Es ist eine Saison zum Vergessen für die Berliner. Alimentiert durch die Millionen von Investor Lars Winderhorst wähnt sich der zum „Big City Klub“ hoch gejazzte Erstligist in höheren – mindestens europäischen – Sphären. Die Realität im Brot- und Buttergeschäft Bundesliga lautet jedoch: Abstiegskampf. Mit Pal Dardai, Tayfun Korkut und Felix Magath gönnt sich die „Alte Dame“ zudem im Laufe der Saison drei Trainer. Letzterer übernimmt ab dem 27. Spieltag und führt die Hauptstädter zumindest in die Relegation. Dort wartet mit dem HSV ein Relegations-Urgstein. Das Hinspiel gewinnen die Hamburger in Berlin auch direkt mit 1:0. Im Rückspiel beweisen die Herthaner jedoch Moral und bleiben dank eines 2:0 erstklassig. Später kommt heraus, dass Magath seinen Führungsspieler Kevin-Prince Boateng mit in die Aufstellungspläne involviert und ihm sozusagen freie Hand gewährt – mit Erfolg.