Schalkes Torjäger trifft Raul findet die richtige Rolle

Gelsenkirchen (RP). Felix Magath wusste von seinem ersten Arbeitstag in Gelsenkirchen an genau, dass er mit der Unterschrift unter seinem Vertrag sowohl im Klub wie auch bei den Fans, die nach dem ersten Meistertitel seit 1958 schmachten, unglaublich hohe Erwartungen geweckt hatte. "Schalke ist der Verein mit dem höchsten Emotionspegel, mit der meisten Leidenschaft", sagte er 2009 bei der offiziellen Vorstellung in der Arena. "Vielleicht gibt es hier auch deshalb weniger Geduld als anderswo."

Bundesliga 10/11: Schalke - St. Pauli
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Magath hat im Revier schon höchst intensiv die Bandbreite der Schalker Gefühlswelt erlebt. Als er mit seiner Mannschaft sensationell Vizemeister wurde und in die Champions League einzog, lagen ihm die Fans zu Füßen. In dieser Saison aber, beim Absturz in den Tabellenkeller der Bundesliga, hat er zu spüren bekommen, wie die Stimmung umschlagen kann. Die Pfiffe nach der 0:1-Niederlage gegen Leverkusen ließen spüren, was Magath und seine Männer bei weiteren Enttäuschungen erwarten würde. Wie eine Befreiung, Magath sprach sogar von einer Erlösung, wirkte da der glatte 3:0-Sieg gegen den FC St. Pauli, ein Erfolg, mit dem die Königsblauen zunächst einmal die gefährliche Talfahrt beendeten.

Dem Trainer war es ein besonderes Anliegen, am späten Abend, lange nach dem Spiel, ein Wort über den Schalker Anhang zu sagen: "Ich möchte mich noch mal für die Geduld, die die Fans in den letzten Wochen aufgebracht haben, bedanken." Das waren schon ziemlich bemerkenswerte Worte eine Woche nach den Unmutsäußerungen beim Spiel gegen Leverkusen. Noch vor dem Anpfiff gegen St. Pauli war auf einem Spruchband zu lesen: "Aufwachen, Schalke! 'Nen Arsch voll Schulden, Platz 17, und unsere Werte werden mit Füßen getreten."

Christoph Metzelder sprach von einem Sieg, der "gut war für unser Punktekonto, gut für unser Selbstvertrauen und gut für die Schalker Seele, die ja ordentlich gelitten hat". Der Abwehrchef hat besonders harte Wochen hinter sich, als ehemaliger Profi des Erzrivalen Borussia Dortmund und wegen seiner schwachen Leistungen beim missratenen Schalker Ligastart. "Ich konnte das auch durchaus verstehen", sagte er über das kritische Verhalten der Fans, "weil meine Leistungen auch nicht so gestimmt haben." Nach seinen Schwierigkeiten zu Beginn könne er der Mannschaft jetzt helfen. "Im Moment fühle ich mich auch sehr, sehr wohl hier", betonte er, und im Blick auf die bevorstehenden Aufgaben fügte er hinzu: "Wir stehen immer noch unten drin und müssen über den Kampf zu unserem Spiel kommen."

Stürmerstar Raul antwortete auf die Kritik, die ihm entgegengeschlagen war, mit einem anderen taktischen Verhalten und zwei Toren. Statt sich wieder weit ins Mittelfeld fallenzulassen, war der 33-Jährige diesmal sehr viel präsenter im gegnerischen Strafraum, und er belohnte sich dafür selbst mit dem Doppelpack. Bei seinem 13 Millionen Euro teuren spanischen Landsmann Jose Manuel Jurado dagegen, den Magath zur Pause gegen Edu auswechselte, scheinen die Worte des Coachs noch nicht angekommen zu sein. "Wir haben vorher abgesprochen, dass er mehr zum Tor muss. In der Bundesliga ist ein anderer Rhythmus, als er es in Spanien gewohnt ist", erklärte Magath. Noch krasser reagierte Vorstandsmitglied Horst Heldt auf das Spiel des 24-Jährigen: "Hacke, Spitze, eins, zwei, drei ist nicht gefragt."

(RP)
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