Preiserhöhung bei Dazn Der Fußball wird durch den Rechtewahnsinn zum Luxusgut

Meinung | Düsseldorf · Der Streaminganbieter Dazn hat seine Bestandskunden informiert, dass die Preise auch für bestehende Abos drastisch steigen werden. Für Fußball-Fans ist das eine bittere Nachricht, denn der einstige Volkssport verkommt zum Luxusgut.

Dazn: Das ist der Streaming-Dienst für Bundesliga und Champions-League
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Das ist der Streaming-Dienst Dazn

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Foto: dpa/Rolf Vennenbernd

Es ist noch gar nicht so lange her, da ließ die Chefin der Deutschen Fußball Liga aufhorchen. Man wolle den TV-Markt für die Fußball-Bundesliga wieder attraktiver machen, ihn wieder mehr in den frei empfangbaren Bereich des TV-Programms bugsieren. So solle die Liga wieder attraktiver gemacht werden für die Anhänger, die nicht jede Woche ein Stadion besuchen können und wollen. Denn auch in der DFL-Zentrale war angekommen, dass das Interesse am Profifußball zusehends schwindet, die Quoten einbrechen.

Das könnte sich in Zukunft nun sogar noch verschärfen, denn der Streaminganbieter Dazn, der immerhin drei bis vier Bundesliga-Spiele an einem Wochenende live überträgt, informierte seine Bestandskunden am Freitag, dass die Preise auch für bestehende Abos drastisch steigen werden. 299,88 Euro im Jahr soll dann das günstigste Abo kosten (statt wie bisher 149,99 Euro). Auch die Kosten für ein Monatsabonnement verdoppeln sich, steigen von 14,99 auf 29,99 Euro. Ein teures Vergnügen.

Man kann an dieser Stelle argumentieren, dass Dazn auch andere Ligen und Sportarten überträgt – zum Beispiel die nordamerikanische Football-Liga NFL oder diverse Fußball-Ligen Europas. Der Durchschnittsnutzer dürfte das Abo aber wohl aufgrund der Bundesliga- und Champions-League-Rechte abgeschlossen haben. Und zur Wahrheit gehört auch, dass der Streaminganbieter in den vergangenen Jahren wichtige Rechte verloren hat: Die für die Europa League zum Beispiel, die Premier League oder die nordamerikanische Eishockey-Liga NHL.

Daran ändert auch nichts, dass Dazn noch unter der Woche eine Qualitätsoffensive ankündigte und künftig weitgehend aus den Stadien produzieren will – mit namhaften Experten wie Michael Ballack. Wollen die Zuschauer das überhaupt? Schließlich war Dazn in den ersten Jahren vor allem deshalb erfolgreich, weil sie sich anders als etwa Sky auf den Kern konzentrierten: das Spiel. Und weiterhin bleibt: Die Streamingqualität lässt regelmäßig zu wünschen übrig.

Im Netz liefen am Freitag viele Fans Sturm und kündigten die Abbestellung ihres aktuellen Abos an. 300 Euro im Jahr für teils unattraktive Spiele – das ist den meisten Anhängern dann doch zu viel. Zumal man als Fußball-Fan, der das vollumfängliche TV-Erlebnis mit allen Ligen und Wettbewerben sehen will, ja auch noch bei Sky, Amazon Prime, RTL+ und MagentaTV seinen Monatsbeitrag leisten muss. Das können dann ab der neuen Saison schnell 100 Euro pro Monat werden. Wehe dem, der dann sogar noch eine Dauerkarte für seinen Lieblingsverein besitzt oder auch nur eine Tageskarte erwerben möchte. Der Fußball verkommt derzeit zum Luxusgut.

In Zeiten der drastischen Inflation ist klar, dass überall die Preise steigen. Doch dann trennen sich die Menschen als erstes von Luxusgütern. Dass der Fußball dazu gehört, ist eine traurige Entwicklung des Volkssports. Gegensteuern können die Ligen wohl nur selbst: Wollen sie ein attraktives Spiel für die Massen bleiben – oder möglichst viel Geld schöpfen? Diese Frage muss sich auch die DFL bei der kommenden Rechtevergabe für die Bundesliga-Übertragungen stellen. Die Dazn-Preiserhöhung und die zu erwartende Kündigungswelle ist da nur ein weiterer Warnschuss.

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