Schön gespielt, aber verloren Polanski: "Müssen torgeiler werden"

Hannover · Mehr Torschüsse, mehr Ecken, mehr Ballbesitz, aber kein Tor: Wenn 1899 Hoffenheim nach der 0:1-Niederlage bei Hannover 96 weitermacht wie bisher, wird das Team nicht in Schönheit sterben, aber absteigen.

Bundesliga 12/13: Heurelho Gomes patzt gegen Diouf
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"Wir müssen einfach geiler auf Tore werden" - Hoffenheims Mittelfeldspieler Eugen Polanski platzte nach der 0:1 (0:1)-Niederlage bei Hannover 96 lautstark der Kragen. Der 26 Jahre alte Pole, in der Winterpause von Mainz 05 zur TSG gewechselt, konnte nicht glauben, mit welcher Nonchalance sich einiger seiner Teamkollegen in diese unnötige Niederlage ergaben.

Die fein dosierte Kritik von Trainer Marco Kurz und Manager Andreas Müller am uninspirierten Auftritt der Kraichgauer in der WM-Arena am Maschsee war Nationalspieler Polanski viel zu milde: "Ich bin fast sprachlos und verstehe nicht, warum wir in unserer Situation nicht einfachen, ehrlichen Fußball spielen. Da müssen wir schnell ansetzen."

Denn sonst wird die TSG am Saisonende nicht in Schönheit sterben, aber absteigen. 17:8 Torschüsse zählten die Statistiker, 10:5 Ecken, sie ermittelten einen Ballbesitz von 55 Prozent. Die Punkte aber blieben an der Leine, dennoch warfen die Verantwortlichen nur mit Wattebällchen nach ihren Profis und vermieden deutliche Worte.

Zu kompliziert gespielt

"Wir haben nicht konsequent genug und zu kompliziert gespielt", merkte Müller milde an, sein Coach ergänzte fast sanftmütig: "Unserem Spiel hat die Klarheit gefehlt. Das war zu wenig, um hier zu punkten." Polanski hingegen redete Klartext: "Einige fühlen sich bei uns von so etwas nicht angesprochen. Das muss dringend thematisiert werden.

Auch die Leistung könnte auf Dauer zu wenig sein, um die Klasse zu erhalten. Die Hoffenheimer Fans jedenfalls haben den Abstiegskampf ihres Klubs ganz offensichtlich schon verloren gegeben. Gerade einmal 123 (!) Gästefans hatten die Mannschaft in die niedersächsische Landeshauptstadt begleitet.

Und so wird das Landesderby am kommenden Wochenende gegen den VfB Stuttgart schon zu einer wahrlich richtungsweisenden Partie. Mit einem Sieg gegen den VfB könnten die Hoffenheimer den Punkterückstand auf die Schwaben von derzeit neun auf dann sechs Punkte verkürzen. Fast schon die letzte Chance, den Relegationsplatz 16 wenigstens mittelfristig zu verlassen.

Fehlen wird in diesem Prestigeduell der Brasilianer Roberto Firmino. Der an diesem Nachmittag noch aktivste Hoffenheimer holte sich vor 35.200 Zuschauern mit einem geradezu blödsinnigen Foul im Mittelfeld die fünfte Gelbe Karte ab und ist nun gesperrt.

Die Norddeutschen nutzten die Gelegenheit gern, gegen einer derart dankbaren Gegner den vierten Heimsieg in Folge einzufahren und sich in der Tabelle vom zehnten auf den neunten Platz zu verbessern. "Ein wertvoller Sieg, und auch noch zu null gespielt", sagte 96-Coach Mirko Slomka erleichtert, die Chance auf eine erneute Europa-League-Qualifikation wurde damit gewahrt.

"Wir haben so wenig Chancen zugelassen wie schon lange nicht mehr", lobte auch Torhüter Ron-Robert Zieler die Deckungsarbeit der "Roten". Effektivität war auch in der Hannoveraner Offensive diesmal Trumpf: Gleich seine erste von insgesamt zwei Einschussmöglichkeiten nutzte Torjäger Mame Diouf schon in der achten Minute zum Treffer des Tages.

(sid/csi)
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