Superstar lässt Köln zappeln Podolski: "Dann muss ich halt auf die Tribüne"

Berlin · Zwei Tore, ein persönlicher Rekord und eine klare Ansage: Der Gala-Vorstellung auf dem Rasen ließ Lukas Podolski ein Machtwort im Vertragspoker folgen. "Wenn man mit mir nicht in die neue Saison gehen will, muss ich halt in der zweiten Mannschaft spielen oder auf die Tribüne", sagte der 26-Jährige.

Bundesliga 11/12: Berlin - Schalke
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Mit seinem fünften Doppelpack in dieser Saison (61. und 73.) und einer starken Leistung hatte der Nationalspieler den 1. FC Köln zum 4:0 (1:0)-Sieg gegen den SC Freiburg geführt.

Die Tonart wird rauer, nachdem FC-Sportdirektor Volker Finke den Druck auf Podolski erhöht hat. Man wolle mit dem Topstürmer nur in die neue Saison gehen, wenn dieser vorher einen neuen Vertrag unterzeichne. Schließlich würden die Kölner nur noch im Sommer eine stattliche Ablösesumme für den Publikumsliebling erhalten. In der Winterpause sollen die Verhandlungen über eine vorzeitige Verlängerung des bis 2013 laufenden Vertrages beginnen, eine gute Gesprächsgrundlage sieht freilich anders aus.

Interesse von Schalke

Ohnehin hat "Prinz Poldi", der mit 13 Toren bereits am 16. Spieltag seine persönliche Bundesliga-Bestmarke aus dem Vorjahr egalisierte, alle Trümpfe in der Hand. So will er sich auch gar nicht unter Druck setzen lassen, das Interesse ist groß, die Führungsetage von Schalke hat ihres schon öffentlich bekundet. "Mein Vertrag geht noch eineinhalb Jahre, und wenn ich das in eineinhalb Jahren entscheide, dann entscheide ich das in eineinhalb Jahren", sagte Podolski.

Auf die Frage, ob bei ihm das Telefon pausenlos klingele, erklärte er selbstbewusst: "Es werden in den nächsten Wochen und Monaten immer wieder Vereine kommen, die sich nach vorne drängen. Das kann ich nicht beeinflussen." Neben Schalke sollen auch Klubs aus England wie der FC Arsenal dabei sein. Für den 26-Jährigen ist diese Situation alles andere als unangenehm, ja offenbar sogar leistungsfördernd.

"Liebe" zu den Fans als Kriterium zu wenig

Seine "Liebe" zu den Kölner Fans, die mit Hassgesängen auf das Schalker Interesse ("Sch ... 04") reagierten, währe seit dem ersten Jugendspiel, und werde auch immer bleiben, sagte Podolski. Sie reicht als Kriterium für einen Verbleib beim FC aber offenbar nicht aus. Das bekam vor allem die Leitung am Samstag zu spüren. Die kommentierte derweil das von Schalke-Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies und Sportdirektor Horst Heldt geäußerte Interesse an Podolski mit unangemessener Häme.

"Lukas kann in jeder Mannschaft dieser Welt spielen. Er spielt das beste halbe Jahr seiner Karriere. Er kann auf jeden Fall in einem besseren Verein als Schalke 04 spielen", sagte Kölns Trainer Stale Solbakken. Und Finke meinte: "Horst Heldt sagte, dass man weder den Verein noch den Spieler kontaktiert habe. Deswegen sollte das man nicht so ernst nehmen. Hauptsache man bleibt im Gespräch."

Das wollte Heldt so nicht stehen lassen. "Schalke hat das Recht, über einen deutschen Nationalspieler nachzudenken", sagte Schalkes Sportdirektor in der Sendung "Doppelpass" beim TV-Sender Sport1. "Bevor er ins Ausland zu Galatasaray Istanbul geht, wäre es doch schön, ihn in der Liga zu halten." Bisher seien das aber nur Gedankenspiele.

Zwei Tore von Christian Clemens

Im Trubel um den Star ging die wohl beste Leistung von Christian Clemens fast unter, der ebenfalls zwei Tore (19./66.) erzielte, das zum 3:0 gar per Eckball. "Ich habe ihm schon mal zum Tor des Monats gratuliert. Jetzt braucht er nur noch neun, um mich einzuholen", sagte Podolski, der mit zehn Toren des Monats Rekordhalter ist - und sportlich unersetzbar scheint. Das wissen auch die Verantwortlichen und umgarnen den gebürtigen Polen fast schon plump. "Er hat ein großes Herz für Köln, und wir habe die Chance, ihn zu halten. Er ist Weltklasse", sagte Solbakken. Torwart Michael Rensing äußerte vorsichtig seinen Wunsch: "Viel Geld oder Poldi - ich als Spieler kann das nicht entscheiden, aber ich bin natürlich für Poldi."

Mit 20 Punkten auf dem Konto geht Köln in das Nachholspiel gegen den FSV Mainz 05 am Dienstag, am Samstagabend gab es aber zunächst im Restaurant des Schokoladen-Museums eine Weihnachtsfeier. Für die Bosse wohl eher ein Fest der Besinnung. In Freiburg hingegen gibt es angesichts des letzten Tabellenplatzes nichts zu feiern. "Wenn wir nicht an unsere Leistungsgrenze kommen, ist es schwer, Punkte zu holen", sagte Trainer Marcus Sorg.

(DAPD)
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