Wolf-Dieter Ahlenfelder genießt Kultstatus Pausenpfiff nach 32 Minuten: Der "Malteser-Schiri" wird 70

Zu den unvergessenen Episoden in über 50 Jahren Bundesliga gehört jenes Spiel in Bremen, bei dem Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder zweifellos einen im Tee hatte.

 Wolf-Dieter Ahlenfelder wird 70: Ex-Schiedsrichter mit Kultstatus.

Wolf-Dieter Ahlenfelder wird 70: Ex-Schiedsrichter mit Kultstatus.

Foto: dpa, rwe tmk

Zum 70. gibt's ein Gläschen Sekt, sagt er. Also doch keinen "Ahlenfelder", kein Bier und Malteser. Der langjährige Bundesliga-Schiedsrichter Wolf-Dieter Ahlenfelder feiert seinen runden Geburtstag an diesem Dienstag mit Ehefrau Christl und Verwandten in einem Restaurant. Irgendjemand wird ihn bestimmt wieder darauf ansprechen auf jene Partie am 8. November 1975 zwischen Werder Bremen und Hannover 96, als der - nicht mehr ganz nüchterne - Referee aus Oberhausen nach 32 Minuten zur Halbzeit pfiff. "Wir wollen mal ehrlich sein: Dadurch ist der Ahlenfelder groß geworden", räumt der Jubilar in einem dpa-Gespräch ein.

 Wolf-Dieter Ahlenfelder 1975: "Durch die Sache in Bremen bin ich zur Legende geworden", sagt er.

Wolf-Dieter Ahlenfelder 1975: "Durch die Sache in Bremen bin ich zur Legende geworden", sagt er.

Foto: dpa

In Bremen konnte man jahrelang einen "Ahlenfelder" bestellen, da wusste jeder Fußballfan, was gemeint ist. Seine Generation hat mit den heuten Erstliga-Referees, die im Prinzip Profis sind, nichts zu tun. Ahlenfelder und vor allem Walter Eschweiler (78), der immer noch Stammgast in VIP-Räumen und bei Promitreffs ist, pflegen gerne ihren etwas merkwürdigen Kultstatus. Der nun 70-Jährige galt zwar als hervorragender Schiedsrichter, geriet aber auf dem Rasen mit seinem Bäuchlein gewaltig ins Schwitzen, wovon seine roten Bäckchen zeugten.
Mit den Spielern konnte er gut. Legendär sein Zwiegespräch mit Paul Breitner. "Ahlenfelder, du pfeifst wie ein Arsch" - "Breitner, kann es sein, dass du spielst wie ein Arsch?"

Es war die Zeit, als die Unparteiischen vor dem Anpfiff mit ihren Assistenten und den Schiedsrichter-Betreuern der Clubs noch in den Vereinslokalen an einem extra ausgewiesenen Tisch saßen - und sich am Buffet bedienten. Kohl und Pinkel habe es für die Referees damals in Bremen gegeben, erinnert sich der frühere Bremer Nationalspieler Horst Höttges in einem ZDF-Film. "Da gehört ja ein Schnaps dazu. Die haben Malteser getrunken - ein paar, vielleicht ein paar übern Durst."

Zu früh "in den Flötenkasten reingeblasen"

Über die genauen Hintergründe jenes legendären Spiels gibt es unterschiedliche Aussagen - von Ahlenfelder. "Wenn ich sage, dass ich vor Bundesliga-Spielen Wasser und Fanta getrunken habe, dann wäre das eine Lüge", meinte er mal. Und: "Ein Bier und ein Malteser zum Mittagessen, das wird doch wohl noch erlaubt sein." Oder: "Aus einem Bier sind irgendwann drei und dann sechs geworden, dabei hatte das mit Alkohol überhaupt nichts zu tun." Außerdem: "In betrunkenem Zustand ein Bundesliga-Spiel zu pfeifen, das schafft man nicht."

Ahlenfelder hatte jedenfalls zu früh "in den Flötenkasten reingeblasen". Da habe sein Linienrichter mit der Fahne gefuchtelt. So ging es mit Schiedsrichter-Ball doch weiter. 90 Sekunden zu früh pfiff er denn endgültig zur Pause. Ahlenfelder brachte es zwischen 1975 und 1988 auf 106 Bundesliga-Spiele und kam dabei mit vier Roten Karten aus. Einmal erhielt der Mineralölkaufmann die "Goldene Pfeife" als bester deutscher Schiri. "Durch die Sache in Bremen bin ich zur Legende geworden", sagt er.

Seine Kollegen heute, meinte er kürzlich in einem "Stern"-Interview, die tun ihm leid. "Mit diesen ganzen saumäßigen Kameras und wat nicht alles. Denken Sie nur an das Phantomtor. Dat geht mir so auf die Kirsche!" Auf der anderen Seite sei das Niveau der Unparteiischen zurückgegangen. "Dabei gibt's inzwischen sogar zwei extra Torrichter, die in der Nase bohren, und so einen Sesselfurzer, der als vierter Mann Täfelchen hochhält. Wir haben das früher mit drei Mann hingekriegt." Und sogar mit Bier und Malteser.

(dpa)
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