Unverhoffter Hauptdarsteller Owomoyela schießt Dortmund zum Sieg

Bremen (RPO). Davon hatten sie mehr als ein Jahr lang geträumt. Wieder sorgenfrei Fußball spielen - und nicht von Arztpraxis zu Arztpraxis pilgern, immer in der Angst, dass es nicht weiter geht mit der Karriere als Bundesligaprofi. Als nun das Okay kam von ihren Trainern vor dem Spitzenspiel in Bremen, waren Werders Naldo und Dortmunds Patrick Owomoyela eigentlich schon froh, wieder dabei zu sein.

Bundesliga 11/12: Bremen - Dortmund
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Wer hätte auch geahnt, dass sie die Hauptdarsteller sein sollten im Spitzenspiel am Freitagabend vor 42.068 Zuschauern im ausverkauften Weserstadion, das der Meister clever mit 2:0 (1:0) gewann. Wen interessierte die Gelb-Rote Karte für Ivan Perisic (47.), der mit seinem Tor in der 42. Minute die erste Saison-Heimpleite für Werder und den ersten Sieg der Borussia in Bremen seit fünf Jahren eingeleitet hatte? Owomoyela und der von Bremer Seite zum "Mann des Spiels" gekürte Naldo waren die Stars des Abends.

"Geschichten, die der Fußball schreibt"

"Das sind die Geschichten, die der Fußball schreibt", sagte Owomoyela. Denn natürlich sei es ein besonderes Vergnügen gewesen, nach dem Sehnenriss im Hüftmuskel ausgerechnet gegen den früheren Arbeitgeber zurückzukehren in den Fußball-Alltag. "Es ist schon nahe dran an einem perfekten Abend", sagte der Rechtsverteidiger. Das zweite Tor (72.) ging auf sein Konto, als der Gastgeber in Überzahl Morgenluft witterte, sich aber zu naiv anstellte.

"Wir haben aus den Fehlern gegen Hertha nichts gelernt", schimpfte Werder-Trainer Thomas Schaaf. Sein Ärger war verständlich. Auch beim 2:1 gegen die eine halbe Stunde lang sogar mit zwei Mann weniger kämpfenden Berliner hatten seine Spieler vergessen, dass man in Überzahl schnell kombinieren und über die Flügel kommen sollte.

Werder zurück in der Realität

Kapitän Clemens Fritz, der wie viele Bremer nicht seinen besten Tag hatte, versuchte erst gar nicht, die Pleite schönzureden. "Das müssen wir einfach besser machen", sagte er. "Gegen Hertha hatten wir das Quäntchen Glück. Heute hat man gesehen, dass noch viel Arbeit vor uns liegt."

Nach dem 2:3 in Hannover hat die zweite Niederlage nacheinander den vermeintlichen Bayern-Jäger zurück in die Realität geholt. "So schnell geht das", sagte Fritz und ergänzte nachdrücklich: "Wir wollen nächste Saison wieder international spielen." Geschäftsführer Klaus Allofs versuchte es mit einem Scherz: "Jäger kommen auch mal ohne Beute nach Hause und müssen am nächsten Tag doch wieder los."

Jetzt will Dortmund auch in Piräus gewinnen

Bescheidener waren die Ansprüche der Rückkehrer Owomoyela und Naldo. "Profifußball über 90 Minuten habe ich vor zehn Monaten zum letzten Mal gemacht", erklärte der Dortmunder. "Ich durfte im April zehn Minuten gegen den HSV spielen - dann war ich schon wieder verletzt."

Am Mittwoch geht es für die Borussia nach drei Bundesliga-Siegen in Serie in der Champions League bei Olympiakos Piräus weiter. "Da sollten wir anfangen, mal drei Punkte einzufahren. Das ist nicht unbedingt einfach in dem Hexenkessel dort", sagte Owomoyela. Der 31-Jährige hofft, gegen den Letzten der Gruppe F mit von der Partie und erfolgreich zu sein.

Die Vorzeichen für den ersten Sieg nach nur einem Punkt in zwei Spielen stehen gut, wie BVB-Chef Hans-Joachim Watzke glaubt: "Wenn man mit zehn Mann gewinnt und noch zu null, gibt das natürlich Selbstvertrauen." Trainer Jürgen Klopp legte noch eine Schippe drauf: "Werder mit elf Mann zu schlagen, ist schwierig. Aber mit zehn Mann? Da hätte ich vorher gesagt: unmöglich."

Nach 517 Tagen endlich wieder ein komplettes Spiel

Unmöglich - dieses Wort hat Naldo in den zurückliegenden 517 Tagen oft gehört. Am seidenen Faden hing seine Karriere, weil das rechte Knie nicht heilen wollte. Erst nach einer Operation Anfang des Jahres in Brasilien ging es bergauf. "Super, es war ein Traum für mich wieder in der Startelf", sagte der 29-Jährige. Vieles gelang ihm - aber vor dem ersten Gegentreffer machte er im Duett mit Andreas Wolf gegen Robert Lewandowski keine gute Figur.

"Ich bin ein bisschen traurig über die Niederlage. Wir haben nicht clever gespielt, als Dortmund in Unterzahl war", sagte der Brasilianer. Ans Knie habe er zu keiner Zeit gedacht. "Ich bin zu 100 Prozent in die Zweikämpfe gegangen. Nun hoffe ich, dass wir nächste Woche in Augsburg wieder drei Punkte holen."

Statistik

Bremen: Mielitz - Sokratis, Wolf (74. Wagner), Naldo, Schmitz - Bargfrede (62. Ekici) - Fritz, Hunt - Marin - Rosenberg, Pizarro. - Trainer: Schaaf

Dortmund: Weidenfeller - Owomoyela, Subotic, Hummels, Löwe - Sven Bender, Gündogan (74. Kehl) - Großkreutz, Götze (89. Leitner), Perisic - Lewandowski (88. Barrios). - Trainer: Klopp

Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)

Tore: 0:1 Perisic (42.), 0:2 Owomoyela (71.)

Zuschauer: 42.068 (ausverkauft)

Beste Spieler: Fritz, Pizarro - Weidenfeller, Hummels

Gelb-Rote Karten: Perisic wegen wiederholten Foulspiels (47.)

Gelbe Karten: Wolf (2) - Subotic

Torschüsse: 26:10

Ecken: 11:3

Ballbesitz: 60:40 Prozent

Fouls: 15:17

(sid/chk)
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