Der "Club" braucht ein Wunder Nürnberg hat im Kampf gegen den Abstieg schon resigniert

Nürnberg · Den 1. FC Nürnberg kann nur noch ein Fußball-Wunder vor dem Abstieg in die 2. Liga retten. Vor dem letzten Saisonspiel bei Schalke 04 hat der "Club" auf breiter Front resigniert.

 Josip Drmic und der 1. FC Nürnberg sind wohl kaum noch zu retten.

Josip Drmic und der 1. FC Nürnberg sind wohl kaum noch zu retten.

Foto: dpa, hak

Mannschaft und Sportdirektor sind schwer angeschlagen, der Glaube an das Fußball-Wunder ist kaum noch vorhanden, und der Ex-Boss fängt schon an zu lästern: Der 1. FC Nürnberg blickt seinem Rekordabstieg und einer ungewissen Zukunft entgegen. Selbst die Durchhalteparolen am Valznerweiher klingen bereits nach Abstieg. "Ich glaube immer an das Gute", sagt Mittelfeldspieler Mike Frantz zwar. Er sagt aber auch: "Im Leben passiert vieles, das passieren muss." Und das scheinbar Unausweichliche ist der achte Abstieg des ehemaligen Rekordmeisters, der damit eine "Bestmarke" aufstellen würde.

Sieg auf Schalke ist Pflicht

Realistischerweise muss der "Club", der die letzten sechs Spiele (4:17 Tore) verloren hat und dem in Timothy Chandler, Javier Pinola und Marvin Plattenhardt drei Stützen gelbgesperrt fehlen werden, bei Schalke 04 gewinnen. Doch die Königsblauen werden im Kampf um die direkte Champions-League-Qualifikation sicher nicht nachlässig agieren. Und selbst ein Sieg auf Schalke würde Nürnberg im Idealfall zunächst nur den Gang in die Relegation sichern.

"Manchmal ist etwas unmöglich, aber man schafft es trotzdem. Wir müssen Glauben in die Mannschaft kriegen. Wir müssen das Wunder schaffen", sagt Per Nilsson. Doch selbst auf die bedingungslose Unterstützung der Fans darf das Team nicht (mehr) bauen. Beim 0:2 am vergangenen Samstag gegen Hannover 96 schwankte die Stimmung im Stadion bereits zwischen Wut und Verzweiflung. Sportvorstand Martin Bader musste sich erstmals in seiner zehnjährigen Amtszeit bei den Franken "Bader-raus"-Rufe anhören. "Natürlich geht einem das an die Nieren", sagte Bader, der sich von der Kritik aber "nicht lähmen lassen" will: "Meine Zukunft interessiert jetzt nicht, es geht allein um den Klassenerhalt."

Es wäre für Bader der zweite Abstieg mit dem "Club", der das letzte Mal 2008, damals sogar als Pokalsieger, den Gang in die 2. Liga antreten hatte müssen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass der 46-Jährige auch diesen übersteht. Der Aufsichtsrat, ohnehin nicht gerade mächtig in Nürnberg, trug alle Entscheidungen von Bader mit. Und auch wenn sich einige davon — vor allem die vorschnelle Entlassung von Trainer Michael Wiesinger, ohne eine sichere A-Lösung in der Hinterhand gehabt zu haben — als falsch entpuppten: Dem "Club" würde ohne den starken Mann Bader wohl erst Recht das Chaos drohen.

Ex-Klubchef Roth sieht schwarz

"Er ist ein tüchtiger Mann, aber ihm fehlt einfach ein sportlicher Experte an seiner Seite", sagte Michael A. Roth (78) der "Bild". Nach dem nicht ganz freiwilligen Rücktritt Roths vor fünf Jahren vergrößerte sich die Machtfülle Baders erheblich. Nun, sagte Roth, sehe er schwarz. Die Lage beim Traditionsverein sei "ein Desaster".

In der Tat wird beim "Club" eine personelle Entlastung für Bader diskutiert, zumal der bevorstehende Neuaufbau ein Kraftakt werden würde. Torwart Raphael Schäfer, der im Falle des Abstiegs signalisiert hat zu bleiben, könnte eine wichtige Stütze bei der Umstrukturierung werden. Spieler wie Josip Drmic, Frantz, Chandler, Plattenhardt oder Hiroshi Kiyotake dürften kaum zu halten sein, obwohl die wirtschaftlichen Verhältnisse bei weitem nicht mehr so angespannt sind wie unter der Regentschaft des Teppichhändlers Roth. Dennoch: Der mit schweren wirtschaftlichen Einbußen verbundene Abstieg gefährdet natürlich auch den zuletzt stabilen Konsolidierungskurs.

Und einen neuen Trainer braucht der "Club" auch. Dass Feuerwehrmann Roger Prinzen auch in der 2. Liga als Chefcoach arbeiten wird, scheint ausgeschlossen. Sein Engagement war eindeutig auf Rettung ausgelegt. Und an die glauben nur noch Berufsoptimisten.

(sid)
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