Hertha schielt auf Spitze Kovac kommt mit Bayern „nach Hause“

Berlin · Der jüngste Punktverlust stachelt den FC Bayern an. Der Berliner Junge Kovac will mit seinem Team an alter Wirkungsstätte wieder zu Dominanz und Treffsicherheit zurück. Hertha möchte vor vollem Haus mutig dagegenhalten - Manager Preetz denkt sogar ganz groß.

 Bayern-Trainer Niko Kovac ist in Berlin aufgewachsen.

Bayern-Trainer Niko Kovac ist in Berlin aufgewachsen.

Foto: dpa/Matthias Balk

Der Branchen-Primus spürt erstmals in dieser Saison zumindest einen Hauch der Verfolgerschatten - eine runderneuerte Hertha möchte endlich wieder einmal Bayern-Bezwinger sein. Dreimal nacheinander waren Pal Dardai und seine Berliner in der vom Münchner Starensemble dominierten Fußball-Bundesliga schon nah dran an einem Sieg gegen den übermächtigen FC Bayern. 1:1, 2:2, 0:0 - und jetzt?

„Wir haben die einmalige Chance, sogar Tabellenführer zu werden“, erklärte Michael Preetz am Donnerstag mutig. Es ist wohl nur eine theoretische Chance oder der Hertha-Manager hat sich verrechnet: Denn der Hauptstadtclub (10 Punkte) müsste am Freitag (20.30 Uhr) gleich mit drei Treffern Differenz gewinnen, um auch im Torverhältnis die Bayern (13) zu überflügeln.

Doch auch ein einfacher Sieg wäre für Hertha ein außergewöhnlicher Erfolg. „Es wäre schön, wenn wir das erste Tor machen. Oder wenn wir ein Siegtor machen nach so viel Jahren“, sagte Cheftrainer Dardai vor dem 67. Aufeinandertreffen. „Die Tagesform entscheidet viel. Wenn wir eine bessere haben als in Bremen haben wir eine Minimalchance.“

Eine mit jugendlichem Elan und Erfahrung gemischte Hertha hat sich mit den neuen Kräften Javairo Dilrosun (20) aus der Talentekiste von Manchester City und der Liverpool-Leihgabe Marko Grujic (22/fällt mit Innenbandanriss aus) Respekt erspielt bei der Liga-Konkurrenz, auch beim Meister und Tabellenführer. Bayern-Coach Niko Kovac ließ zuletzt gegen den FC Augsburg einige Stammkräfte wie Robert Lewandowski und Jérôme Boateng auf der Bank, die in Berlin wieder in der Startelf stehen sollten. Preetz wertete das als „Respekt“, den sich sein Team mit zehn Punkten und attraktivem Fußball erarbeitet habe.

Die Bayern treten nach dem überraschenden Punktverlust gegen Augsburg (1:1) mit großer Motivation vor 74 469 Fans im ausverkauften Olympiastadion an. „Wir wollen jetzt in Berlin nachlegen und das, was wir liegen gelassen haben, wieder mitnehmen“, sagte Kovac. Für den 46-Jährigen ist die Partie speziell: Er wurde in der Hauptstadt geboren und in Berlin-Wedding groß, wo Hertha seine Wurzeln hat.

Kovac spielte gleich zweimal für die Alte Dame, erst in der 2. dann in der 1. Liga. „Immer, wenn man nach Hause fährt, freut man sich. Ich habe dort noch Verwandte und Freunde“, sagte der Neu-Bayer. Verzichten muss Koavc auf den angeschlagenen Leon Goretzka (Sprunggelenkblessur). Dafür rückt der 18 Jahre alte Linksverteidiger Jonathan Meier in den Kader.

Der erste Punktverlust der Saison soll bei seinen Spielern wieder alle Sinne schärfen. „Es tut schon weh direkt danach. Aber in der aktuellen Phase darf uns das nicht aus der Bahn werfen“, betonte Nationalspieler Thomas Müller.

Torwart Manuel Neuer, direkt beteiligt am schmerzhaften Gegentor gegen Augsburg, sieht nach der ersten eigenen Schwäche und dem 7:0-Ausrufezeichen von Borussia Dortmund (nur noch zwei Punkte zurück) die zwingende Notwendigkeit, die Bayern-Dominanz zu verdeutlichen: „Jetzt müssen wir wieder mit einer hohen Motivation gegen eine starke Hertha antreten und versuchen, dort die drei Punkte zu stehlen“, unterstrich der Kapitän. Letztmals gelang das seinem Team im April 2016.

Ein Hertha-Sieg im preußisch-bayrischen Duell liegt weiter zurück. Im Februar 2009 unter Trainer Lucien Favre führten zwei Treffer von Andrej Woronin zum 2:1 gegen die damals von Jürgen Klinsmann gecoachten Münchner. Dardai war als Mittelfeld-Abräumer dabei, obwohl er nach einer Operation „nur im Stehen“ spielen konnte. „Für jeden ist es immer ein besonderes Spiel“, sagte der jetzt 42-Jährige.

Nicht erst nach dem Rückschlag in Bremen (1:3) weiß Dardai, dass der Weg zu einem dauerhaften Spitzenteam für einen Verein wie Hertha weiter extrem steinig ist, auch wenn das Team in dieser Saison schon einige Farbtupfer setzen konnte. „Wir sind froh, uns mit diesen Spielern messen zu können“, erklärte der Ungar zum Duell mit dem Münchner Starensemble: „Wir wollen es einfach genießen.“

(pabie/dpa)
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