Rücktritt aus freien Stücken Neuer Bundesliga-Trend? Trainer gehen trotz erreichter Ziele

Berlin · Früher mussten Bundesliga-Trainer als schwächstes Glied der Kette sportlichem Misserfolg büßen. Nach der 51. Spielzeit bietet die Bundesliga etwas Anderes: Trotz Erfolgs gehen Tuchel und Co. aus freien Stücken. Wohin ist (noch) ungewiss - ein neuer Trend?

Veh verabschiedet sich aus Frankfurt
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Eigentlich verabschieden sich Trainer eher bei sportlichem Misserfolg, nun gehen mehrere Übungsleiter von sich aus - trotz erreichter Saisonziele. Das Ende der 51. Bundesliga-Saison bietet ungewöhnliche Personal-Konstellationen mit Brisanz sogar für zunächst unbeteiligte Vereine. Thomas Tuchel will raus aus der heilen Mainzer Welt und bringt damit auch Schalke 04 in Erklärungsnot. Und selbst nach dem geschafften Aufstieg sorgte André Breitenreiter mit einem vermiedenen Treuebekenntnis für neue Spekulationen beim SC Paderborn.

Armin Veh und Sascha Lewandowski wickelten ihren Abgang hingegen relativ geräuschlos ab. Lewandowski verabschiedet sich auf eigenem Wunsch aus dem Rampenlicht und kehrt bei Bayer Leverkusen zurück ins zweite Glied. Veh wechselt zur alten Fußball-Liebe VfB Stuttgart von der Frankfurter Eintracht, bei dem neben Bernd Schuster auch Roberto di Matteo und der frühere HSV-Trainer Thorsten Fink im Gespräch sind. Beim schwäbischen Tabellen-15. verkündete Huub Stevens nach geschaffter Mission eine Auszeit und machte so nebenbei elegant den Weg für Veh, den VfB-Meistertrainer von 2007 frei.

Vehs Ja-Wort zum VfB erfolgte rasch, längeres Kopfzerbrechen dürfte der vom Zeitpunkt und Art her überraschende Abgang Tuchels aus Mainz nicht nur dem rheinhessischen Europa-League-Qualifikanten begleiten. Ob beabsichtigt oder nicht, machten Tuchel und sein tief enttäuschter Noch-Verein eine weitere Baustelle auf, indem sie fortgeschrittene Kontakte Tuchels zu Schalkes Manager Horst Heldt offenbarten. Heidel selbst empfahl Tuchel nach dessen Vertragsende 2015 "wärmstens".

Heldt räumt Gespräche ein

Heldt hatte bereits vor der geschafften Teilnahme an der Champions League wiederholt seine Zufriedenheit mit Trainer Jens Keller betont - dieser reagierte zu Gesprächen seines Vereins mit einem potenziellem Nachfolger gelassen und "kann darüber nur noch schmunzeln". Am Montagnachmittag erklärte Heldt, Keller bleibe definitiv in der Saison 14/15 Schalke-Trainer. "Wir wollten uns nie von Jens Keller trennen", betonte Heldt. Gleichzeitig räumte der 44-Jährige aber ein, dass es nach der schwächeren Hinrunde mit Platz sieben auch mit anderen Trainern Gespräche gab - um für den Fall gerüstet zu sein, dass es in der Rückrunde nicht wie gewünscht laufen sollte. Auch habe es ein Gespräch mit Mainz-Manager Christian Heidel über Tuchel gegeben.

Für Heidel ist nun Handeln das Gebot der Stunde. "Der Plan B liegt in der Schublade. Er war aber für 2015 vorgesehen, nicht für 2014. Wir wollten uns in Ruhe vorbereiten", sagte er. Erste Nachfolger werden bereits gehandelt. Der "Kicker" sieht den Dänen Kasper Hjulmand vom dänischen Erstligisten FC Nordsjaelland in aussichtsreicher Position. Auch der Name Thorsten Lieberknecht fällt, doch hat der gerade erst seinen Vertrag beim Absteiger Eintracht Braunschweig bis 2017 verlängert. Als interne Lösung bietet sich U23-Coach Martin Schmidt an.

"Ich will niemanden belügen und erst einmal den Augenblick genießen"

Inmitten des Paderborner Aufstiegsjubels sorgten Äußerungen von Trainer Breitenreiter für neue Spekulationen - trotz eines jüngst um zwei Jahre verlängerten Vertrages. "Ich will niemanden belügen und erst einmal den Augenblick genießen", hatte er auf Fragen nach seiner Zukunft geantwortet. Treueschwüre klingen anders. Dennoch ist Manager Michael Born guter Dinge, dass der bis 2016 vertraglich gebundene und angeblich von Eintracht Frankfurt umworbene Breitenreiter dem Verein treu bleibt: "André und Paderborn - diese Erfolgsgeschichte ist noch nicht zu Ende."

(dpa)
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