Deja-vu gegen Bayern Mutlose Schalker kleinlaut

Gelsenkirchen · Schalke 04 wollte den Beweis antreten, etwas näher an die Bayern herangerückt zu sein, sah sich aber am Ende aber "noch Jahre weg".

Bundesliga 12/13: Schalke - Bayern
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Nach dem Deja-vu war Lewis Holtby ganz kleinlaut. "Es tut mir leid, dass wir so destruktiv gespielt haben", sagte der U21-Nationalspieler von Schalke 04 nach dem ernüchternden 0:2 (0:0) gegen Bayern München im ersten Spitzenspiel der Bundesliga-Saison: "Unsere Köpfe waren nach dem 0:1 sofort unten."

Nichts war vor 61.673 Zuschauern in der ausverkauften Schalker Arena von dem zu sehen gewesen, was Holtby und Co. zuvor vollmundig angekündigt hatten. Man wolle zeigen, dass man auch gegen die Großen gewinnen und "was Großes" schaffen könne, hatte der Mittelfeldspieler gesagt. Andere wollten "auf Augenhöhe" mit dem Rekordmeister sein, "lechzten" wie Kapitän Benedikt Höwedes nach einem Sieg.

Kein Mut, kein Kampf, keine Chance

Am Ende war jedoch alles wie vor einem Jahr: kein Mut, kein Kampf, keine Chance. "Auf Augenhöhe mit Bayern?", fragte Trainer Huub Stevens und gab selbst die Antwort: "Wir sind noch Jahre weg." Genauso weit wie in der Vorsaison, als die Schalker alle vier Duelle mit Meister Borussia Dortmund und dem Vize Bayern sang- und klanglos verloren hatten.

Die Ankündigungen seiner Spieler klangen Manager Horst Heldt noch in den Ohren, als er feststellte: "Die Wahrheit liegt immer noch auf dem Platz." Und was er da gesehen hatte, gefiel ihm gar nicht. "In einigen Situationen war der Mut nicht da, war die Leidenschaft nicht da", bemängelte er.

In der Tat hatten die Schalker fast über die gesamten 90 Minuten den Zuschauer gemimt, während die Münchner ziemlich ungestört kombinierten. "Die Bayern hatten 20 Ballkontakte, und wir kamen überhaupt nicht an den Ball", stellte Höwedes zu Recht fest. Und Torjäger Klaas-Jan Huntelaar analysierte: "Der Unterschied war das Mittelfeld, die Bayern waren immer ein Mann mehr."

Draxler und Holtby gehen unter

Während vor allem die starken Bastian Schweinsteiger und Toni Kroos Tempo und Richtung des Spiels kontrollierten, kam "Draxby" gar nicht auf Touren. Die zuletzt so überzeugenden Jungstars Holtby und Julian Draxler fielen bei der ersten Reifeprüfung durch. Nur kurz vor der Halbzeit spielte Holtby den einen oder anderen klugen Pass, als die Königsblauen den Rekordmeister für 15 Minuten unter Druck setzten und zu Fehlern zwangen.

Draxler, zwei Tage zuvor 19 geworden, verschluderte kurz nach der Pause die einzige Chance, das Deja-vu zu verhindern. Nachdem er Nationalspieler Jerome Boateng den Ball stibitzt hatte, verhaspelte er sich am Bayern-Strafraum, statt den völlig freien Huntelaar anzuspielen. Auch vor dem eigenen Tor zahlten die jungen Schalker Lehrgeld: Joel Matip (21) leistete bei beiden Gegentreffern unfreiwillige Unterstützung.

Neuer wundert sich

Obwohl danach noch mehr als eine halbe Stunde zu spielen war, gaben die Schalker auf. Stevens wechselte "Draxby" aus, doch auch Barcelona-Leihgabe Ibrahim Afellay und Tranquillo Barnetta konnten die leblosen Königsblauen nicht wieder auf die Beine bringen.

Und so wunderte sich nicht nur der Ex-Schalker Manuel Neuer, "dass es so klar war". Nur zweimal hatte der Nationaltorwart Gelegenheit, an alter Wirkungsstätte sein Können zu demonstrieren - bei Schüssen von Jefferson Farfan. Selbst die Pfiffe, die ihn in ohrenbetäubender Lautstärke empfangen und bei jedem Ballkontakt begleitet hatten, wurden am Ende immer leiser. Denn auch die Zuschauer verschwanden kleinlaut nach dem Deja-vu.

(sid)
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