Verhandlungen in Hamburg Slomka wird Trainer — aber ist der HSV noch zu retten?

Hamburg · Der Hamburger SV bewegt sich mit großen Schritten auf seinen ersten Bundesliga-Abstieg zu. Nach der Trainerentlassung zerbricht offenbar auch der Aufsichtsrat. Der hatte gerade die Machtprobe mit dem Vorstand verloren. Am nächsten Spieltag kommt Dortmund.

Mirko Slomka – Trainer, TV-Experte, Niedersachse
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Wer miterleben möchte, wie sich ein Verein selbst zugrunde richtet, der ist beim Hamburger SV schon seit Jahren goldrichtig. So toll wie in diesem Jahr aber war es noch nie. Sieben Niederlagen in Folge, zum Höhepunkt ein 2:4 beim Tabellenletzten Eintracht Braunschweig, führten zur zweiten Trainer-Entlassung der Saison. Nach Thorsten Fink muss nun auch Bert van Marwijk gehen.

Reaktionen auf van Marwijks Entlassung beim HSV
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Foto: dpa, Uwe Anspach

Mirko Slomka wird wohl für die Rolle des Retters verpflichtet, auch wenn der Aufsichtsrat den Kontrakt am Sonntagabend noch nicht abgesegnet hatte. Zugleich bricht das Kontrollgremium auseinander, vier von elf Mitgliedern sollen ihren Rücktritt angeboten haben — unter ihnen der Vorsitzende Jens Meier.

RT @Sky_MarcusJ: Mirko Slomka in Hamburg angekommen. Teammanager Marinus Bester nimmt ihn im Empfang.#ssnhd pic.twitter.com/sP8KCV0R1C

Der Aufsichtsrat hat nach dpa-Informationen am Montagmorgen der sogenannten überplanmäßigen Ausgabe für den Coach einstimmig zugestimmt. Slomka soll um 13 Uhr im Rahmen einer Pressekonferenz beim HSV als Nachfolger von Bert van Marwijk vorgestellt werden und wird am Nachmittag das erste Training leiten. Der 46-Jährige soll einen Zweijahresvertrag erhalten, der auch für die 2. Bundesliga gilt. Zur Zeit befindet sich Slomka bereits auf der HSV-Geschäftsstelle.

Die Schlacht an der Vereinsspitze ist einstweilen zugunsten des Klubchefs Carl Jarchow und des Sportdirektors Oliver Kreuzer entschieden. In der vergangenen Woche hatte der Aufsichtsrat noch deren Ablösung betrieben. Ins Chaos passt, dass einflussreiche Gruppen sich offen um die Verpflichtung des gelernten Alleinherrschers Felix Magath bemüht hatten, der dann auf die Insel zu Fulham floh, weil wiederum andere einflussreiche Gruppen an der Tauglichkeit seines Konzepts "30 Mann kaufen, es werden schon ein paar Gute dabei sein" zweifelten.

Das tun sie sogar zu Recht, denn das Bundesliga-Gründungsmitglied drücken Verbindlichkeiten in Höhe von 100 Millionen Euro. Der neue Trainer muss die Trendwende mit dem Personal bewerkstelligen, das der Verein in den vergangenen Jahren ohne viel Sinn und Verstand zusammengestellt hat. Schon die Vorbereitungsspiele zeigten, dass da zu wenig zusammenpasst.

Talente stehen auf viel zu verantwortungsvollen Posten, der alternde Star Rafael van der Vaart (fällt nach Bänderriss drei Wochen aus) beeindruckt mehr durch die Schlagzeilen aus dem Privatleben als mit Verwendbarkeit in einem Team, das Arbeiter nötiger braucht als Kringeldreher. Das größte Verhängnis aber ist das Anspruchsdenken der besonders wichtigen Menschen im Klub, die sogar in der zweiten Liga noch von der Champions League faseln werden. Auch deshalb ist der Abstieg ganz nah.

(spol)
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