Bayern spielt Ablöse herunter Martinez: 40 Millionen — na und?!

München · 40 Millionen Euro, na und?! Bei der Präsentation von Neuzugang Javier Martinez bemüht sich der FC Bayern, dem Rekordtransfer die Dimension zu nehmen.

Bundesliga 12/13: Bayern stellt Martinez vor
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Zwei Dutzend Fernsehkameras, rund 60 Journalisten und ein gutes Dutzend Fotografen verfolgten jede Regung, doch Javier Martinez blieb ganz cool. "Bueno", gut, sagte der 40-Millionen-Euro-Mann, als er den riesigen Presseraum der Allianz Arena, seines künftigen Arbeitsplatzes, betrat. Und bueno war sein ganzer erster Auftritt in München. Die schwarzen Haare lässig verstrubbelt, das schwarz-rote Shirt ungezwungen über der zerschlissenen Jeans, gab er freundlich lächelnd Auskunft. 40 Millionen Euro, na und?!

Die Rekordsumme, das war Martinez und den Verantwortlichen von Bayern München sehr wichtig, soll für ihn und den Klub nicht zur Belastung werden. "Warum sollte man das Geld auf dem Festgeldkonto liegen lassen", sagte Ehrenpräsident Franz Beckenbauer der Bild, "da gibt es zurzeit eh kaum Zinsen."

Da investierte der Fußball-Rekordmeister seine Millionen lieber in einen spanischen Nationalspieler, den Trainer Jupp Heynckes "polyvalent" nannte. "Er kann ein Spiel lesen, er sieht das ganze Spielfeld, kann auch mal rustikal dazwischenfegen - er ist genau der Spieler, den wir brauchen."

Und er ist teuer. 40 Millionen Euro, so viel hat noch nie ein deutscher Klub für einen Spieler bezahlt. Sportvorstand Matthias Sammer, der links neben Martinez Platz genommen hatte, versuchte gleichwohl, dem Transfer die Dimension zu nehmen. Martinez habe auf Gehalt verzichtet, die "Gesamtkonstellation" sei deshalb so, "dass es bei uns kein Rekord ist. Es ist eine große Größenordnung, aber er steht nicht allein."

Martinez, betonte Sammer ernst, "kann nichts für diese Ablöse. Wir wollten den Spieler haben, und das hatte seinen Preis." Heynckes merkte an, bei der Auswahl des Spielers habe auch dessen "mentale Stärke" eine große Rolle gespielt. "Er wird das wegstecken. Mit der Hilfe von mir, von Matthias Sammer und unseren Spielern." Letztere äußerten sich in ersten Reaktionen positiv über den Neuen. Franck Ribery etwa sagte der AZ: "Wir werden ihm helfen. Wenn Javi etwas braucht, sind wir da. Das ist der FC Bayern - eine große Familie."

Sicherheitshalber hatte Martinez aber seine eigene Familie mit nach München gebracht. Vater Victor, Mutter Fortu, seine Schwester und ein Neffe saßen vor dem Podium, nur seine Freundin, das Model Maria Imizcoz, hatte offenbar Wichtigeres zu tun.

Familie Martinez dürfte stolz gewesen sein auf ihren Javi. Der präsentierte sich drei Tage vor seinem 24. Geburtstag, der just auf das Bayern-Heimspiel am Sonntag (17.30 Uhr/Sky und Liga total!) gegen den VfB Stuttgart fällt, überraschend aufgeräumt. Das Hickhack um seinen Transfer, der nächtliche Medizincheck am Mittwoch - alles verdaut.

Sogar ein paar Worte auf Deutsch hatte er vorbereitet. "Ich freue mich, beim FC Bayern zu sein", sagte Martinez, und fügte fragend an: "Gut?" Der Applaus einiger Zuhörer bestätigte: Bueno.

Anschließend sprachen er, Heynckes und Sammer fast 45 Minuten lang, ehe Martinez, der bis 2017 unterschrieb, ein Bayern-Trikot mit seiner Wunschnummer 8 erhielt. "Ich werde für dieses Trikot kämpfen", versprach "Chawi Marrtine", wie er seinen Namen auf Bitten eines Reporters aussprach. Und diese 40 Millionen Euro, sagte er, sie machten ihm nichts aus.

Mit 17 Jahren sei er für sechs Millionen Euro von Osasuna nach Bilbao gewechselt, berichtete er. Ein Spiel in der Primera Division hatte er da noch nicht absolviert. "Sechs Millionen Euro, das ist für Bilbao kein Pappenstil", sagte er: "Da musste ich auch mit Druck umgehen, aber ich habe das umgewandelt in Motivation. Ich weiß, dass dieses Trikot Verantwortung bedeutet, und ich will diese annehmen." Gegen Stuttgart wird das wohl noch nicht der Fall sein, danach droht die Abstellung für das spanische Nationalteam.

Sammer versuchte, die Erwartungen vor dem Debüt des "Kaisers von Ayegui" zu dämpfen. "Der ein oder andere wird erwarten, dass es am Anfang gleich 'Ah' und 'Oh' macht. Aber wir wollten am Ende 'Ah' und 'Oh'." Heynckes betonte nachdrücklich, "total überzeugt" zu sein von Martinez, den er schon seit Jahren beobachte. "Er hat Autorität auf dem Fußballfeld und verkörpert genau den Spielertyp, den man im modernen Fußball braucht. Er passt zu uns."

(sid)
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