Kolumne: Gegenpressing Götze sitzt mal wieder zwischen allen Stühlen

Der Spieler will beim FC Bayern München bleiben, aber der Verein möchte ihn loswerden. Der Klub kann nur noch in diesem Jahr bei einem Wechsel eine Ablösesumme fordern.

 RP-Redakteur Gianni Costa.

RP-Redakteur Gianni Costa.

Foto: Phil Ninh

Vermutlich hätte Mario Götze nach seinem Siegtreffer im WM-Finale 2014 direkt nach Dortmund zurückwechseln sollen. Allerdings nicht zum Ballspielverein 1909, sondern als Exponat in das dort ebenfalls ansässige Deutsche Fußballmuseum. Er war damals gerade zarte 22 Jahre alt und hatte der Welt gezeigt, zumindest für ein paar Minuten besser als Lionel Messi zu sein. Götze entschied sich in seinem jugendlichen Leichtsinn allerdings zur Rückkehr zum FC Bayern München. An der Säbener Straße sieht man die Legenden vor all den Superstars nicht. Und weil das so ist, wäre es auch keine große Geschichte gewesen, wenn Götze irgendwann zu einem anderen Verein weitergezogen wäre. Doch Götze ist mit seinen nun reifen 23 Jahren zur Erkenntnis gekommen, seine Heimat ist der FCB. Dort will er sich durchsetzen. Nach drei Spielzeiten ein geradezu fantastischer Plan.

Der FC Bayern wähnte Götze als größtes Talent des deutschen Fußballs und hat ihn deshalb 2013 recht unsanft der Obhut des BVB entrissen. Doch der Mittelfeldakteur hat in der bisherigen Zeit nicht so eingeschlagen, wie man sich das von ihm erhofft hatte. In München hat er nämlich der Welt viel zu selten gezeigt, dass er besser als Lionel Messi oder ein paar Preisklassen darunter ist. Und so kommt es, dass ihm Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende des deutschen Rekordmeisters, ziemlich unverhohlen vom Hof jagen möchte. Er verstehe nicht, wieso Mario Götze unbedingt bei den Bayern bleiben möchte, sagte Rummenigge nun dem Fachmagazin "Kicker". Man habe ihm schließlich "alles klar und seriös kundgetan". Götze wisse "Bescheid, wie der Klub denkt, und er weiß, wie der künftige Trainer denkt". Carlos Ancelotti hat vermutlich etwas unvorsichtigerweise verkündet, alle fingen bei ihm bei Null an, bekämen demnach eine neue Chance, sich zu präsentieren. Also alle außer der arme Mario.

Was erlauben Götze? Trotz eines gültigen Arbeitsvertrages erdreistet er sich, dem FC Bayern nicht den Rücken kehren zu wollen. Da soll auch noch einer den Durchblick behalten. Rummenigge hatte wohl schon die Euro-Zeichen vor Augen. Mindestens 20 Millionen könnte man noch mit Götze erlösen, wenn er in dieser Saison wechselt. Der FC Liverpool soll bereit sein, so viel zu zahlen. Danach kassiert nur noch Götze, weil er dann ablösefrei ist. Und eine Verlängerung in München ist derzeit so wahrscheinlich wie der, sagen wir, FC Schalke 04 von zwei Spielzeiten mit dem gleichen Trainer. So harsch ist bei den Bayern zuletzt 2013 Mario Gomez mitgeteilt worden, dass man ihn nicht mehr so cool findet. Uli Hoeneß verjagte ihn mit der später zurückgenommenen Bemerkung, Gomez sei ein guter, aber kein sehr guter Stürmer.

Vielleicht sollte man sich an die Worte von Sepp Maier zu Mario Götze erinnern. Die Torwart-Legende hatte im vergangenen Jahr der "Bild" gesagt: "Man kann ihn nicht einfach so verkaufen. Ein junger Spieler braucht seine Zeit. Man muss bei ihm Geduld haben, dann kommt er auch beim FC Bayern in Schuss. Nicht verkaufen! Geld brauchen sie ja keines. Wie lange haben wir Rummenigge mitgezogen, bis er Weltklasse war."

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(RP)
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