Tumor-Erkrankung von Marco Russ Nürnberger sorgen mit fragwürdigen Aussagen für Kopfschütteln

Frankfurt/Main · Trainer René Weiler und Torwart Raphael Schäfer vom 1. FC Nürnberg haben nach dem Hinspiel in der Relegation bei Eintracht Frankfurt (1:1) Stellung zur Marco Russ genommen – und sich dabei kolossal verrannt.

Eintracht Frankfurt: Eigentor von Marco Russ gegen den FC Nürnberg
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Frankfurter Russ erzielt Eigentor gegen Nürnberg

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Foto: ap, PRO

Trainer René Weiler und Torwart Raphael Schäfer vom 1. FC Nürnberg haben nach dem Hinspiel in der Relegation bei Eintracht Frankfurt (1:1) Stellung zur Marco Russ genommen — und sich dabei kolossal verrannt.

Bei Russ war einen Tag vor dem Spiel ein Tumor diagnostiziert worden. Eine Doping-Probe hatte auffällige Werte hervorgebracht, daraufhin hatte Russ sich einer Untersuchung bei einem Internisten unterzogen. Trotz der Diagnose hatte Russ seinen Wunsch geäußert, im ersten Spiel der Relegation zu spielen. Die Ärzte hatten grünes Licht gegeben.

Meldung vor dem Spiel "sehr komisch"

Bei Schäfer sorgte das aber für Verwunderung. "Ich glaube wenn einer wirklich schwer krank ist, dann kann er heute kein Fußball spielen", sagte Schäfer. Deshalb sei die Meldung so kurz vor dem Spiel "sehr komisch" gewesen. Den Genesungswünschen von Sky-Reporter Sebastian Hellmann schloss sich der Keeper zwar dann noch an, doch die fragwürdigen Aussagen blieben im Raum stehen.

Auch Nürnbergs Coach René Weiler äußerste sich verwundert über den Zeitpunkt der Veröffentlichung der Meldung. "Ich finde diese Publikation dieser Geschichte nicht ideal. Ich finde, der Fußball darf auch nicht hinhalten für irgendwelche Inszenierungen", sagte der Schweizer in der ARD. Im Sky-Interview kritisierte er erneut den Zeitpunkt, zog seine Aussagen dann aber zurück und entschuldigte sich, als Reporter Hellmann ihm sagte, Frankfurt habe die Erkrankung kommuniziert, damit Russ öffentlich nicht unter Dopingverdacht gerate.

In der Nacht zu Freitag veröffentlichten die Nürnberger eine Stellungnahme zu den Äußerungen von Schäfer und Weiler. Darin entschuldigen sich beide für ihre Äußerungen unmittelbar nach der Partie. "Meine Worte waren dumm, dafür kann ich mich nur aufrichtig entschuldigen. Ich habe mich voreilig geäußert, ohne Bescheid zu wissen. So etwas darf mir nicht passieren, das ist absolut nicht in Ordnung. ", sagte Schäfer.

Eintracht-Trainer Niko Kovac sagte in der ARD: "Krankheiten kann man nicht inszenieren, sie kommen und gehen hoffentlich wieder." Der Kroate kritisierte, dass Russ die Blutprobe schon vor drei Wochen abgegeben hatte, der Spieler und der Verein aber erst jetzt die Rückmeldung zu den erhöhten Werten bekommen habe. Das sei normalerweise eine Sache von zwei Tagen.

Der 30 Jahre alte Verteidiger muss am kommenden Dienstag operiert werden. "Er wirkte sehr gefasst und seine Frau kam auch noch hinzu. Marco hat dem Trainer dann im Laufe des Abends mitgeteilt, dass er sich zum Spiel bereit fühlt", hatte der Frankfurter Vorstandschef Heribert Bruchhagen dem Radiosender FFH vort dem Spiel gesagt.

Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelte nach der Auswertung der Doping-Probe zunächst wegen des Verstoßes gegen das Anti-Doping-Gesetz gegen Russ und ließ noch am Mittwoch seine Privatwohnung, seinen Spind auf dem Trainingsgelände und sogar sein Zimmer in jenem Hotel durchsuchen, in dem sich die Eintracht auf das Nürnberg-Spiel vorbereitete. Dass der Fußball-Profi erkrankt und nicht gedopt ist, erfuhren die Ermittler angeblich erst am Donnerstagfrüh aus den Medien. Kovac sagte dazu jedoch bei der Pressekonferenz nach dem Spiel, das sei seine Lüge. Die Diagnose sei der Staatsanwaltschaft vor der Durchsuchung bekannt gewesen.

(areh/spol)
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