Schon Elfjährige stehen unter Vertrag Mainzer Nachwuchsleiter wirft Beratern „Kinderhandel“ vor

Mainz · Der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums beim FSV Mainz 05, Volker Kersting, hat Berater im Profifußball für das frühe Anlocken von jungen Spielern kritisiert.

 Ein Ball im Tor (Symbolfoto)

Ein Ball im Tor (Symbolfoto)

Foto: ap/AP, AP

„Es gibt Berater, die fangen mit 11- oder 12-Jährigen an. In diesem Altersbereich aber setzen wir uns mit Beratern grundsätzlich nicht an einen Tisch. Dann verzichten wir lieber auf einen Spieler“, sagte der 46 Jahre alte Kersting in einem Interview des Fachmagazins „Kicker“. Dies sei „glasklar Kinderhandel“.

Die Deutsche Fußballspieler-Vermittler Vereinigung (DFVV) wehrte sich gegen die Vorwürfe. Geschäftsführer Gregor Reiter sagte „Wir verwahren uns gegen den Eindruck, der (...) durch das Interview mit Herrn Kersting hervorrufen wird. Hier werden - verstärkt durch die Überschrift - Pauschalisierungen und Plattitüden aufgeworfen, die der Arbeit unserer Mitglieder nicht entsprechen und leider dazu dienen, das Berufsbild der Berater in der Öffentlichkeit zu verzerren.“ Der DFVV setze sich konsequent für den Jugendschutz ein und habe dies in der Vergangenheit, etwa durch die Einführung von Verhaltensregeln, dokumentiert.

„Wofür muss ein 11-, 12-, 13-, 14-Jähriger einen Berater haben? Das konnte mir bis zum heutigen Tag noch keiner erklären“, sagte Kersting. Der Nachwuchschef des Fußball-Bundesligisten glaubt, dass sich die Berater teilweise gar nicht für die Belange der Jugendlichen interessieren. „Die Berater suchen mittlerweile Wege - und das wird in den nächsten Jahren verstärkt kommen - wie sie im Juniorenbereich Geld verdienen können“, erklärte Kersting.

Berater, die schon bei Jugendspielern Summen von den Vereinen wollen, seien „unseriös hoch zehn“, monierte der Leiter des Nachwuchsleistungszentrums (NLZ). Das gehe so weit, dass die Berater selbst von 250 bis 300 Euro Taschengeld der Teenager noch zehn Prozent einstreichen wollen, wie Kersting berichtete. „Ein Teil der Berater, ich meine die unqualifizierten, sind derzeit mit Abstand die größten Talent-Vernichter in Deutschland.“

Reiter betonte, er stehe Kersting wie auch jedem anderen Leiter eines NLZ jederzeit für ein Gespräch zur Verfügung, um „über seriöse Beratung aufzuklären“.

(dpa/sef)
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