Rüpel, Rowdy, Rekord-Treter? Luiz Gustavo — der etwas andere Brasilianer

Frankfurt/Hoffenheim (RPO). Luiz Gustavo Dias leidet und schweigt. Nur gelegentlich huscht dem "Wiederholungstäter" vom Fußball-Bundesligisten 1899 Hoffenheim in diesen Tagen ein Lächeln über sein Gesicht. Es sind Tage, in denen sich der gläubige und derzeit gesperrte Mittelfeldspieler wieder einmal mit unangenehmen Schlagzeilen konfrontiert sieht: Rüpel, Rowdy, Rekord-Treter. Alles andere als brasilianisch eben.

Fieser Kung-Fu-Tritt von Luiz Gustavo
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Luiz Gustavo sagt dazu nichts. Doch die Zahlen sprechen eine vermeintlich deutliche Sprache - und erinnern an die Statistiken von beinharten Verteidigern. Vier Platzverweise - davon drei Gelb-Rote Karten - in den vergangenen 34 Partien. Das bedeutet, dass er im Schnitt alle 8,5 Spiele vom Platz fliegt. Dazu kommen seit 2008 noch insgesamt 24 Gelbe Karten bei null Toren.

Nach seinem Foul gegen Lewis Holtby am vergangenen Wochenende im Spiel beim VfL Bochum (1:2) wurde Luiz Gustavo für drei Spiele gesperrt. Die Partie der ohnehin von Verletzungen gebeutelten Kraichgauer am Freitagabend gegen Borussia Mönchengladbach musste der 22-Jährige wieder einmal von der Tribüne aus verfolgen.

Vereinsinterne Kritik an der robusten Spielweise von Luiz Gustavo, der vor jedem Spiel betet, blieb bislang aus. "Wie man ihn darstellt, so ist er nicht. Er leidet unter der ganzen Situation. Luiz würde sich für seine Mannschaft sogar in ein Messer reinschmeißen", sagte 1899-Trainer Ralf Rangnick und hält den 1,87 Meter großen Linksfuß für einen durchaus mannschaftsdienlichen Spieler.

Zumal Luiz Gustavo bereits seit längerem daran arbeitet, sein Karten-Risiko zu minimieren. "Er hat in den vergangenen Monaten versucht, seine Spielweise umzustellen. In dieser Zeit hat er nur eine Gelbe Karte kassiert. Er ist alles andere als ein Rowdy", erklärte Hoffenheims Manager Jan Schindelmeiser, der Sorgenkind Luiz Gustavo demonstrativ den Rücken stärkte: "Er wird nach seiner abgesessenen Sperre sicher vorsichtiger spielen. Aber er hat unsere volle Unterstützung."

Auch seine Teamkollegen sprangen dem aus Pindamonhangaba/Sao Paulo stammenden Luiz Gustavo nach seiner neuerlichen Rotsünde unterstützend zur Seite. "Das war ein Witz. Wir sind ja nicht beim Basketball. Das war höchstens etwas mehr als ein normaler Zweikampf", meinte Hoffenheims Abwehrrecke Josip Simunic über die Aktion, die Luiz Gustavo erneut zu einer Auszeit zwingt. Bochums Trainer Heiko Herrlich sah das allerdings ganz anders. "So wie er da ankam, hat er eine Verletzung des Gegenspielers billigend in Kauf genommen."

Hoffenheims Stürmer Vedad Ibisevic erwartet von seinem Rot gefährdeten Mitspieler einen Lernprozess. "Luiz muss jetzt nachdenken und stärker daraus hervorkommen. Dann wird alles gut." Luiz Gustavo indes kniet sich trotz seiner Sperre in jedem Training besonders rein und lenkt sich mit Kumpel Carlos Eduardo an der Playstation ab. Große Ziele verfolgt Luiz Gustavo ungeachtet der negativen Schlagzeilen weiterhin: "Mein Traum ist es, einmal im Stadion Nou Camp in Barcelona zu spielen." Bis zum Ende und ohne Platzverweis.

(SID/chk)
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