Nächster schwacher Auftritt Der DFB muss Schiedsrichter Stieler eine Denkpause verordnen

Meinung | Leverkusen · Tobias Stieler erlebt einen wohl unvergesslichen Abend als Schiedsrichter der Partie zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern. Der DFB muss dafür sorgen, dass es erst einmal der letzte Auftritt des Unparteiischen war.

Tobias Stieler im Spiel zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern.

Tobias Stieler im Spiel zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern.

Foto: AP/Martin Meissner

Tobias Stieler muss vom DFB eine Denkpause bekommen. So knallhart muss man es nach seiner blamablen Leistung am Sonntag im Spiel zwischen Bayer Leverkusen und dem FC Bayern München (2:1) leider sagen, als er zweimal in strittigen Situationen zunächst auf Schwalbe entschied und glasklare Elfmeter übersah. Doch der Videobeweis, an dieser Stelle häufig kritisiert, rettete den Schiedsrichter. Klar ist aber auch: ein guter Unparteiischer hätte in beiden Situationen erst gar keine Hilfe aus dem Kölner Keller benötigt.

Die Bilder ähnelten sich: zweimal fiel Amine Adli im Strafraum des FC Bayern, zweimal rannte Stieler selbstsicher heran und zückte die Gelbe Karte. Er hatte jeweils eine Schwalbe erkannt, als der Spieler von Bayer Leverkusen in zwei Situationen in der zweiten Halbzeit zu Boden ging. Zweimal musste Stieler sich bei Adli entschuldigen. Ein peinlicher Auftritt des Unparteiischen, der ohne Videobeweis dramatisch in den Titelkampf eingegriffen hätte. Denn die beiden fälligen (und glasklaren) Elfmeter verwandelte Exequiel Palacios jeweils souverän – und schoss Bayer damit zum 2:1-Sieg über den FC Bayern, der nun mit einem Punkt Rückstand in das Spitzenspiel gegen den BVB nach der Länderspielpause geht.

Der VAR, in dem Fall Videoschiedsrichter Sören Storks, sei der „Lebensretter – und auch für das Spiel der Lebensretter“, gewesen, sagte Stieler nach dem Spiel. Es mag zwar löblich sein, dass er seinen Kollegen hervorhob. Doch nötig hätte es erst gar nicht sein dürfen, hätte Stieler richtig hingeguckt. In beiden Situationen stand er gut, hätte diese Szenen richtig beurteilen müssen, tat es allerdings nicht. Nicht zum ersten Mal in diesem Kalenderjahr und schon gar nicht in seiner Karriere.

Im DFB-Pokal war es Stieler, der einen äußerst umstrittenen Handelfmeter für den VfL Bochum gegen Borussia Dortmund trotz des Studiums der TV-Bilder gab. In der Partie zwischen Borussia Mönchengladbach und dem FC Bayern war Stieler der Videoschiedsrichter und intervenierte nicht bei der äußerst umstrittenen Roten Karte gegen Dayot Upamecano. Auch im Frankenderby zwischen Greuther Fürth und dem 1. FC Nürnberg lag er mehrfach rigoros daneben.

Seit Jahren sorgt Stieler mit zweifelhaften Entscheidungen für Aufsehen, mehrfach gab der Deutsche Fußball-Bund (DFB) im Nachgang der Spiele Fehler zu. Dabei ist Stieler Fifa-Schiedsrichter, leitet auch Champions-League-Spiele – und macht auch dort immer wieder Fehler. Zudem eckt er mit seiner Art immer wieder an.

Ex-Referee Manuel Gräfe wurde am Sonntagabend bei Twitter deutlich: „Wenn man die persönliche Fehlentwicklung des letzten Jahrzehnts beispielhaft verdeutlichen will, dann das solche Schiedsrichter bis zur höchsten Gruppe der Uefa vom DFB (von Krug, Fandel & Fröhlich) protegiert wurden, aber die Leistungen es nie begründeten.“ Damit trifft Gräfe ins Schwarze. Eine Denkpause wäre daher für Stieler dringend angebracht – übrigens wäre es nicht die erste in dessen Karriere. Das sagt schon viel über seine persönliche Leistungsentwicklung aus.

Aber auch für den DFB wäre es wichtig, Stieler vorerst nicht mehr einzusetzen, um noch größeren Schaden vom Schiedsrichterwesen in Deutschland abzuwenden. Die Kritik an den Unparteiischen ist ohnehin groß – und Auftritte wie der von Stieler tragen nicht gerade dazu bei, dass diese verstummt.

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