Endspiel gegen Ex-Trainer Babbel Leblose Hertha vor brisantem Duell

Berlin · Hertha BSC droht der sechste Abstieg. Am letzten Spieltag hilft der "alten Dame" nur ein Sieg im Duell gegen 1899 Hoffenheim mit Ex-Trainer Markus Babbel. Gleichzeitig müssen die Berliner auf Schützenhilfe von Bayern München in Köln hoffen.

Bundesliga 11/12: Rosenkrieg zwischen Babbel und Hertha
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Foto: dapd

Michael Preetz war nicht ganz wohl in seiner Haut. "Wir spielen nicht gegen Markus Babbel, sondern gegen Hoffenheim", betonte der Manager von Hertha BSC nach dem 0:4 (0:1) bei Schalke 04 mit Blick auf das Saisonfinale. Doch der umstrittene Preetz wusste ganz genau, welches Thema die nächste Woche beherrschen wird: Ausgerechnet gegen den geschassten Ex-Trainer, der nach der Lügenaffäre im Streit schied, geht es um die allerletzte Chance.

Babbel tritt nach

Babbel, der nach dem Hinspiel gegen Hoffenheim entlassen worden war, goss bereits Öl ins Feuer. "Nein, wir wären hundertprozentig nicht abgestiegen, da hätte ich alles drauf gewettet. Es hat einfach super gepasst zwischen Mannschaft und Trainerteam", sagte der Europameister von 1996 dem Tagesspiegel und verwies auf die 20 Punkte, die die Hertha unter seiner Regie holte.

Seine Nachfolger Michael Skibbe und Otto Rehhagel brachten es in der Rückrunde zusammen gerade mal auf acht Zähler, die Berliner rutschten auf den vorletzten Platz ab. Nur mit einem Sieg gegen Babbel und Hoffenheim hat der Hauptstadtklub noch eine Chance auf den 16. Rang und die Relegation - wenn gleichzeitig der 1. FC Köln nicht gegen Bayern München gewinnt.

Babbel kritisierte seinen Intimfeind Preetz noch einmal in aller Deutlichkeit. "Die Leute bei Hertha sind selbst verantwortlich für die aktuelle Situation und für das, was sie nach der Trennung von mir gemacht haben", sagte er. Hertha habe schon vor seiner Freistellung mit einem neuen Trainer verhandelt: "Das weiß ich nach einem Telefonat mit Michael Skibbe."

Außerdem betonte Babbel, dass nicht er, sondern Preetz gelogen habe. Er habe dem Manager bereits Mitte November mitgeteilt, dass er seinen Vertrag nicht verlängern wolle - nicht einen Monat später, wie Preetz erklärte. "Es werden nun mal leider gezielt Sachen über mich in Umlauf gebracht, die nicht der Wahrheit entsprechen", sagte Babbel: "Manches geht tief in die Privatsphäre, anderes betrifft meine Arbeit als Trainer."

Rehhagel bemüht den Fußball-Gott

Sein Nach-Nachfolger Rehhagel, in der Presse schon als "Möchtegern-Retter" verspottet, bemühte nach der siebten Pleite im elften Spiel unter seiner Regie himmlische Mächte. "Der Fußball-Gott hat uns noch eine Chance gegeben", sagte der 73-Jährige und griff noch einmal tief in die Kiste mit den Durchhalteparolen: "Die Enttäuschung ist groß, aber wir haben immer noch Hoffnung. Wir müssen weiter positiv denken und an den Klassenerhalt glauben."

Den Eindruck, noch an irgendetwas zu glauben, machten seine Spieler auf Schalke nicht. Erst ergaben sie sich gegen lange Zeit ideenlose Schalker willenlos in ihr Schicksal, dann schwiegen sie. "Wir sollen nichts sagen", erklärte Kapitän Christian Lell, und Torwart Thomas Kraft meinte: "Ich will nichts sagen, sonst muss ich aufpassen." Einzig der gesperrte Lewan Kobiaschwili nahm an alter Wirkungsstätte den Maulkorb ab: "Es ist komisch, dass wir immer noch eine Chance haben. Aber es ist unsere letzte."

Für den Berliner Kurier sind die Berliner Profis schon längst gestorben. "Hilfe! Untote quälen Hertha-Fans", titelte das Boulevard-Blatt und zeigte vier Spieler in einer Fotomontage als Zombies. Als leblos empfand auch Rehhagel den einen oder anderen Profi. "Kämpfen ist eine Frage der Mentalität", sagte der Trainer-Oldie, "und wir haben zu viele Spieler, die keine Körpersprache haben und zu still sind."

(sid)
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