Nürnberg - Hamburg 0:5 Lasogga zerlegt Nürnberg in sieben Minuten

Nürnberg · Ein Großteil der Zuschauer hatte das Nürnberger Stadion schon lange vor dem Schlusspfiff verlassen, der Rest der FCN-Anhänger verabschiedete seine Mannschaft mit einem gellenden Pfeifkonzert. Als sich die Spieler des 1. FC Nürnberg nach dem 0:5 (0:1)-Debakel gegen den Hamburger SC kurz in die eigene Kurve trauten, spürten sie die Wut der treuen Fans und verzogen sich schnell in die Kabine. Für Trainer Michael Wiesinger, dessen Rauswurf viele Fans lautstark forderten, wird die Luft nach dem achten Saisonspiel ohne Sieg immer dünnner.

Bundesliga 13/14: Nürnberg - Hamburg
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"Natürlich habe ich die Pfiffe vernommen. Ich muss das Spiel jetzt in Ruhe analysieren und mich auch selbst hinterfragen. Wir wollten heute den Bock umstoßen und kassieren stattdessen eine brutale Niederlage. Das ist auch für mich sehr emotional", sagte Wiesinger sichtlich angeschlagen bei Sky. Der 40-Jährige, der Anfang des Jahres den Posten beim Club übernommen hatte, stellte klar: "Es geht jetzt um den 1. FC Nürnberg und nicht um meine Person."

Nach Angaben von Nürnbergs Sportdirekor Martin Bader muss sich Wiesinger aber keine Sorge um seinen Job haben. "Er hat bei uns einen Vertrag und genießt nach wie vor unser Vertrauen", sagte der starke Mann beim Club, fügte aber hinzu: "Wir müssen unsere Fehler schonungslos analysieren."

Der HSV ist unter seinem neuen Coach Bert van Marwijk dagegen auch dank eines Hattricks von Pierre-Michel Lasogga auf dem Weg aus dem Tabellenkeller. Hertha-Leihgabe Lasogga gelang in der zweiten Halbzeit mit drei Tore binnen acht Minuten der viertschnellste Dreierpack der Bundesliga-Geschichte.

"Am Anfang hatten wir wieder zu viele Ballverkuste, am Ende haben wir aber richtig guten Fußball gespielt. Der neue Trainer hat einige Kleinigkeiten verändert, die Abwehr stand ganz sicher", kommentierte HSV-Sportchef Oliver Kreuzer den Erfolg und hatte noch ein Sonderlob für den neuen Goalgetter Lasogga: "Das ist ein Spaßfußballer, der viel positive Energie in die Mannschaft bringt.
Das hat er heute bewiesen."

Lasogga vollendete in der 59. Minute mit einem Flachschuss einen Konter zunächst zum 2:0 und köpfte drei Minuten später den Ball nach einer Ecke von Rafael van der Vaart unbedrängt ein. In der 67. Minute glückte dem 21-Jährigen schließlich ein Sonntagsschuss aus gut 25 Metern, bevor Tolgay Arslan (74.) einen dicken Patzer von FCN-Torwart Raphael Schäfer aus über 40 Metern zum 5:0 nutzte. Mittelfeldstar van der Vaart hatte in der 17. Minute mit einer sehenswerten Direktabnahme das Führungstor in dem für beide Teams wegweisenden Spiel erzielt.

"Wichtig war, dass wir uns heute als Mannschaft präsentiert haben. Das war heute ein erfolgreicher Tag, natürlich auch für mich", sagte Lasogga. Hamburg präsentierte sich vor allem defensiv wesentlich gefestigter als zuletzt und ließ nur wenige Chancen zu. Allerdings zeigte Nürnberg gerade im kreativen Spiel auch gravierende Schwächen. Das Offensivspiel des Bundesliga-Dinos wirkte zudem strukturierter als unter Ex-Coach Thorsten Fink. Van der Vaart setzte sich nur bei seinem Treffer, sondern auch als geschickter Ballverteiler gut in Szene und wurde nur von Lasogga in den Schatten gestellt.

Die 38.042 Zuschauer in der Nürnberger Arena sahen eine ausgeglichene erste Hälfte mit vielen Unzulänglichkeiten auf beiden Seiten. Van Marwijk machte sich lautstark und gestikulierend an der Seitenlinie bemerkbar. Gerade im defensiven Umschaltverhalten gestattete der HSV anfangs so manche Räume und hatte Glück, dass die Wiesinger-Elf so harmlos war. Offensiv bekam das HSV-Spiel dagegen zunehmend Struktur. Als die Nürnberger dann im Deckungszentrum wiederholt unsortiert waren, schlug der niederländische Nationalspieler van der Vaart zu.

Die taktische Umstellung von Wiesinger, der gegen eine der schwächsten Abwehrreihen der Liga auf eine Mittelfeldraute und zwei Stürmer setzte, erzielte nie die gewünschte Wirkung. Teilweise zwar unansehnlich, aber doch effektiv, verteidigte der HSV.

Nach der Pause spielten sich die Hanseaten in einen regelrechten Rausch, während die Nürnberger untergingen. Mit jeder Minute gewann der HSV an Sicherheit und deckte schonungslos die enormen Defizite des Gastgebers auf.

Beim HSV überragten Lasogga und van der Vaart, bei den Franken erreichte kein Spieler seine Normalform.

(sid)
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