NRW-Innenminister verteidigt Entscheidung Kritik an Jäger für Polizei-Rückzug auf Schalke

Düsseldorf · Die Entscheidung von NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD), nur noch dann Einsatzkräfte der Polizei ins Stadion des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 zu schicken, wenn der Verein sie anfordert, ist auf heftige Kritik bei der Opposition gestoßen. Für FDP-Chef Christian Lindner ist die Ankündigung des Ministers "mehr als fraglich". Jäger versuche, an einem Verein ein Exempel zu statuieren. Schalke werde "künftig Unterstützung durch die Polizei verwehrt, die allen anderen Bundesligisten zuteil wird, um größtmögliche Sicherheit in den Stadien gewähren zu können".

Nach Auffassung des Innenministers ist der Verein für die Sicherheit im Stadion zuständig. Die Polizei werde weiterhin im öffentlichen Raum außerhalb des Stadions präsent sein. Es sei "klar, dass die Polizei ins Stadion kommt, wenn die Ordnungskräfte überfordert sind".

Die Piratenpartei erklärte, Jäger bestrafe den Verein und wolle ihn "mundtot" machen. Viele Vereine würden sich in Zukunft wohl nicht mehr trauen, Kritik zu üben, wenn ein Polizeieinsatz "völlig unverhältnismäßig, gefährlich und unsinnig ist", heißt es in einer Stellungnahme der Landtagsfraktion.

Hintergrund der Auseinandersetzungen ist der Streit um den harten Polizei-Einsatz im Fanblock beim Playoff-Spiel zur Champions League von Schalke 04 gegen Paok Saloniki. Beamte waren am 21. August mit Schlagstöcken und unter Einsatz von Pfefferspray in den Schalker Block eingedrungen. 80 Personen mussten sich anschließend in ärztliche Behandlung begeben. Zur Begründung ihres Einsatzes hatte die Polizei erklärt, die Anhänger des griechischen Vize-Meisters hätten sich durch eine mazedonische Fahne "als Volksgruppe beleidigt und erheblich verunglimpft" gefühlt.

Der FC Schalke solidarisierte sich indes sofort mit seinen eigenen Anhängern. Vereinsvertreter reagierten fassungslos und bezeichneten den Einsatz als völlig unverhältnismäßig. "Auf ihrer Homepage hat die Schalker Führung immer noch den Vorwurf des unverhältnismäßigen Einschreitens der Polizei, ganz offensichtlich um die Szene der Schalker Fanvertreter zu beruhigen. Gleichzeitig hat die Führung in internen Gesprächen längst eingeräumt, dass der Polizeieinsatz in Ordnung gewesen ist. Das ist eine gespaltene Zunge auf Kosten der Einsatzkräfte. Das kann sich die Polizei nicht bieten lassen", bekundet Rainer Wendt, Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft.

Auf Schalke zeigte man sich von der aktuellen Entwicklung überrascht. Geschäftsführer Peter Peters betonte: "Wir werden versuchen, eine Basis zu finden, damit sich alle wieder an einen Tisch setzen können." Bei Jägers Vorstoß soll es indes auch um die Frage gehen, ob sich Fußballvereine nicht in einem viel stärkeren finanziellen Ausmaß an den Einsätzen beteiligen sollen.

(RP)
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