Kolumne Gegenpressing Der Fußball sollte auf Sommerpause verzichten

Düsseldorf · Irgendwo rollt immer ein Ball. Wozu also auch nur einen Tag auf Fußball verzichten? Die Vereine sollten ein Einsehen haben und einfach ganzjährig und ohne Unterbrechungen auf Tour gehen.

 Borussia Dortmund bereitet sich derzeit in Amerika auf die neue Bundesliga-Saison vor.

Borussia Dortmund bereitet sich derzeit in Amerika auf die neue Bundesliga-Saison vor.

Foto: AFP/Justin Berl

Was waren das noch für schreckliche Zeiten, als der Fußball sich irgendwann einfach in eine Sommerpause verabschiedet hat. Das war natürlich schrecklich egoistisch. Denn was sollte man die ganze Zeit machen? Der Fußball hat das mit der Pause wirklich ernst gemeint – und so kam es tatsächlich vor, dass man sich irgendwann in einem Sommerloch befand, weil niemand sich bemüßigt fühlte, etwas zu erzählen. So kam man zum Beispiel in den Genuss, dass putzige kleine Kaimane, je heißer die Temperaturen wurden, zu immer monströseren Krokodilen mutierten.

Das ist alles schon lange her. Hoch offiziell verabschiedet sich auch heute noch der Fußball in eine Pause. Die dauert indes nur exakt solange, wie das nächste Transfergerücht durch die Branche getrieben wird. Damit sich kein Fan Sorgen um seine Spieler machen muss, wird selbst aus dem Urlaub der Spieler mindestens ein virtuelles Fotoalbum angeboten. Loris Karius, der gebeutelte Torwart des FC Liverpool, hat sogar ein paar Videos produziert, um seinen Fitnesszustand in der malerischen Kulisse von Los Angeles zu dokumentieren.

Und spätestens zum Trainingsauftakt ist die Maschinerie wieder komplett angelaufen. Denn es wird in den meisten Fällen nicht auf der Wiese vor dem eigenen Stadion trainiert, sondern die Vereine, die größtenteils Firmen sind, nutzen die Vorbereitung als nette Möglichkeit, noch ein paar Einnahmen zu generieren. Die ganz großen Spieler in dem Geschäft veranstalten keine Trainingslager mehr, sondern sie „touren“ – durch die USA, den Nahen Osten und China. Um auf den Wachstumsmärkten die Bekanntheit zu erhöhen. Um neue Sponsoren oder sogar Investoren von ihrem Produkt zu überzeugen. Und um neue Fans zu gewinnen, die dann im nächsten Sommer sich zum Beispiel brennend für die Urlaubsfotos der Spieler interessieren.

Es spricht also vieles dafür, das Wort „Pause“ im Fußball einfach komplett zu streichen. Und wenn die Spieler irgendwann auf der Strecke schlapp machen? Dann kommen einfach neue dazu! Es wäre doch alleine aus Vermarktungsgründen viel besser, wenn man nicht nur elf Spieler zum Herumreichen hätte, sondern 30 oder 40. Aus diesem Fundus könnte man dann zwei Teams bilden und damit ganzjährig um den Erdball touren. Irgendwo geht immer die Sonne auf. Und wenn nicht, ist der Fußball trotzdem schon da.

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