Interview mit Gladbachs Präsident Königs: "Müssen alles besser machen"

Mönchengladbach (RP). Borussia Mönchengladbachs Präsident Rolf Königs spricht im Interview mit unserer Redaktion über den neuen Sportmanager Christian Ziege, die Chancen auf den Klassenerhalt und den Unterschied zwischen Wirtschaft und Profisport.

 Gladbachs Präsident Rolf Königs spricht im Interview Klartext.

Gladbachs Präsident Rolf Königs spricht im Interview Klartext.

Foto: AP, AP

Herr Königs, die Borussia liegt zehn Spieltage vor Schluss auf Rang 18. Und Sie haben sich zwei junge Leute, Christian Ziege und Jos Luhukay, an die Spitze der sportlichen Abteilung gestellt. Haben Sie keine Angst, dass die Namen im Abstiegskampf verbrannt werden könnten?

Königs: Nein, überhaupt nicht. Wir waren uns einig, dass wir keine Interimslösung schaffen. Christian Ziege ist für uns eine mittel- bis langfristige Lösung. Das ist die Präambel. Ziege ist mit uns seiner natürlichen Autorität schon als Spieler und später als Trainer im Jugendbereich aufgefallen. Er hat sich sehr positiv entwickelt. Wir haben ihn gefragt: "Trauen Sie sich diesen Job zu?" Er traut ihn sich zu. Und wir trauen es ihm zu.

Gilt das auch für Trainer Luhukay?

Wahrscheinlich sind Sie dann ein Zweitligist.

Königs: Wir gehen davon aus, dass wir den Klassenerhalt schaffen. Dafür mobilisieren wir die letzten Reserven. Auch in dieser Hinsicht traue ich Ziege eine Menge zu. Was Luhukay betrifft: Gespräche über eine Vertragsverlängerung hängen nicht vom Klassenverbleib ab.

Als Sie 1999 ins Präsidium des Klubs kamen, war Borussia für Sie ein Projekt. Ist dieses Projekt beim Abstieg gescheitert?

Welchen Anteil haben Sie selbst an dieser Entwicklung?

Königs: Natürlich haben wir Fehler gemacht. Wir müssen alles hinterfragen und selbstkritisch sein. Wir müssen alles besser machen. Nur ein Beispiel: Wir haben ein hervorragendes Scouting-System. Aber wir müssen uns dessen viel mehr bedienen. Wir sollten nicht so viel in fremden Ländern suchen, denn das Gute liegt so nah.

Hatte Ihre sportliche Führung zu wenig Aufsicht gehabt?

Schmerzt das, wenn Sie als Mitverantwortlicher dargestellt werden?

Königs: Selbstverständlich schmerzt so etwas. Das Präsidentenamt ist ein Ehrenamt, es macht jedoch im Moment nicht viel Spaß, und man legt auch keine Ehre damit ein. Aber damit muss ich leben.

Wie weit sind Ihre Planungen für das nächste Spieljahr?

Sie glauben aber doch nicht, dass Sie jetzt die Zusage von Spielern bekommen, wenn die nicht mal wissen, für welche Liga?

Königs: Das ist sicher problematisch. Aber wir sind immer noch eine sehr gute Adresse. Das wird uns von allen Seiten bestätigt. Wir dürfen nur nicht wieder in die Situation kommen, dass wir nehmen, was uns Berater anbieten, was gerade auf dem Markt ist. Wir müssen selbst gezielt nach Verstärkungen suchen.

Hat die Marke Borussia unter dem Abwärtstrend gelitten?

Das hört sich so an, als wollten Sie gleich wieder zurück.

Königs: Auf keinen Fall. Wir haben uns 1999 geschworen: Das darf uns nicht noch einmal passieren. Es war zwar wirtschaftlich eine erfolgreiche Zeit, aber die Tour über die Dörfer müssen wir nicht noch mal haben.

Sie sind ein Mann der Wirtschaft. Was unterscheidet den Sport von anderen Wirtschaftszweigen?

Sind Sie mit der Illusion ins Präsidentenamt gegangen, dass sich der Erfolg mit einem gewissen Aufwand erarbeiten lässt?

Königs: So bin ich da nicht herangegangen. Aber ich wusste, wenn man die wirtschaftliche Situation in Ordnung bringt, hat man eine Plattform, von der aus man die sportliche besser lösen kann. Wirtschaftlich stehen wir gut da, sportlich müssen wir vieles besser machen.

Vor acht Jahren haben Sie sich Fristen gesetzt, innerhalb derer Sie den Klub wieder ins internationale Geschäft führen wollten. Wie sieht es jetzt damit aus?

Königs: Ich gebe keine Zeiträume an. Wir müssen erst einmal diese Situation überstehen. Dazu brauchen wir die alten, nicht die altmodischen Tugenden: Zusammenhalt zum Beispiel. Unsere Mitarbeiter demonstrieren das heute, indem sie ein Trikot mit dem Aufdruck "ein Team" tragen.

Müssen die Mitarbeiter bei einem Abstieg um ihre Jobs bangen?

Königs: Nein, das hat personell keine Auswirkungen. Wir brauchen unsere Leute.

Haben Sie denn mal mit Rücktrittsgedanken gespielt?

Königs: Daran habe ich nie gedacht.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort