Diskussion um BVB-Verteidiger Klopp und Löw streiten über Hummels

Dortmund · Man hätte gut verstanden, wenn sich Jürgen Klopp, berauscht von der Leistung der eigenen Mannschaft, einfach zurückgelehnt und den Lobgesang auf die Offensive angestimmt hätte. 6:2 gegen den Hamburger SV. Eine Demonstration der eigenen Stärke über weite Strecken. Doch der Trainer von Borussia Dortmund wollte da mal eine Sache klarstellen.

Mit seinen Spielern würde zu kritisch umgegangen. Er meinte damit besonders Bundestrainer Joachim Löw, der zuletzt ziemlich deutlich auf Schwächen der Defensivkräfte Mats Hummels und Marcel Schmelzer im Trikot der Nationalmannschaft hingewiesen hatte. "Ich glaube nicht, dass Jogi Löw ein Problem mit Borussia Dortmund hat. Aber es ist auch Tatsache: Wenn Fehler Namen kriegen, dann ist es nicht unwahrscheinlich, dass es ein Borussia-Dortmund-Spieler ist", bekundete Klopp.

Löw will das Gespräch mit dem BVB-Chefcoach suchen, sieht aber keinen Grund, seine Personalpolitik zu korrigieren. "Ich habe zuletzt immer wieder betont, dass Mats Hummels ein sehr guter Innenverteidiger ist, der in unseren Planungen eine wichtige Rolle einnimmt. Das weiß auch Jürgen Klopp", erklärte Löw gewohnt staatstragend in der "Bild". Die neue Situation sei vor allem Ergebnis des Konkurrenzkampfes in der Fußball-Nationalmannschaft. Mit der "neuen Situation" ist gemeint, dass Hummels bei den beiden Qualifikationspartien gegen Österreich (3:0) und gegen die Färöer (3:0) jeweils 90 Minuten auf der Ersatzbank saß.

Bei den Westfalen hat man das vom Selbstverständnis her schon als einen Affront empfunden. Klopp hatte sich erstaunlich lange zu dem Thema ausgeschwiegen. Hummels selbst hat ebenfalls auf eine Kommentierung der Sachlage verzichtet. Niemand wollte es sich mit dem Bundestrainer verscherzen, der in ähnlich gelagerten Fällen schon einmal dazu tendiert hat, auf stur zu schalten.

Öffentliche Diskussion um Hummels ärgert Klopp

"Sicher werden wir in den nächsten Wochen eine passende Gelegenheit finden, um uns in Ruhe auszutauschen", kündigte jetzt Löw an. Generell müsse ein Trainer aber das Recht haben, "die Dinge anzusprechen, die ihm nicht gefallen", ergänzte Löw: "Nur so können wir uns verbessern." Klopps Ärger bezog sich im Kern auf die öffentliche Diskussion um Innenverteidiger Hummels nach dem Länderspiel gegen Paraguay (3:3). Hummels hatte bei zwei Gegentoren schlecht ausgesehen und seinen Platz in der Startelf an Bayern-Profi Jérôme Boateng verloren. Viel schlimmer noch für Klopp — Löw hatte hinterher die Schwächen von Hummels besonders betont.

"Ich habe mich damals bei Marcel Schmelzer ein wenig gewundert und jetzt bei Mats. Solche Dinge müssen dann auch mal aufgeklärt werden. Die Fehler beim Paraguay-Spiel stehen bis heute so da, als hätte die Mats alleine verbockt", monierte Klopp. Und einmal so schön in Rage, hat er auch noch allen anderen Kritikern einen mitgegeben. Die Medien würden die Leistungen seiner Spieler nicht fachgerecht beurteilen. "Ich möchte über das Richtige diskutieren und keine Themen aufmachen — nicht: ,Klopp sagt das über Löw'. Das ist Blödsinn. Ich möchte gerne über Fußball sprechen", betonte der 46-Jährige. Natürlich möchte er aber auch nicht ganz selbstlos festhalten, wer gerade mit welchen Spielern den attraktivsten Fußball der Liga spielt.

Hummels hat gegen den bemitleidenswerten HSV seine typische Dortmund-Rolle gespielt. Fast als eine Art Quarterback aus der Defensive hat er sich immer wieder in die Angriffe eingeschaltet. Seine Zweikampfquote war mit 91,7 Prozent stark, deutlich ausbaufähig seine Passquote mit 66 Prozent. Allzu viel Gegenwehr leisteten die Norddeutschen allerdings auch nicht, um Hummels wirklich zu fordern. Neven Subotic, sein Mitstreiter in der Innenverteidigung, leistete sich dagegen einen groben Stellungsfehler beim Ausgleich zum 2:2 von Heiko Westermann per Kopf.

Die Kollegen haben den Fehler gerne aufgegriffen und zu mehr Konzentration gemahnt. "Wir machen uns das Leben in solchen Situationen unnötig schwer. Wenn dir so etwas in der Champions League passiert, verlierst du so ein Spiel auch mal", analysierte der überragende Mittelfeldspieler Marco Reus. "Das müssen wir abstellen." Klopp hat dazu lieber nichts gesagt.

(RP)
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