DFB ermittelt gegen Dortmunds Meistertrainer Klopp sollte ein Vorbild sein

Düsseldorf · Wenn von einem Mann behauptet werden kann, dass er seit gut zwei Spielzeiten im Fußball den schönsten Platz auf der Sonnenseite des Trainerlebens genießt, dann ist dies Jürgen Klopp.

Bundesliga 12/13: Klopp fliegt vom Platz
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Der Coach von Borussia Dortmund ist Trainer des Jahres. Er hat mit den Westfalen zweimal hintereinander die deutsche Meisterschaft gewonnen und 2012 sogar das Double mit dem eindrucksvollen Triumph im Pokalfinale gegen den FC Bayern geschafft (5:2). Und es ist ihm gelungen, mit seiner Mannschaft ein Spiel zu gestalten, das Fans verzaubert. Leidenschaft, Tempo, Kombinationssicherheit und Offensivkraft sind Attribute, mit denen Klopp und seine Akteure Maßstäbe gesetzt — und in München zugleich Frustration durch zwei titellose Spielzeiten ausgelöst haben.

Die Parameter haben sich verändert. Passend zum Oktoberfest ist in München die Enttäuschung der Vorsaison in Hochstimmung umgeschlagen durch den grandiosen Start mit fünf Siegen aus fünf Spielen. Der Spaßfußball trägt wieder die Farbe Rot und nicht mehr Schwarzgelb. Fürs Erste jedenfalls.

Wie nervös man beim Titelverteidiger angesichts von krassen Abwehrfehlern (sechs Gegentore in zwei Spielen) und nun schon sieben Punkten Rückstand auf den Tabellenführer geworden ist, beweist das Verhalten Klopps. Der Kontrollausschuss des DFB ermittelt gegen den Dortmunder Trainer, der beim hochdramatischen 3:3 in Frankfurt Sekunden vor Schluss wutentbrannt auf den Vierten Offiziellen zustürmte und anschließend auf die Tribüne verwiesen wurde. "Ich habe gesagt: Das war ein Foul, das war ein Foul, das war ein Foul", erklärte Klopp. "Das schien zu viel gewesen zu sein."

Nur wenige Tage ist es her, dass Klopp von seinem Traum erzählte, einmal Bundestrainer zu sein. Dass er die fachliche Kompetenz zu dem Amt besitzt, hat seine erfolgreiche Arbeit in Dortmund bewiesen. Die Art, wie er sich oft am Spielfeldrand verhält, gibt allerdings jenen Skeptikern Nahrung, die bei ihm die für das Cheftraineramt beim DFB nötige Souveränität und Diplomatie vermissen. Natürlich lebt er mit seinem Verhalten und eben auch der Mentalität und Spontaneität das Temperament vor, das sein Team ausgezeichnet hat. Andererseits muss die Frage erlaubt sein, ob ein gestandener Mann mit 45 Jahren nicht doch anders auftreten sollte — auch, weil das Verhalten eines Trainers Vorbildcharakter hat. Für das eigene Team ebenso wie für Fans, gerade auch junge Fans.

Dabei hätte Klopp allen Grund, angesichts der Erfolgsbilanz mit Borussia zumindest an der Spielfeldseite ein Stück mehr Gelassenheit zu zeigen. Sie würde doch nicht schaden, auch wenn er alles daransetzt, mit seinem inneren Feuer und mit gelebter Begeisterung die Trendwende zu erzwingen. Als bei den Bayern ein Titeltraum nach dem anderen zerplatzte, zeigte Jupp Heynckes Größe. Der gebürtige Mönchengladbacher ist der Grandseigneur der deutschen Trainerbranche, war dies auch in der für den Branchenführer aus München schweren Zeit. Und wer heute seine Souveränität erlebt angesichts des neuen bayerischen Höhenflugs, kann über all das nur Bewunderung empfinden. Den 67-Jährigen haben das Trainerleben und hohes Ansehen sehr viel beherrschter, entspannter gemacht. Ein Vorbild. Sicher auch für Klopp.

(RP/can/csi)
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