Früherer Außenminister Kinkel soll den Schiedsrichter-Streit beim DFB schlichten

Frankfurt/Main · Der Schiedsrichter-Streit beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) wird zum Fall für die Ethikkommission. Der frühere Außen- und Justizminister Klaus Kinkel soll klären, was an den schwerwiegenden Vorwürfen dran ist.

 Klaus Kinkel.

Klaus Kinkel.

Foto: dpa, ve fdt

Klaus Kinkel übernimmt: Der Schiedsrichter-Streit beim Deutschen Fußball-Bund (DFB) landet bei der neuen Ethikkommission. Das unabhängige Gremium des früheren Außen- und Justizministers Kinkel (80) muss entscheiden, wie mit den schwerwiegenden Vorwürfe von Manuel Gräfe gegen die früheren Schiri-Bosse Herbert Fandel und Hellmut Krug umgegangen wird - und welche Konsequenzen gegebenenfalls gezogen werden.

"Wir sind zuversichtlich, dass der für das gesamte deutsche Schiedsrichterwesen belastende Vorgang von dieser unabhängigen Instanz ergebnisoffen aufgearbeitet werden kann", sagte der zuständige DFB-Vizepräsident Ronny Zimmermann am Freitag. Kinkel prüft den Fall nach SID-Informationen bereits.

Im Kern werden Fandel und Krug fehlende Transparenz, Vetternwirtschaft und schlechter Führungsstil vorgeworfen, auch von Mobbing ist die Rede. Die beiden Funktionäre bekleiden hohe Positionen im Schiedsrichterwesen. Fandel ist Vorsitzender des Schiedsrichterausschusses, Krug als DFB-Projektmanager unter anderem verantwortlich für den Videobeweis.

"Den Vorgang an die unabhängige Ethikkommission zu geben, ist auch im Sinne der Eliteschiedsrichter", sagte Lutz Michael Fröhlich, seit 2016 der Chef der Bundesliga-Referees. Zudem solle im Wintertrainingslager auf Mallorca der "Teamgedanke" der Unparteiischen wieder gestärkt werden. Am Wochenende ist Gräfe als Videoschiedsrichter beim Spiel des Rekordmeisters Bayern München beim Hamburger SV (Samstag/18.30 Uhr) im Einsatz.

Der erfahrene Unparteiische (225 Bundesliga-Einsätze) hatte öffentlich von einem krankenden System unter Fandel und Krug berichtet, im dem Beeinflussung und Manipulation von Untergebenen an der Tagesordnung stünden. Der vierstündige "Friedensgipfel" am Dienstag in Frankfurt/Main hatte keine Einigung gebracht - im Gegenteil wurden Gräfes Vorwürfe von Schiedsrichter-Sprecher Felix Brych offensichtlich in weiten Teilen untermauert.

"Nunmehr ist es unserer Ansicht nach an der Zeit, den Konflikt von einer neutralen Instanz überprüfen zu lassen", sagte Zimmermann: "Deshalb habe ich die Ethikkommission unter der Leitung von Klaus Kinkel gebeten, sich dieses Sachverhaltes anzunehmen."

Gräfe und Brych sahen das Gespräch in der DFB-Zentrale nach SID-Informationen zunächst als "Abschluss" ihrer Bemühungen gegen Fandel und Krug an. Die Ethikkommission wird nun alle Beteiligten befragen müssen. Der Schiedsrichter-Streit wird zum ersten in der Öffentlichkeit verfolgten Fall des Gremiums.

Die Ethikkommission war im vergangenen Jahr auch als Konsequenz des Sommermärchen-Skandals ins Leben gerufen worden. "Wir werden in ethischen Fragen von herausragenden Fachleuten beraten", hatte DFB-Präsident Reinhard Grindel, der am Freitag mit seinen Präsidiumskollegen in Frankfurt/Main zusammenkam, damals gesagt. Daran, dass Gräfes Vorwürfe ethische Fragen betreffen, dürfte kein Zweifel bestehen.

Fröhlich und der frühere Schiedsrichter Florian Meyer werden zudem "in den kommenden Wochen natürlich die Gespräche mit den Bundesliga-Unparteiischen fortsetzen", sagte der Schiri-Chef: "Das ist aber ein ganz normaler Prozess und hat nichts mit einer Abstimmung über Mitglieder der Schiedsrichtergremien zu tun. Das wollen wir den Schiedsrichtern eben nicht zumuten."

(sid)
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