Analyse Keller steht auf Schalke unter Druck

Düsseldorf · Die 0:5-Niederlage gegen Bayern und große personelle Probleme: Vor dem Start in die Rückrunde herrscht Alarmstimmung.

Bundesliga 12/13: Keller wird Interimstrainer auf Schalke
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Bundesliga 12/13: Keller wird Interimstrainer auf Schalke

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Im Herbst 2010 löste Jens Keller den beurlaubten Schweizer Christian Gross als Cheftrainer des VfB Stuttgart ab. Aber Glück hatte auch er nicht. Zwei Monate später wurde der Fußballlehrer von dieser Aufgabe bereits wieder entbunden. Vor einem Monat trat der Schwabe die Nachfolge von Huub Stevens bei Schalke 04 an — bis dahin hatte Keller die U17 des Traditionsklubs betreut. Und schon wird darüber spekuliert, ob sich der 42-Jährige nur sehr kurz in der Chefrolle halten kann. Vor der Winterpause verloren die Gelsenkirchener vor eigener Kulisse das Pokal-Achtelfinale gegen den FSV Mainz 1:2. Im Trainingslager Doha (Katar) gab es eine gleichermaßen peinliche wie alarmierende 0:5-Niederlage gegen den FC Bayern. Vor diesem Spiel hatte Keller erklärt, man wolle eine gewisse Siegermentalität entwickeln.

Die Arbeit am Persischen Golf stand für die Königsblauen unter keinem guten Stern. Dennoch sagte Keller: "Mit dem, was wir uns hier erarbeitet haben, können wir sehr zufrieden sein. Die Mannschaft hat gut mitgezogen, wir konnten viele Dinge, die wir uns vorgenommen haben, umsetzen. Vor allem im taktischen Bereich haben wir Fortschritte gemacht." Wer mag dem Trainer bei dieser Bilanz folgen?

Die Schalker Aufbruchstimmung ist schon wieder getrübt, und die personellen Probleme sind erst einmal riesengroß. Schlecht sind die Vorzeichen auch im Blick auf das Achtelfinale der Champions League gegen Galatasaray Istanbul (20. Februar und 12. März). Beim Rückrundenstart der Bundesliga am Freitag im eigenen Stadion gegen Hannover 96 fehlen Torjäger Klaas-Jan Huntelaar und der ebenfalls gesperrte Antreiber Jermaine Jones. Ibrahim Afellay (Sehneneinriss), Leihspieler vom FC Barcelona, Publikumsliebling Kyriakos Papadopoulos (Knieoperation) und Christoph Moritz (Außenbandanriss) fallen noch wochenlang aus. Gerade Afellay galt als großer Hoffnungsträger für die Rückrunde. Darüber hinaus ist fraglich, ob Lewis Holtby noch für Schalke spielen oder schon in der aktuellen Transferphase zu Tottenham Hotspur wechseln wird, nicht erst zur nächsten Saison — und ob die Fans hinter dem Mittelfeldakteur stehen, sollte er in der Rückserie noch für den Bundesliga-Siebten spielen.

Ein großes Problem der Gelsenkirchener ist die nicht überzeugende zweite Reihe mit Chinedu Obasi, Teemu Pukki und Tranquillo Barnetta. Vom früheren Leverkusener Barnetta hatte man erwartet, dass er zu einer Verbesserung des Kaders beitragen würde. Trotz des krassen Leistungsabfalls nach dem glänzenden Saisonstart und trotz der starken Verunsicherung des Teams hält Schalkes Manager Horst Heldt ebenso wie Keller am Saisonziel Champions League fest. Auch Klaas-Jan Huntelaar sagt: "Wir wollen uns wieder für die Champions League qualifizieren. Wir wissen alle, dass es nicht einfach wird, aber es ist auch nicht so, dass der Abstand nach oben so groß ist, dass wir unsere Ziele korrigieren müssen."

Nicht nur auf Keller, auch auf Heldt wird der Druck immer stärker. Der Manager ist überzeugt, dass die Arbeit des Chefcoachs fruchtet. Er öffnet noch einmal die Klubkasse und schaut auf dem Markt nach mindestens einem neuen Spieler, um die personellen Probleme zu lindern. Im Gespräch ist der frühere Berliner Raffael. An den Leverkusener Sidney Sam soll man in Schalkes sportlicher Führung ebenfalls gedacht haben — vielleicht vergeblich.

Spieler wie Jefferson Farfán seien beleidigt, wenn sie mal nicht spielen, sagte der frühere Nationalspieler Mario Basler im Doppelpass von Sport1. "Sie fahren ins Trainingslager und haben ihre Playstation dabei. Die sollen nicht spielen, sondern sich auf Fußball konzentrieren. Wir hatten das früher nicht. Heute machen alle Autorennen, sitzen auf ihren Zimmern. Das hat mit Fußball nichts mehr zu tun. Ich glaube, dass man viel mehr auf die Mannschaft einprügeln muss. Mit dieser Mannschaft muss man von Schalke 04 erwarten, dass sie in der Liga zwischen Platz eins bis drei zu finden ist."

Heute bestreitet Schalke noch ein Vorbereitungsspiel beim Zweitligisten SC Paderborn (18 Uhr).

(RP/can)
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