Profifußball in der Warteschleife Entscheidung zu Neustart der Bundesliga erst nächste Woche

Berlin · Die Bundesliga wartet auf das politische Signal für einen Saison-Neustart. Doch damit könnte es noch etwas länger dauern. Hinter den Kulissen werden die Vorbereitungen auf den Tag X dennoch weiter vorangetrieben.

 Helge Braun.

Helge Braun.

Foto: dpa

Mit dem Beginn von flächendeckenden Corona-Tests bei allen Erst- und Zweitligavereinen hat der deutsche Profifußball am Donnerstag die nächste Vorbereitungsstufe für eine Fortsetzung der Bundesliga-Saison gezündet. Auf das Signal von der Politik für eine Wiederaufnahme des seit Mitte März ausgesetzten Spielbetriebes wird die Milliarden-Branche aber wohl noch einige Tage länger warten müssen als von den 36 Clubs erhofft.

„Das ist ein sensibles Thema, über das sicher diskutiert wird“, sagte Kanzleramtschef Helge Braun (CDU) am Donnerstag wenige Stunden vor dem Treffen von Bundeskanzlerin Angela Merkel mit den Ministerpräsidenten der 16 Bundesländer dem TV-Sender n-tv. „Entscheidungen erwarte ich in der nächsten Woche.“

Dabei müsse der Profifußball ein wenig anders bewertet werden als der Breitensport, da es für die Spieler auch um ihren Arbeitsplatz ginge, betonte Braun. „Da müssen wir eine kluge Entscheidung treffen“, sagte er. Die Innen- und Sportminister der Länder hatten zuvor erklärt, ein Neustart mit Geisterspielen sei Mitte oder Ende Mai denkbar.

Die SPD-Ministerpräsidenten Stephan Weil (Niedersachsen) und Dietmar Woidke (Brandenburg) äußerten sich dagegen skeptisch zu einer möglichen Saison-Fortsetzung. Weil hält es „nicht für angemessen, dass wir die Bundesliga wieder starten lassen, aber gar keine Perspektive für die Kinder oder für den Breitensport haben“, sagte er am Donnerstag im ARD-„Morgenmagazin“.

Eine ähnliche Meinung vertrat Woidke im RBB-Inforadio: „Spielplätze sind zu, Kitas sind zu, Bundesliga spielt wieder - das passt nicht wirklich zusammen“. Dies werde auch, „glaube ich, in der Masse der Bevölkerung auf wenig Zustimmung stoßen“.

Zurückhaltender äußerte sich SPD-Chef Norbert Walter-Borjans. „Die Botschaft, die hinter dem Start der Bundesliga steckt, ist zwiespältig: Viele freuen sich über die Abwechslung am Wochenende. Ich auch“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. „Aber es entsteht auch der Eindruck, dass der Staat Geschäftsinteressen nachgibt und Dinge erlaubt, die er anderswo noch nicht zulässt. Das wirft die Frage auf, was mit den vielen Jugendmannschaften und anderen Teamsportarten ist, die genauso wichtig sind.“

Begleitet von einer kontroversen Diskussion in der Öffentlichkeit bereiten sich die 36 Profivereine unterdessen weiter auf den Tag X vor. Seit Donnerstag werden alle Spieler regelmäßig auf das Coronavirus getestet. Dies bestätigte die Deutsche Fußball Liga. Zuvor hatte der „Kicker“ darüber berichtet.

Die Tests gehören zum Sicherheits- und Hygienekonzept, das die DFL für die erhoffte Fortsetzung des Spielbetriebs erstellt hat und in der Vorwoche präsentierte. Vor einer Wiederaufnahme des Mannschaftstrainings sollen zwei Tests erfolgen. Damit soll eine Ansteckung im Training verhindert werden.

Für den Fall, dass die Bundesligasaison ohne Zuschauer zu Ende gespielt werden kann, sprach sich Walter-Borjans für eine Übertragung der 82 ausstehenden Partien im Free-TV aus. „Wenn es wieder losgehen sollte, dann wäre ich sehr dafür, dass die Fans für Geisterspiele nicht auch noch bezahlen müssen“, sagte der SPD-Chef. DFL-Boss Christian Seifert hatte zuletzt jedoch darauf verwiesen, dass dies aus Vertragsgründen mit den verschiedenen Medienpartnern nicht umsetzbar sei.

Bis auf eine Ausnahme hatte die DFL mit allen Rechteinhabern in der Vorwoche eine Einigung über die Auszahlung der letzten TV-Tranche für die laufende Saison erzielt. Nur Eurosport will nach Informationen der „Frankfurter Allgemeinen Zeitung“ (Donnerstag) seinen TV-Vertrag noch in dieser Woche kündigen. Betroffen davon wären die derzeit wegen der Corona-Krise noch unterbrochene und die kommende Saison.

Damit könne sich ein Millionen-Rechtsstreit anbahnen und den Vereinen in der für viele aktuell schwierigen Finanzsituation ein größerer finanzieller Verlust drohen. Eurosport wollte den Bericht auf dpa-Anfrage nicht kommentieren.

(ako/dpa)
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