Emotionen bei der Pressekonferenz Jupp Heynckes: Tränen in Mönchengladbach

Mönchengladbach · Das letzte Bundesligaspiel war für den Bayern-Coach besonders emotional. Es führte ihn in seine Heimat Mönchengladbach. Das 4:3 nach Zwei-Tore-Rückstand stärkt das Münchner Selbstwertgefühl vor dem Finale in London.

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Mit 68 Jahren sollte man im Fußball so ziemlich alles erlebt haben. Das wird Jupp Heynckes auch gedacht haben. Das emotionalste Wochenende seiner Laufbahn hatte er sich aber für den Schluss aufgehoben. 50.000 Zuschauer feierten den Trainer von Bayern München in der Mönchengladbacher Arena bei seinem letzten Auftritt in der Bundesliga. "Ein echtes Fohlen dreht seine letzte Runde — mach's gut, Jupp", stand auf einem großen Transparent. Sprechchöre hallten durch den Borussia-Park — so laut wie nicht einmal zu seinen Zeiten als Spieler des Klubs vom Niederrhein.

Und den größten Augenblick gab es in der Pressekonferenz nach dem sportlich bedeutungslosen 4:3-Erfolg der Münchner. "Das war schon bewegend", sagte Heynckes, "ich möchte mich sehr herzlich bei allen Borussen-Fans bedanken für den wunderbaren Abschied." Dann versagte ihm die Stimme, unter Tränen fügte er hinzu: "Das zeigt mir, das ist meine Heimat." Spontan applaudierten die Journalisten — Beifall für einen großen Trainer, einen echten Mönchengladbacher.

Seine Kollegen aus der Mönchengladbacher Pokalsieger-Mannschaft von 1973 hatten ihn am Vorabend seines Abschieds als Trainer aus der ersten Liga bereits auf die Heimat eingestimmt. "Manche hatte ich 40 Jahre nicht mehr gesehen", sagte Heynckes, "ich habe mich richtig gefreut, das war etwas ganz Besonderes." Die Mitspieler von damals erlebten die Begegnung im Stadion mit, die von der geradezu hemmungslosen Torejagd durchaus Erinnerungen an die goldenen 70er wachrief, als es bei den Spielen zwischen der Borussia von Jupp Heynckes und den Bayern um Titel und die Vormacht im deutschen Fußball ging. Diesen Zweck erfüllt die Partie heutzutage nicht mehr. Die Münchner sind den Borussen längst enteilt. Mit ihrem ziemlich lässigen Start hätten sie dem selbst in seinen sentimentalsten Momenten immer noch ehrgeizigen Fußballlehrer fast ein wenig den Abschied verdorben. Dann erinnerten sie sich aber offenbar daran, was sie ihm versprochen hatten. "Meine Spieler haben gespürt, dass es mir viel bedeuten würde, das letzte Spiel auf der Bank zu gewinnen", erklärte Heynckes, "sie haben sich gefreut, dass sie mir das Geschenk zum Abschied machen konnten."

Das rührte ihn fast ebenso wie die große Anteilnahme des Publikums an seinem Abgang nach 40 Jahren Profifußball. Nicht nur zum Dank für den Sieg in Mönchengladbach lud Heynckes das komplette Team anschließend in seinen umgebauten Bauernhof nach Waldniel ein. Rheinischer Sauerbraten stand als Hauptgericht auf der Karte. Mit diesem improvisierten Mannschaftsabend begann die Vorbereitung auf Champions-League- und DFB-Pokalfinale. Dann endet die große Laufbahn von Jupp Heynckes.

Seine Mannschaft hat ihm in Mönchengladbach noch mehr Mut gemacht für die letzten Spiele der Saison. "Die Truppe hat gezeigt, dass sie sich sogar von einem Fehlstart überhaupt nicht beeindrucken lässt", sagte ihr Trainer. Eine gute Viertelstunde befand sie sich nach seinem Eindruck noch bei der Meisterfeier auf dem Rathausbalkon in München. Sie lag 0:2 und 1:3 zurück, und sie schaltete erst dann in ihren normalen Modus. Ohne Mühe drehte sie das Spiel, und die Mönchengladbacher müssen ihrem Torwart Marc-André ter Stegen zu tiefem Dank verpflichtet sein, nicht viel klarer verloren zu haben.

Für Heynckes war es "ein sehr gutes Abschlussspiel". Und er ehrte seinen alten Verein als "adäquaten Gegner im Hinblick auf Wembley". Das war sehr höflich und blendet weite Teile des Spiels aus. Es war aber auch nicht der Tag für unfreundliche Bemerkungen. Für Heynckes schon mal gar nicht.

(RP/can/csi)
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