Borussia Mönchengladbach Jetzt kann Gladbach selbst kein Derby mehr

Köln · Im freien Fall durch die Bundesliga kann sich Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach nicht mal mehr auf seine Derby-Stärke verlassen. Die Borussia verlor das von einem Fan-Boykott begleitete 100. rheinische Pflichtspiel-Derby beim 1. FC Köln mit 0:1 (0:0) und bleibt nach der ersten Niederlage in der Domstadt seit zehn Jahren Tabellenletzter.

Borussen-Frust nach Niederlage in Köln
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Borussen-Frust nach Niederlage in Köln

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Foto: Dirk Päffgen

Mit fünf Niederlagen aus fünf Spielen ist die Borussia nur noch eine Pleite von der Einstellung des Negativ-Startrekords von Fortuna Düsseldorf aus der Saison 1991/92 entfernt. Für die Kölner, die mit zehn Punkten einen starken Saisonstart hinlegten, traf im sportlich hochgradig enttäuschenden und zumeist langweiligen Derby Anthony Modeste mit seinem schon vierten Saisontor (64.).

Dass dieses Derby nicht nur wegen des Jubiläums ein besonderes sein würde, war schon vor dem Anpfiff klar. Die Fans der Borussia zogen ihren angekündigten Boykott größtenteils durch. Im Gäste-Block fanden sich kaum mehr als 100 Anhänger ein, die jedoch ihr Team nach Kräften anfeuerten. In Mönchengladbach trafen sich dafür rund 1000 Personen am Fanhaus in der Nähe des Stadions und zogen friedlich in die Altstadt, um das Spiel in verschiedenen Kneipen zu schauen.

Borussen-Block in Köln bleibt leer
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Borussen-Block in Köln bleibt leer

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Foto: dpa, mjh

Dies war ein Protest gegen die Entscheidungen des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), der nach dem Platzsturm durch Kölner Fans beim letzten Derby in Mönchengladbach nur personalisierte Tickets erlaubt hatte. Zudem war das Gladbacher Kontingent "aufgrund von baulichen Gegebenheiten im Kölner Stadion" geschrumpft.

Die Kölner Fans schlossen sich dem Protest an, indem sie auf die gewohnte Unterstützung vor dem Spiel verzichteten: Es gab keine Zaunfahnen, keine Choreographie und keinen "organisierten Support". Doch vor dem Spiel blieb im Gegensatz zum letzten Derby in Köln immerhin alles ruhig. Bis zum Anpfiff meldete die Polizei keinerlei Zwischenfälle und keine Festnahmen.

Sportlich hätten beide Unterstützung gut gebrauchen können. Doch während FC-Trainer Peter Stöger sein Team gegenüber dem 2:6 bei Eintracht Frankfurt nur auf einer Position änderte, brachte Lucien Favre gleich vier neue Spieler gegenüber dem missglückten Champions-League-Debüt beim FC Sevilla (0:3); so kam auch Mahmoud Dahoud zu seinem Startelf-Debüt, bei dem er durchaus überzeugte. Der 19-Jährige Deutsch-Syrer war, unbelastet von den Rückschlägen der vergangenen Wochen, zumindest präsent und engagiert.

1. FC Köln - Borussia Mönchengladbach: Einzelkritik
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Köln - Gladbach: Einzelkritik

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Foto: afp, PST/bb

Insgesamt war das mangelnde Selbstvertrauen beiden Teams vor allem in der grauenhaft schlechten ersten Halbzeit anzumerken. Die Kölner überließen der Borussia größtenteils das Spiel, diese versuchte durch lange, wenig riskante Ballstafetten Sicherheit zu gewinnen. Die wenigen guten Chancen der ersten Halbzeit hatte so der konternde FC: Marcel Risse schoss drüber (5.), Leonardo Bittencourt traf nach starkem Pass von Kapitän Matthias Lehmann den Ball nicht (18.), Yuya Osako scheiterte aus spitzem Winkel an Borussia-Keeper Yann Sommer (33.).

Nach der Pause wirkten beide Teams wenigstens etwas engagierter, aber keineswegs glücklicher, Chancen hatten weiter Seltenheitswert - doch dann traf Modeste nach Flanke von Bittencourt per Kopf.

(sid)
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