Leverkusens Abwehr-Ass Hyypiä stoppt den HSV

Leverkusen (RP). Der Defensivmann von Tabellenführer Bayer Leverkusen hatte entscheidenden Anteil am Punktgewinn gegen Verfolger Hamburg. Der Finne ist für sein Team inzwischen eine wichtige Persönlichkeit auf und neben dem Platz.

 Auf Erfolgskurs: Simon Rolfes und Sami Hyypiä.

Auf Erfolgskurs: Simon Rolfes und Sami Hyypiä.

Foto: ddp, ddp

Die Erfahrung von viereinhalb Jahrzehnten im Profifußball verriet Jupp Heynckes, dass diese Partie nicht gut wegkommen würde in der öffentlichen Kritik. Keine Tore, nicht einmal eine Fülle an Chancen, kein Spektakel bot das Treffen der beiden bestplatzierten Mannschaften der Bundesliga.

"Das war kein Topspiel", sagte Leverkusens Trainer Heynckes unverblümt nach dem 0:0 beim Hamburger SV, "beide Mannschaften boten nicht den Fußball, den sie in den vergangenen Wochen gezeigt hatten."

Und er lieferte gleich eine Erklärung, die er jedoch partout nicht als Entschuldigung verstanden wissen wollte, nach: den Doppel-Spieltag der Nationalteams und die daraus resultierende Abwesenheit des Großteils der Belegschaft.

"Da kann man eine Mannschaft nicht akribisch auf so ein Spiel vorbereiten." Das galt für Heynckes, der etwa Arturo Vidal erst am Freitagnachmittag aus Chile zurück bekommen hatte. Genauso aber für seinen Kollegen Bruno Labbadia, der die Niederländer Joris Mathijsen und Eljero Elia um den halben Globus und zurück hatten jetten lassen müssen, damit die mit Oranje in Freundschaft gegen Australien spielen konnten. Heynckes: "Da fehlt dann einfach die Frische. Das ist Fakt."

Viertes Zu-Null-Spiel in Serie

Doch nicht nur die mangelhafte Vorbereitung und die körperlichen Defizite verhinderten eine Partie, die dem Tabellenstand gerecht wurde. Labbadia konstatierte hohen gegenseitigen Respekt, der allzu forsche Vorwärtsbewegungen unterband.

"Die Defensive gewinnt heutzutage die Spiele, das ist das Credo unseres Trainers", erklärte Leverkusens kaum geprüfter Torhüter René Adler. Erst in den Schlussminuten, als HSV-Schlussmann Frank Rost bei einem Kopfball von Sami Hyypiä und einem Schuss von Stefan Kießling große Klasse bewies, fielen die Fesseln.

"Wenn wir uns das Spiel noch einmal im Fernsehen angucken, werden wir mit dem einen Punkt nicht mehr so zufrieden sein", meinte Hyypiä, der Heynckes' Klagen über die hohe Belastung mit seiner herausragenden Leistung ein wenig relativierte. Denn auch der 36-jährige Finne stand in der vergangenen Woche dreimal auf dem Platz — unter anderem beim 1:1 an gleicher Stelle gegen die deutsche Auswahl.

"Es ist bemerkenswert, wie physisch präsent er ist", sagte Heynckes, der in dem kantigen Blondschopf eine Persönlichkeit auf und neben dem Platz gewonnen hat. An dessen Verpflichtung hatte Labbadia als damaliger Leverkusener Trainer noch mitgewirkt, nachdem Späher Norbert Ziegler den Transfer des in Liverpool zum Ergänzungsspieler degradierten Innenverteidigers empfohlen hatte. "Was mich am meisten an ihm verblüfft, ist seine Passgenauigkeit", sagte Labbadia.

Der Finne ("Ich genieße den Fußball jetzt Woche für Woche") sorgt mit seiner Autorität, seinem Stellungsspiel, seiner Zweikampfstärke und mit seiner auf den einfachen Dingen beruhenden Effizienz für eine nie gekannte Stabilität. In Hamburg stellte Bayer mit dem vierten Zu-null-Spiel in Serie den Vereinsrekord ein. Sechs von neun Partien schlossen die Leverkusener seit dem Saisonstart ohne Gegentreffer ab.

Fünf "Miese" stehen beim ungeschlagenen Tabellenführer überhaupt erst zu Buche. "Wir rennen nicht mehr blind nach vorn", sagte Gonzalo Castro, der zwar für viele der von Hyypiä angeprangerten Fehlpässe verantwortlich war, jedoch bei Hamburgs größter Chance durch Tuncay Turan kurz vor der Linie rettete.

Der Deutsch-Türke kam zum Zug, als der HSV in Tolgay Arslan kurz vor dem Seitenwechsel den nächsten Stürmer mit Verletzung verlor. Mit Mladen Petric (Sprunggelenkoperation) und Paolo Guerrero (Kreuzbandriss) rechnen die Hanseaten in diesem Kalenderjahr nicht mehr. "Wir müssen sehen, dass wir in dieser Situation eine gute Ausgangsposition für die Rückrunde bewahren", sagte Hamburgs Klubchef Bernd Hoffmann. Ein 0:0 im Spitzenspiel kann da hilfreich sein.

(RP)
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