"Es bewegt sich relativ wenig" Thema Homosexualität: 25 Klubs schweigen bei Umfrage

Köln · Ein Jahr nach dem Coming Out des ehemaligen Nationalspielers Thomas Hitzlsperger scheint Homosexualität im deutschen Profifußball noch immer ein Tabuthema zu sein.

Das ist Thomas Hitzlsperger
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Foto: dpa, Marijan Murat

Ein Jahr nach dem Coming Out des ehemaligen Nationalspielers Thomas Hitzlsperger scheint Homosexualität im deutschen Profifußball noch immer ein Tabuthema zu sein.

Bei einer Umfrage der ARD-Recherche-Redaktion Sport unter allen Trainern der 36 Erst- und Zweitligisten reagierten 14 Vereine überhaupt nicht, elf sagten die Teilnahme ab.

Gerade einmal elf Klubs äußerten sich inhaltlich zum Thema. Bei der Umfrage wurden per E-Mail Fragen wie "Wie würden Sie reagieren, wenn ein Spieler zu Ihnen käme und sich als homosexuell outet?" oder "Nehmen Sie homophobe Fangesänge oder Äußerungen in den Stadien wahr?" gestellt.

"Das ist traurig und zeigt, dass sich eben doch relativ wenig bewegt. Kein anderes großes Unternehmen, und nichts anderes sind Profivereine mittlerweile, könnte sich sowas leisten", sagte Sportwissenschaftlerin Tanja Walther-Ahrens, die seit Jahren gegen Homophobie im Fußball kämpft.

Walther-Ahrens hatte große Hoffnung in das Coming Out Hitzlspergers gesetzt: "Sein Schritt war nicht mal ein Startschüsschen, das müssen wir jetzt rückblickend sagen. Ich habe keine großen Veränderungen wahrgenommen. Es ist ein Problem, dass es homosexuelle Spielerinnen und Spieler gibt, die sich nicht wohlfühlen und aufgrund ihrer Sexualität diskriminiert werden".

Wolfgang Niersbach wünscht sich derweil einen unaufgeregteren Umgang mit dem Thema. "Thomas Hitzlsperger ist für mich ein ermutigendes Beispiel, wie es gehen kann. 95 Prozent aller Reaktionen waren positiv. Und das ist ein gutes Signal, was uns in der ganzen Verhaltensweise auch bestätigt, es eben nicht mehr als total außergewöhnlichen Vorgang zu betrachten, sondern als ein Stück Normalität", sagte der Präsident des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) der ARD-Recherche-Redaktion Sport.

Niersbach räumte aber ein: "Zur Wahrheit gehört natürlich auch, dass wir noch kein Beispiel vorzeigen können von einem aktiven Fußballprofi, der Woche für Woche vor 50.000 Zuschauern im Stadion spielt." Niersbach hatte homosexuellen Fußballern, die sich outen wollen, immer seine volle Unterstützung zugesichert.

(sid)
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