Hingucker des 21. Bundesliga-Spieltags Paradiesvogel, Pechvogel und "Gelbsucht"

Düsseldorf · Am 21. Bundesliga-Spieltag gab es zahlreiche Besonderheiten. Da wäre zum einen Dortmunds verletzter Stürmer Pierre-Emerick Aubameyang, der mit seinem extravaganten Outfit das lahme Spiel gegen Hannover überstrahlte. Holger Badstubers Verletzung und die Diskussion um die absichtlichen Verwarnungen der Darmstädter waren weitere Hingucker der Runde.

Fans veralbern Aubameyang auf Twitter
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Für die einen hatte Pierre-Emerick Aubameyang große Ähnlichkeit mit Bibo aus der Sesamstraße, andere tauften ihn in Aubabär um. Der für seinen exzentrischen Stil bekannte angeschlagene Torjäger von Borussia Dortmund sorgte mit seinem Outfit auf der Tribüne für mehr Gesprächsstoff, als die Westfalen mit ihrem müden Auftritt beim mühsamen 1:0-Erfolg gegen Hannover 96.

Der ausgefallene Mode-Geschmack von Afrikas Fußballer des Jahres gefiel allerdings nicht jedem. "Er sieht eher aus wie ein toter Vogel", witzelte Mitspieler Neven Subotic. Bei Thomas Tuchel fand das mit Fell geschmückte auffällige weiße Oberteil schon mehr Zustimmung. "Entweder du hast den Style oder du hast ihn nicht. Auba hat ihn", sagte der BVB-Coach bei Sky. Das Outfit passte jedenfalls zum Typ Aubameyang, der gerne Luxuskarossen fährt, extravagante Frisuren trägt und seine Tore wahlweise mit einem Salto oder einer Batmanmaske bejubelt. Der BVB hofft aber, dass der Stürmer am Donnerstag im Zwischenrunden-Hinspiel der Europa League gegen den FC Porto wieder auf dem Platz für Aufsehen sorgt.

Streng genommen hat sich Holger Badstuber nicht am Spieltag, sondern bereits beim Abschlusstraining verletzt. Der Nationalspieler von Rekordmeister Bayern München bleibt der personifizierte Pechvogel der Bundesliga und zog sich erneut eine schwere Verletzung zu. Der Abwehrspieler erlitt am Samstag im Abschlusstraining vor dem Auswärtsspiel am Sonntag beim FC Augsburg nach Angaben des Klubs eine Sprunggelenkfraktur. Der 26-Jährige wurde bereits operiert und fällt drei Monate aus.

Badstuber hatte erst im vergangenen November nach einem Muskelriss im Oberschenkel sein Comeback nach mehr als halbjähriger Pause gegeben. Zuvor war er wegen eines Kreuzbandrisses (2012) und eines Sehnenrisses (2014) insgesamt fast zwei Jahre ausgefallen.

Für den FC Bayern wird die Personalsituation in der Abwehr immer angespannter. Weltmeister Jerome Boateng (Muskelbündelriss) und Javi Martinez (Meniskusschaden) fehlen bereits. In Ex-Nationalspieler Serdar Tasci hatten die Bayern kurzfristig noch einen neuen Abwehrspieler kurz vor Ende des Transferfensters verpflichtet.

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Jerome Gondorf, Aytac Sulu, Marcel Heller, Peter Niemeyer, Konstantin Rausch: Fußball-Bundesligist Darmstadt 98 muss nach der Gelbflut im Spiel gegen Bayer Leverkusen am Samstag (1:2) am kommenden Wochenende gleich auf fünf (!) gesperrte Spieler verzichten — allerdings wären die Chancen bei Rekordmeister Bayern München (Samstag/15.30 Uhr) auch mit den Geldsündern verschwindend gering gewesen. "Wir werden versuchen, den Bayern Paroli zu bieten", sagte Lilien-Trainer Dirk Schuster: "Das sind Spieler, die wir ersetzen müssen. Aber ich denke, dass wir einen Kader haben, in dem auch Spieler im Moment vielleicht ein bisschen in der zweiten Reihe stehen und auf ihre Chance warten."

Gerade gegen die Bayern dürfte es da keine Motivationsprobleme geben, wichtiger wird jedoch das Spiel im Anschluss im Abstiegskampf bei Werder Bremen (27. Februar)... Sulu (84.), Heller (85.), Niemeyer (88.) und Rausch (90.) hatten sich ihre Karten von Schiedsrichter Jochen Drees (Münster-Sarmsheim) innerhalb von sechs Minuten abgeholt. Gondorf war in der ersten Halbzeit "erfolgreich" (37.). In Bremen dürfen deshalb alle wieder mitspielen. "Es war eben eine hektische Schlussphase", sagte Sulu.

Sein 34 Jahre älterer Vorgänger Huub Stevens hätte gebrüllt, wild gestikuliert und wäre immer wieder von der Trainerbank aufgesprungen, Julian Nagelsmann tat nichts dergleichen. Der mit 28 Jahren jüngste Chefcoach der Bundesliga stand voll konzentriert in der Coaching Zone, las mit konzentriertem Blick das Spiel und dirigierte seine Schützlinge fast ausschließlich mit sparsamen Armbewegungen.

Ein neuer Führungsstil also bei 1899 Hoffenheim, gleich belohnt mit einem wertvollen Punktgewinn (1:1) beim ebenfalls abstiegsbedrohten SV Werder Bremen. "Ich war nervös, aber nicht übernervös", sagte der Debütant, der die schwierige Aufgabe übernommen hat, den Tabellenvorletzten binnen 13 Spielen noch aus der Abstiegszone zu führen. Nagelsmann weiß natürlich um die Schwere dieser Aufgabe, der Rückstand auf den rettenden 15. Tabellenplatz beträgt immerhin schon sechs Punkte. Doch der Teilerfolg an der Weser hat den Novizen optimistischer gestimmt: "Mein Glaube an den Klassenerhalt ist durch dieses Ergebnis bestärkt worden."

Nach dem wohl schönsten Tag seines Fußballer-Lebens strahlte Dominique Heintz über das ganze Gesicht, seine Stimme überschlug sich beim Erzählen fast vor Aufregung. "Geburtstag des Vereins, Sieg, ein Tor vor mir. Da haben wir ja alles richtig gemacht, meine Vertragsverlängerung genau heute zu verkünden", sagte der 22 Jahre alte Innenverteidiger des 1. FC Köln.

Und vielleicht hatten an dieser Häufung der positiven Nachrichten beim 3:1 gegen Eintracht Frankfurt auch acht Ziffern ihren Anteil: 02.08.1990 hatte sich Heintz in seine Schuhe gravieren lassen. Es ist der Hochzeitstag seiner Eltern. "Anscheinend hat es geholfen", sagte er mit einem breiten Schmunzeln und versprach: "Dieses Paar Schuhe behalte ich, bis die neuen Farben kommen. Und in die neuen werden gleich die Zahlen wieder eingraviert."

Auf dem rechten Schuh trägt er 15.08.1993, sein Geburtsdatum. Seit er im Sommer für 1,5 Millionen aus Kaiserslautern kam, lief es gleich gut für ihn. Der sympathische Pfälzer mit dem unüberhörbaren Dialekt und dem leichten Buckel ist Publikumsliebling und Leistungsträger. Nur einmal fehlte er krankheitsbedingt, sonst spielte er immer durch. Nun verlängerte er seinen bis 2019 laufenden Vertrag vorzeitig bis 2021, "und als der Verein mich gefragt hat, habe ich keine Sekunde gezögert". Und ausgerechnet an diesem Tag, dem 68. Geburtstag seines Klubs, erzielte er auch sein zweites Bundesliga-Tor. Das erste im Hinspiel "ist etwas untergegangen", da der FC 2:6 verlor. Diesmal war es ein entscheidendes und Heintz der wohl fröhlichste Mensch im Stadion.

Es ist schon verführerisch. Die (dünne) Tür zur Gästekabine im Darmstädter Stadion befindet sich genau neben dem Pressekonferenzraum, was am Samstag ein Spion in der Halbzeitpause gnadenlos versucht hat, auszunutzen - zumindest so lange, bis Rudi Völler davon Wind bekam.

"Sie brauchen nicht ihr Ohr an die Tür zu legen, ich nehme sie mit in die Kabine", berichtete der Sportchef des Fußball-Bundesligisten Bayer Leverkusen im Doppelpass bei Sport1. Als allerdings der Spion auf die ironisch gemeinte Völler-Bemerkung nicht reagierte und weiter horchte, wurde der ehemalige DFB-Teamchef deutlicher. "Gegen Schlitzohrigkeit habe ich nichts, aber so was habe ich noch nie gesehen. Verschwinden Sie sofort, und sollte ich Sie hier noch einmal sehen, trete ich Ihnen in den Arsch", soll Völler laut Bild am Sonntag gesagt haben.

Nach Angaben des Weltmeisters von 1990 war der Lauscher jemand aus dem Betreuerstab von Darmstadt 98. Die Lilien gaben am Sonntag per Pressemitteilung zu Protokoll, es habe sich "um einen ehrenamtlichen Helfer aus dem organisatorischen Bereich" gehandelt, "der nicht zu den Team-Betreuern der Profimannschaft gehört oder anders mit dem sportlichen Bereich in Kontakt steht". Der Klub betonte, dass die Person "selbstverständlich" keine Informationen beschaffen sollte.

"Wie Rudi Völler schon gesagt hat, war die Person nur neugierig. Intern werden entsprechende Maßnahmen getroffen, damit so etwas nicht wieder vorkommt. Bei Bayer Leverkusen haben wir uns bereits entschuldigt", sagte Lilien-Präsident Rüdiger Fritsch.

Der Österreicher wurde von Pep Guardiola in die Innenverteidigung gestellt, wo er an der Seite von Joshua Kimmich — obwohl beide nicht mit dem für Abwehrrecken üblichen Maßen ausgestattet — durchaus überzeugte. Für Verwirrung sorgte er bei der Frage, was ihm denn nun bei einem Zusammmenprall mit Jan Moravek abhangen gekommen war.

Bei Betrachtung der Fernsehbilder schien es für den Zuschauer eindeutig, dass Alaba einen Zahn verloren hatte, den er anschließend in seine Hand gespuckt hatte. Doch der Sky-Kommentator gab Entwarnung: Alaba habe lediglich seine Kontaklinse verloren. Im Nachhinein klärte der Rekordmeister aber auf: Alaba hatte sich tatsächlich einen Teil eines Backenzahns abgebrochen. Und so konnte er auch für den Rest des Spiels in der Defensive den Durchblick bewahren — wenn auch mit Zahnschmerzen.

Trainer Peter Stöger steuerte direkt auf Yannick Gerhardt zu und zog symbolisch sein graues Kapperl. Das 31. Bundesliga-Spiel des Eigengewächses vom 1. FC Köln war mit Sicherheit das Beste: Mit einem Tor, einer Vorlage und einer überragenden Leistung war er der Matchwinner beim 3:1 gegen Eintracht Frankfurt.

"Dass der Trainer den Hut vor mir zieht, bedeutet mir viel. Das macht mich richtig stolz", sagte der 21-Jährige: "Es war ein bedeutsamer Tag für mich. Alles hat gepasst." Die Einsatzzeiten des U21-Nationalspielers, der 2003 als Neunjähriger zum FC gewechselt war, hatte sich in den vergangenen Wochen zu einer Art Politikum ausgewachsen. "Darüber wird mir ein bisschen zu viel diskutiert", sagte Stöger genervt: "Aber wenn er jede Woche so arbeitet und spielt, ist die Chance ziemlich groß, dass er spielt."

Der Trainer sieht Gerhardt inzwischen offenbar nicht mehr als "Sechser", sondern auf offensiveren Positionen, wo er seine Dynamik besser ausspielen kann. Und er ist offenbar der Meinung, dass der Hochbegabte eher Druck statt Steicheleinheiten braucht. Doch es scheint der richtige Weg gewesen zu sein. "Kritik ist gut für jeden", sagte Gerhardt schmunzelnd. Am Samstag fiel sie jedoch ausschließlich positiv aus.

Auf den baufälligen Tribünen des Stadions am Böllenfalltor gibt es inzwischen eine Tradition. Immer, wenn der Bundesligist Darmstadt 98 eine Ecke zugesprochen bekommt, fordern die Tausenden Lilien-Fans voller Vorfreude "Suuuuuluuuuuuuuu" in den gegnerischen Strafraum. Am Samstag traf der so schon mehrfach erfolgreiche Abwehrchef der Lilien allerdings ins falsche Tor.

"Wir haben nichts zugelassen und bekommen dann zwei unglückliche Gegentore", sagte Aytac Sulu nach dem 1:2 (0:1) am Samstag gegen Bayer Leverkusen. Eins davon hatte der 30 Jahre alte Lilien-Kapitän, der in der laufenden Saison bereits fünfmal "richtig" getroffen hatte, für den Gegner erzielt (62.).

"Die Niederlage war mit Sicherheit vermeidbar", sagte Sulu, der trotz der schallenden Rufe von den Tribünen in der Schlussphase seinen Fehler nicht wieder gutmachen konnte. Leverkusens Kevin Kampl ordnete den für Bayer enorm wichtigen Sulu-Treffer im Übrigen als nötiges "Dreckstor" ein, das die Werkself einfach mal nötig hatte - die meisten Lilien-Fans werden ihm zustimmen.

Der HSV landet den ersten Heimsieg seit fast drei Monaten. Mit dem 3:2 gegen Mönchengladbach vergrößern die Norddeutschen den Abstand zum Relegationsrang, Gladbach verpasst den Sprung nach oben.

Dabei machte der eingewechselte Ivo Ilicevic per Kopfball den HSV-Sieg mit dem driten Tor der Hanseaten perfekt. Der Kroate hatte wegen eines Kopfstoßes im Training gegen Michael Gregoritsch beim 1:1 gegen Köln noch zuschauen müssen. Der Jubel danach war einzigartig: Ilicevic imitierte seinen Trainings-Fauxpas gegen Holtby, der sich theatralisch fallen ließ. "Ivo hat sich belohnt", bemerkte Trainer Bruno Labbadia, der die gestellte Aktion lustig fand: "Ich kann darüber schmunzeln."

(can)
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