"Relativ regionale Sache" Hoeneß watscht BVB ab

Düsseldorf · Uli Hoeneß erwies sich wieder einmal als Mann des Klartextes. Diesmal bekam vor allem Double-Gewinner Borussia Dortmund sein Fett weg.

Uli Hoeneß war wieder einmal in Bestform. Eine ordentliche Watschn für Borussia Dortmund, ein klarer Auftrag für den Bundestrainer Joachim Löw und harte Worte zum Thema Gewalt: Bei einer Podiumsdiskussion erwies sich der Präsident von Fußball-Rekordmeister Bayern München erneut als Mann für den Klartext.

"Dortmund ist eine relativ regionale Sache. Bayern ist ein 'Global Player'", sagte der 60-Jährige auf der "dmexco 2012" in Köln, einer Leitmesse für digitale Wirtschaft. Der BVB werde die Tradition der Bayern aus "30 Jahren wahnsinnigen Erfolgen nie, nie, nie aufholen". Dortmund, immerhin Meister von 2011 und 2012, müsse "noch zehnmal hintereinander Meister werden, um vielleicht populärer zu werden", sagte Hoeneß.

Die Serie von fünf Niederlagen gegen den BVB, zuletzt erst im vergleichsweise unbedeutenden Supercup (2:1) gestoppt, ist für den langjährigen Bayern-Manager augenscheinlich kein Grund zur Sorge. In Sachen internationaler Strahlkraft sei sein Verein unerreicht. "Wenn man in Peking über die Flaniermeile läuft und nach einem deutschen Fußball-Klub fragt", stellte Hoeneß klar, "dann wird immer Bayern kommen und nicht Dortmund."

BVB-Trainer Jürgen Klopp nahm die Watschn gelassen hin. "Ich weiß ich nicht, ob die Leute in China sofort darauf kommen, dass Borussia Dortmund ein Fußballverein ist. Das finde ich auch nicht wichtig", sagte er: "Dass wir oder jemand anderes, um da ranzukommen, durchaus nachhaltiger und noch ein paar Jahre in Folge erfolgreich sein sollten, ist doch logisch. Das ist eine Darstellung von Tatsachen, die wir nie bestritten haben."

Hoeneß: Löw muss mehr Härte zeigen

Gemeinsam bilden die Stars beider Klubs das Kernstück der Nationalmannschaft. Dort, gab Hoeneß zu bedenken, würden sie allerdings zu sehr in Watte gepackt. Er forderte Bundestrainer Joachim Löw auf, mehr Härte zu zeigen. "Ich bin der Meinung, dass Jogi Löw ein guter Trainer ist. Er hat sehr gute Arbeit geleistet, aber ich glaube, man muss den Spielern mal mehr den Tarif ansagen und sie viel mehr unter Druck setzen", sagte Hoeneß. Dazu müssten "diese ganzen Flausen, die sie teilweise im Kopf haben, wie Hacke, Spitze undsoweiter, reduziert werden".

Dennoch hält Hoeneß den Bundestrainer für den richtigen Mann. Daher akzeptiere er "diese brutale Kritik, die teilweise geführt wird", auch nicht. "Nach dem Griechenland-Spiel bei der EM (4:2 im Viertelfinale, Anm. d. Red.) hatte man das Gefühl, dass er zum Lord gewählt wird, und drei Tage später ist alles vorbei." In diesem "Spannungsfeld" könne man nicht arbeiten. Das Halbfinale gegen Italien hatte die Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) 1:2 verloren.

Hoeneß äußerte sich auch zur zunehmenden Gewalt-Problematik in der Fanszene. "Viele Vereine, die das Problem zu spät erkannt haben, haben heute Riesen-Probleme", sagte er und verwies auf die Trennung des Zweitligisten 1. FC Köln von Kevin Pezzoni. Der Abwehrspieler war von FC-Hooligans bedroht worden. Köln sei ein "katastrophales Beispiel" dafür, wie die Dinge eskalieren können.

Im letzten Spiel der vergangenen Bundesliga-Saison (1:4 gegen Bayern) war es in Köln zu Ausschreitungen gekommen, ebenso wurden Rauchbomben gezündet. "Wenn ich mal so weit bin, dass ich Angst haben muss vor unseren eigenen Fans, dann wird es kritisch", sagte Hoeneß.

Keineswegs kritisch sieht Hoeneß die Tatsache, dass die Bayern nach jetzigem Stand am Saisonende einen neuen Trainer suchen müssen. Wie bereits der neue Sportdirektor Matthias Sammer erklärte auch Hoeneß, eine Zusammenarbeit mit Jupp Henyckes über das Vertragsende hinaus sei vorstellbar.

(sid)
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