Dreierpack in Hannover Turban-Torjäger Kalou lässt Hertha von Europa träumen

Hannover · Salomon Kalou zog sich seine weiß-blaue "Badekappe" vom Kopf, steckte den Spielball in die Tasche und war schon wieder bereit für die nächste Attacke. "Letztes Jahr ging es für uns um den Klassenerhalt. Diese Saison können wir vielleicht in den Europacup kommen", sagte der Stürmerstar von Hertha BSC nach dem 3:1 (1:0)-Sieg bei Hannover 96, bei dem er nicht nur aufgrund seiner etwas merkwürdigen Kopfbedeckung zum auffälligsten Akteur avanciert war.

Hertha BSC: Salomon Kalou erzielt Dreierpack mit Turban
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Kalou erzielt Dreierpack mit Turban

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Foto: dpa, pst hpl

Mit einem Turban zum Schutz der Schläfe — Kalou hatte sich vor Wochenfrist eine Platzwunde zugezogen — lieferte der Ivorer eine Gala-Vorstellung ab, die beim Hauptstadt-Klub für leuchtende Augen sorgte. "Salomon hat Weltklasse-Fähigkeiten", schwärmte Trainer Pal Dardai, Manager Michael Preetz sprach von einem "Sahne-Tag" des Angreifers, Kapitän Fabian Lustenberger meinte: "Man sieht, dass er topfit ist, sich wohl fühlt und richtig Spaß hat."

Alle drei Tore erzielte der frühere Champions-League-Sieger ohne mit der Wimper zu zucken. Erst traf der 30-Jährige per Rechtsschuss zur verdienten Führung (33.). Nach dem Wechsel erhöhte Kalou bei einem Konter eiskalt (60.), kurz vor dem Abpfiff schaffte er per Foulelfmeter sein siebtes Saisontor (87.) und machte damit den Sieg klar. Hiroshi Kiyotake hatte für Hannover nach einem Foul ebenfalls per Strafstoß vor den 40.200 Fans verkürzt (70.) und noch einmal für Spannung gesorgt.

"Ich hatte in meiner Karriere das Glück, viele Tore zu schießen", sagte Kalou anschließend, nur noch ein Pflaster über dem linken Ohr schützte nun seine Wunde: "Ob bei Feyenoord, Chelsea oder Lille — ich habe bei jedem meiner Klubs einen Dreierpack geschafft." Jetzt auch bei den Berlinern, die es sich damit so richtig bequem machen in der erweiterten Spitzengruppe der Liga.

Lustenberger hält den Ball flach

20 Punkte hatte Dardai als Ziel bis zur Winterpause ausgegeben, doch nun machte seine Mannschaft schon nach zwölf Spieltagen einen Haken hinter des Trainers Vorgabe. Von höheren Sphären träumte nach dem dritten Auswärtssieg der Hertha jedoch nur der Stürmerstar. "Wir wollen so schnell wie möglich weiter Punkte holen und ein Polster aufbauen", sagte Innenverteidiger Sebastian Langkamp brav. "Mit 20 Punkten ist man noch nie in der Liga geblieben", fügte Lustenberger an.

Um die rasante Entwicklung vom wackeligen Abstiegskandidaten zu einem stabilen Team weiter zu untermauern, gelte es nun nach der Länderspiel-Pause gegen 1899 Hoffenheim direkt nachzulegen, betonten die Hertha-Profis unisono. Vor allem Kalou brennt darauf, seine Topleistungen der vergangenen Wochen zu bestätigen. Dann wohl wieder ohne "Badekappe" (O-Ton Dardei). Obwohl Per Skjelbred nach der Kalou-Show meinte: "Er muss den Turban jetzt jedes Spiel tragen."

Weniger zu Scherzen aufgelegt waren Coach Michael Frontzeck und seine Profis von Hannover 96 nach dem "bitteren Rückschlag". Das Ziel, den Schwung des Auswärtssieges in Hamburg mitzunehmen, verfehlten die Niedersachsen deutlich. Spielerisch lief kaum etwas zusammen. "Das war heute ein Spiel zum Vergessen", sagte Torhüter Ron-Robert Zieler, dem die Freude über seine Berufung zur Nationalmannschaft kräftig vergangen war. Die 96er stecken mit lediglich elf Punkten im Tabellenkeller fest.

(seeg/sid)
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