"Walz aus der Pfalz" Stets ohne Schienbeinschoner: Hans-Peter Briegel wird 60

Vom Leichtathletik-Talent zum Europameister: "Es ärgert mich wenig an meiner Laufbahn", sagt Hans-Peter Briegel vor seinem 60. Geburtstag. Geboren in Kaiserslautern und verwurzelt in der Pfalz, hat er spät auch das Leben in der Ferne schätzen gelernt.

Hans-Peter Briegel: Die "Walz aus der Pfalz" wird 60
Foto: afp

Eigentlich sollte Hans-Peter Briegel ja gar kein Fußballer werden. Im Weit- und Dreisprung brachte er es bis zum deutschen Jugendmeister - das Ballgetrete lief nur nebenbei, und das auch noch sehr zum Widerwillen der Eltern. Zum Glück entschied er sich mit 17 Jahren dennoch um: Briegel brachte es zum Europameister und auf 72 Länderspiele. Beim 1. FC Kaiserslautern ist die "Walz von der Pfalz" eine der Identifikationsfiguren. Am Sonntag feiert der gebürtige "Lautrer" seinen 60. Geburtstag.

Schnelligkeit, Sprungkraft und ein gewisser Vorwärtsdrang machten es möglich, dass ihm als Außenverteidiger in 247 Bundesligaspielen für den FCK 47 Tore gelangen. "Nicht nur per Kopf", wie er betont, "auch aus dem Spiel heraus." Vor allem bei Kontern profitierte die "Walz aus der Pfalz" von seiner Leichtathletik-Vergangenheit. Stutzen runter - und los: Dass Briegel stets ohne Schienbeinschoner spielte, hat ihm nicht nur die nötige Beinfreiheit eingebracht, sondern wurde auch zu seinem Markenzeichen.

Europameister 1980, WM-Zweiter 1982 und 1986, dazu in Italien Meister mit Hellas Verona und Pokalsieger mit Sampdoria Genua - Briegel hat viel erlebt im Fußball und war zum Beispiel auch albanischer Nationaltrainer. Von "Erreichtem" aber will er nicht reden - da gehöre ja auch immer die Mannschaft dazu. Stattdessen sagt er lachend zu seiner Karriere: "Es ärgert mich relativ wenig." Selbst zwei verlorene WM-Finals gegen Italien und Argentinien begreift er nicht als vertane Chance: "Das eine war hochverdient verloren und das andere mein vielleicht bestes Spiel überhaupt." Und immer sein Bestes zu geben, das sei doch die Hauptsache.

Eines grämt ihn aber doch: 1982 verschmähte Briegel ein Angebot der Königlichen von Real Madrid - ein Fehler, wie er heute meint. "Ich war immer heimatverbunden und habe mich noch nicht so weit gefühlt." Der Absprung ins Ausland gelang ihm aber zwei Jahre später doch noch. In Verona wohnte er in einem Haus direkt am Gardasee. Dort habe er auch Risotto und einen guten Espresso kennen und schätzen gelernt. "Das kannte man in Deutschland noch gar nicht so", sagt er. Es folgten als Trainer Stationen in der Türkei, Albanien und dem Bahrain.

Ein Wechsel innerhalb Deutschlands sei derweil für ihn nie infrage gekommen. "Das konnte ich mir nie vorstellen. Ich bin bodenständig, weiß, wo ich herkomme", sagt er, das würde heutzutage mancher Profi vergessen. Briegel hält den "Roten Teufeln" die Treue, verpasst kaum ein Heimspiel auf dem Betzenberg. Selbst wenn der Fußball dort, wie er bedauert, inzwischen nur noch zweitklassig ist. Als Funktionär hatte er bei seinem Club allerdings nur kurzzeitige Gastspiele: Von 1996 bis 1997 war er Sportlicher Leiter des 1. FC Kaiserslautern, später saß er noch ein Jahr im Aufsichtsrat, trat aber jeweils nach Streitigkeiten zurück.

Für die Zukunft hat er sich deshalb vorgenommen, noch mehr schönen Fußball zu sehen. Neben Kaiserslautern auch mal in der ersten Liga. Und sonst will er "reisen, solang wie es geht". Vietnam, erzählt er, steht ganz oben auf der Wunschliste. Vorher steht aber noch die Geburtstagsfeier im engsten Familienkreis an.

(dpa)
Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort