"Etwas ganz Besonderes" HSV vs. Werder: Krisen-Derby elektrisiert den Norden

Hamburg · Das 101. Derby zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen elektrisiert den Norden. Die Verantwortlichen geben sich kaum Mühe, die Brisanz herunterzuspielen - im Gegenteil.

Die schmutzige Seite des 100. Nord-Derbys
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Foto: dpa, crj jhe

Keller-Duell, Angst-Derby, Gift-Gipfel: Wenige Tage vor dem 101. Kräftemessen zwischen dem Hamburger SV und Werder Bremen steht der Norden kopf. Während die Fans der beiden Erzrivalen schon seit Wochen an nichts anderes mehr denken, hat das "Derby-Fieber" inzwischen auch die Verantwortlichen gepackt.

"Ich spüre, dass es etwas ganz Besonderes ist", sagte HSV-Sportchef Peter Knäbel vor dem Duell des Vorletzten gegen den Drittletzten am Sonntag (15.30 Uhr/im Live-Ticker). Er erwarte ein "sehr großes Engagement, Leidenschaft, Wille und Emotionen" von seiner Mannschaft. "Und natürlich einen Sieg", sagte Knäbel und sprach von einer "Reifeprüfung" für das Team von Trainer Joe Zinnbauer.

Der ist sich über die Bedeutung der Partie im Klaren. Mit neun Punkten und mickrigen vier Törchen nach elf Spielen stehen die Hamburger mit dem Rücken zur Wand. Nun sollen die Fans in der heimischen Arena, die mit 57.000 Zuschauern erstmals seit fünf Jahren in einem Derby wieder ausverkauft sein wird, für die Trendwende sorgen. Der Nord-Schlager im Hamburger Volkspark gegen Werder soll laut Klub-Kampagne zum "lautesten Nordderby aller Zeiten" werden.

"Ich hoffe, dass es gegen Werder so laut wird wie noch nie", forderte Zinnbauer auf der Vereinshomepage und goss - ob gewollt oder nicht - zusätzliches Öl ins Feuer: "Jeder Pfiff gegen den Gegner ist eine zusätzliche Motivation." Eine verbale Stichelei, die laut Hamburger Morgenpost nach wenigen Stunden wieder von der HSV-Homepage entfernt wurde.

Für die ersten Giftpfeile hatten zuvor allerdings schon die Spieler gesorgt. "Wir können dem HSV richtig wehtun", tönte Werder-Akteur Felix Kroos via kicker. Und sein Bremer Teamkollege Alejandro Galvez kündigte in Anspielung auf das letzte Hamburger Heimspiel gegen Leverkusen (27 HSV-Fouls, sechs Gelbe Karten: jeweils Saisonrekord) unverblümt an: "Wenn der HSV hart spielt, spielen wir umso härter. Wir lassen uns den Schneid nicht abkaufen."

Einen kühlen Kopf behält in all dem Derby-Tohuwabohu ausgerechnet Werders neuer Chefcoach Viktor Skripnik. Mit der Gelassenheit von drei Pflichtspielsiegen in Folge mahnte der Ukrainer alle Beteiligten zu Besonnenheit. "Es ist nur ein Spiel, kein Krieg, keine Schlägerei", sagte Skripnik der Kreiszeitung Syke. Der 45-Jährige erinnerte daran, dass die Saison noch lang und ein Spiel allein nicht entscheidend sei. "Danach kommen doch noch 22 Spiele. Deshalb leben wir nicht nur für diese eine Partie."

Eine kleine Spitze in Bezug auf die erwartet aufgeheizte Atmosphäre konnte sich dann aber auch Skripnik nicht verkneifen. "Klar, die Kulisse kann ein Riesenvorteil sein, sie kann aber auch schnell ein Nachteil sein." Wenn mal was misslinge, die Fans ungeduldig würden und dann vielleicht pfeifen, "das ist gefährlich - gerade für junge Spieler", sagte Skripnik.

(sid)
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