Die zehn Hingucker des Spieltags Costa trickst, Aytekin pfeift und Holtby lügt

Düsseldorf · Auch am 3. Spieltag hat es Douglas Costa vom FC Bayern München in unsere Rubrik "Zehn Hingucker des Spieltags" geschafft. Diesmal war es ein sehenswerter Trick des Brasilianers – und der Rüffel von Arjen Robben im Anschluss. Ansonsten im Blickpunkt: Schiedsrichter Deniz Aytekin und Lewis Holtby vom HSV.

FC Bayern München: Douglas Costa macht den Okocha-Trick
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Douglas Costa macht den Okocha-Trick

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Auch am 3. Spieltag hat es Douglas Costa vom FC Bayern München in unsere Rubrik "Zehn Hingucker des Spieltags" geschafft. Diesmal war es ein sehenswerter Trick des Brasilianers — und der Rüffel von Arjen Robben im Anschluss. Ansonsten im Blickpunkt: Schiedsrichter Deniz Aytekin und Lewis Holtby vom HSV.

3. Spieltag Pressestimmen: Nächster Rückschlag für Borussia Mönchengladbach
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3. Spieltag: Pressestimmen

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Als Douglas Costa den Ball in der 82. Minute elegant und frech mit der Hacke über den völlig verdutzten Leverkusener Julian Brandt lupfte, waren die Bayern-Fans völlig aus dem Häuschen. Doch die Einlage des erneut bärenstarken Brasilianers fanden nicht alle gut. So rüffelte Superstar Arjen Robben Costa für das sehenswerte Kunststück beim Stand von 3:0 gegen Bayer.

"Das ist schön, das ist Zirkus und super für das Publikum. Das hat aber auch zwei Seiten. Man muss ein bisschen aufpassen und immer den Gegner respektieren. Deshalb ist so etwas zweifelhaft", sagte Robben bei Sky. Auch Trainer Pep Guardiola mag solche Einlagen "nicht so richtig", wie er betonte, aber er nahm den 24-Jährigen auch in Schutz. Neymar sei genauso, "Douglas ist eben Brasilianer. Die Leute müssen wissen, dass er ein guter Mensch ist und den Gegner immer respektiert".

Wenigstens war es nicht Roberto Hilbert, den Costa genarrt hatte. Der Leverkusener Abwehrspieler war mit der Aufgabe, den pfeilschnellen Brasilianer zu stoppen, ohnehin genug gestraft. Der völlig überforderte Hilbert war an allen drei Gegentoren beteiligt gewesen.

Emir Spahic sieht beim 1. FC Köln zu Unrecht Rot
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Spahic sieht in Köln zu Unrecht Rot

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Nach dem Schlusspfiff sorgte Lewis Holtby für kollektive Verwirrung. "Aytekin kam danach in die Kabine und sagte zu Spahic: 'Tut mir leid. Das war eine Fehlentscheidung'", sagte der Profi des Hamburger SV nach der unglücklichen 1:2-Niederlage beim 1. FC Köln. Das einzig Komische daran: Schiedsrichter Deniz Aytekin hatte die HSV-Kabine an diesem Samstag nie betreten.

"Wenn Holtby das erzählt, kann ich nur sagen, dass das nicht der Wahrheit entspricht", sagte Aytekin später, der sich mit seinem umstrittenen Elfmeterpfiff und dem anschließenden Platzverweis gegen Hamburgs Emir Spahic den Unmut der Hamburger zugezogen hatte.

Am Sonntag ruderte Holtby zurück, er habe das "in der Hektik nach dem Spiel falsch verstanden", ließ er über den HSV via Twitter mitteilen: "Ganz sicher habe ich nicht bewusst irgendetwas erfunden." Am Samstag hatte er außerdem erklärt: "Dazu fällt mir nichts mehr ein. Sogar die Kölner Spieler sagen, dass das kein Elfmeter war." Anschließend erzählte Holtby, vielleicht den Emotionen geschuldet, die Geschichte um die angebliche Entschuldigung Aytekins.

Beim HSV war man anschließend bemüht, die Aussagen zu entschärfen. Holtby sei einfach falsch informiert worden, teilte HSV-Pressesprecher Jörn Wolf mit.

Der Schlusspfiff war kaum verklungen, da eröffnete Bruno Labbadia das nächste Duell auf dem Rasen des Kölner Stadions. Wild gestikulierend baute sich der Trainer des Hamburger SV vor Deniz Aytekin auf, redete mit Nachdruck auf den Fifa-Schiedsrichter ein - und konnte ja doch nichts mehr ändern am bitteren Verlauf der Schlussphase. "Wir sind um einen Punkt betrogen worden", sagte Labbadia wenig später nach dem 1:2 beim 1. FC Köln: "Der Elfmeter war eine krasse Fehlentscheidung, ein Witz, das ist nervig und bitter."

Es war die 79. Minute gewesen, die zum großen Aufreger wurde. FC-Stürmer Anthony Modeste lief frei auf das Hamburger Tor zu und brachte sich durch einen Stolperer eigentlich selbst um jeden Vorteil. Im Zweikampf mit Emir Spahic kam der Neuzugang anschließend unspektakulär zu Fall, wurde dabei kaum berührt, und zur Überraschung der überwiegenden Mehrheit im Stadion ertönte Aytekins Pfeife: Rote Karte für Spahic, Elfmeter, Modeste traf zum Endstand — und der HSV verstand die Welt nicht mehr.

Sogar Kölns Trainer Peter Stöger, der mit seiner Mannschaft den besten Kölner Saisonstart seit 19 Jahren hinlegte, hätte "den wohl nicht gegeben", wie der Österreicher einräumte. Als einer der ganz wenigen stärkte der frühere Bundesliga-Schiedsrichter Peter Gagelmann seinem Ex-Kollegen bei Sky wenig später zwar den Rücken. Es habe Kontakt am Oberkörper und am Fuß gegeben. Auf den verwies auch Aytekin, sogar der 37-Jährige räumte am Ende aber eine "diskussionswürdige Entscheidung" ein.

Die Geschichte des Stürmers Philipp Hosiner galt schon in der Sommerpause als "hollywoodreif", und so langsam entwickelt sie tatsächlich Potenzial für die ganz große Leinwand. Noch im Januar war bei dem Österreicher ein zwei Kilogramm schwerer Nierentumor entdeckt worden, nur sieben Monate später kam Hosiner am Samstag zu seinem Bundesliga-Debüt beim 1. FC Köln - und traf nur zehn Minuten nach seiner Einwechslung zum wichtigen 1:1 gegen den Hamburger SV. Am Ende siegten die Kölner 2:1.

Breit grinsend und glücklich stand der Österreicher daher vor Kameras und Mikrofonen, bereitwillig teilte er seine Gefühle. "Das ist eine Wahnsinnssache", sagte der 26-Jährige, in gewisser Weise könne er nun endlich "mit der ganzen Geschichte abschließen". Diese hatte ihn viel Kraft gekostet. Schon im Januar wollte der FC den Stürmer von Stade Rennes verpflichten, erst die sportärztliche Untersuchung brachte die schockierende Diagnose - und war dennoch ein Glücksfall. "Die Ärzte in Köln haben mir wahrscheinlich das Leben gerettet", sagte Hosiner später. Vor der Saison kam der wendige Torjäger im Sommer dann doch noch nach Köln. Die Erwartungen an den Leihspieler waren gering, doch schon am dritten Spieltag ist er mittendrin und direkt beteiligt am Kölner Höhenflug.

Vielleicht fragen sich einige beim VfB Stuttgart oder in dessen Umfeld, warum um alles in der Welt Sven Ulreich nicht mehr da ist. Der langjährige Torhüter durfte zu Bayern München gehen, gekommen sind Mitch Langerak von Borussia Dortmund und Przemyslaw Tyton von der PSV Eindhoven. Weil der VfB zurzeit nach Murphys Gesetz zu arbeiten scheint, geht derzeit alle schief, was schiefgehen kann. Langerak fehlt noch einmal mindestens acht Wochen, und Tyton hat sich bisher nur unzureichend als Stellvertreter empfohlen. Zehn Gegentore - da sieht auch der Torhüter nicht gut aus.

Tyton (28) hat am ersten Spieltag das 1:3 der VfB gegen den 1. FC Köln eingeleitet - weil er einen Foulelfmeter verursachte. Beim Hamburger SV (2:3) wirkte er beim Ausgleich unglücklich. Gegen Eintracht Frankfurt (1:4) verursachte er den Elfmeter zum entscheidenden 1:3 - und sah zudem die Rote Karte. Zwei entscheidende Elfmeter verursacht, jetzt gesperrt. In seiner sportlichen Findungsphase hat der VfB Stuttgart auch wegen Tytons Tollpatschigkeit nun noch ein Torhüterproblem.

Drei Spiele, drei Niederlagen: Erstmals in seiner Klubgeschichte ist Champions-League-Teilnehmer Borussia Mönchengladbach mit null Punkten aus den ersten drei Partien in die Bundesliga-Saison gestartet. Auch bei Werder Bremen setzte es eine Niederlage. Wie bereits in der Vorwoche ging die Mannschaft von Trainer Lucien Favre mit einer 1:2-Pleite vom Platz.

"Es wird langsam schwierig, da unten rauszukommen", sagte Xhaka, "wir müssen in zwei Wochen endlich punkten."

Als Yoshinori Muto in der 87. Spielminute ausgewechselt wurde, verbeugte sich Mainz-05-Coach Martin Schmidt stilecht asiatisch. Der japanische Stürmer hatte die Rheinhessen zuvor mit einem Doppelpack zum 3:0 (2:0)-Sieg gegen Hannover 96 geführt - und seinen nach England abgewanderten Vorgänger Shinji Okazaki quasi vergessen gemacht.

Der 23 Jahre alte Neuzugang war aber nicht nur wegen seiner beiden Tore (15./29.) der überragende Mann auf dem Feld. Der quirlige Angreifer glänzte mit einem Trio aus Tempo, Technik und Torgefahr. "Ich denke, ich habe heute meine Stärken gezeigt", sagte Muto selbst: "Schnelligkeit und Beweglichkeit. Das hat einigermaßen gut geklappt." Seine Mitspieler mögen ihren neuen Torjäger besonders auch für seine bescheidene Art. "Unsere Philosophie und Yoshis Bodenständigkeit, das passt einfach", meinte etwa Verteidiger Niko Bungert, dem zudem imponierte, wie sich Muto nach den torlosen Auftritten gegen Mönchengladbach und Ingolstadt selbst freispielte: "Er ist eine Frohnatur und hat sich davon nicht runterziehen lassen."

Warum Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Thomas Müller zuletzt wiederholt als unverkäuflich bezeichnet hatte, wurde am Samstag wieder einmal deutlich. Der 25-Jährige war beim 3:0 des Rekordmeisters im Spitzenspiel gegen Bayer Leverkusen neben Douglas Costa der überragende Mann der Bayern und unterstrich dies mit zwei Treffern. Es waren die Tore Nummer 75 und 76 für den Jubilar, der sein 200. Bundesligaspiel für die Bayern absolvierte. Fünf Treffer sind es nach drei Spielen schon in dieser Saison.

Es hätte noch einer mehr sein können, doch den zweiten Elfmeter gegen Bayer überließ Müller dann Arjen Robben. "Bayern München ist ein Haifischbecken. Da muss man den anderen auch mal einen Fisch hinwerfen", sagte der Weltmeister anschließend bei Sky und lachte. Müller hat momentan gut lachen: Dem wuseligen Offensivspieler scheint alles zu gelingen. Doch für Müller ist das noch lange kein Grund, in Euphorie zu verfallen: "Von der Toranzahl ist das schon mein bester Start, aber für den Sieg gibt es auch nur drei Punkte."

Zum Bayern-Herausforderer und Titelkandidaten fehlt Bayer Leverkusen wohl auch in dieser Saison einiges. Das erste Spitzenspiel der Saison war eine klare Sache für die Münchner, das 3:0 am Ende sogar zu niedrig. So muss die Liga auf Dortmund und Wolfsburg hoffen, wenn die Bayern nicht schon wieder locker zum Titel spazieren sollen.

Von Leverkusens Pressing-Maschine drohte nur 68 Stunden nach dem 3:0-Kraftakt gegen Lazio Rom keine Gefahr. "Bayern ist europaweit mit Barcelona die beste Mannschaft in Europa", antwortete Sportdirektor Rudi Völler auf die Frage, wie spannend - oder besser wie langweilig - er den Bundesliga-Titelkampf erwartet. Dabei ehrte es die Gäste, dass sie den Verschleiß aus dem Champions-League-Playoffspiel gegen Rom nicht als Alibi anführen wollten. "Der Hauptgrund war, dass Bayern gut gespielt hat. Wenn man in München spielt und verliert, braucht man keine Ausreden", sagte Trainer Roger Schmidt. Nach dem Einzug in die Champions League war es trotzdem eine gute Bayer-Woche.

Zehn. So viele Gegentore hat der VfB Stuttgart nach nur drei Spielen schon kassiert, mehr waren es zu diesem Zeitpunkt der Saison in der Klub-Geschichte noch nie. "Wir müssen auch mal in der Lage sein, eine Chance zu verteidigen", wetterte der neue Trainer Alexander Zorniger, der seine ersten drei Partien im Oberhaus allesamt verlor. Das war noch keinem neuen VfB-Coach passiert. Am Samstag ging Zorniger deshalb als Tabellenletzter ins Bett.

Zorniger erklärte und erklärte, verteidigte sein Konzept, ging in die Details, redete sich fast den Mund fusselig. Und doch reichten dem frustrierten Trainer des VfB Stuttgart während seines Plädoyers nur zwei Worte, um die Situation nach dem 1:4 (1:2) gegen Eintracht Frankfurt auf den Punkt zu bringen: "Extreme Scheiße." Drei Spiele, null Punkte, 4:10 Tore, Letzter. Nochmal Zorniger: "Das ist jetzt grad eben einfach scheiße."

So einfach ist es allerdings nicht. Noch vor drei Wochen herrschte in Stuttgart Vorfreude auf die Saison, Zorniger versprach aufregende Spiele, ein tolles, neues, offensiv ausgelegtes System sollte das Publikum verzaubern und die Gegner überfordern. Bilanz nach drei Spielen: Überfordert wirkt der VfB. Gegen Frankfurt war es wie gegen den 1. FC Köln (1:3) und beim Hamburger SV (2:3): Es stimmt vorne und vor allem hinten nicht, der VfB besiegt sich selbst.

(dpa/sid/RPO)
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