"Die Saison ist für uns eine Katastrophe" HSV in Hoffenheim mit fünfter Pleite in Folge

Sinsheim · In Hoffenheim unterliegt die Mannschaft mit Glück nur 0:3. Trainer Bert van Marwijk strich den Spielern daraufhin ihre freien Tage. Sowohl die Offensive als auch die Defensive sind in desolatem Zustand.

Bundesliga 13/14: Hoffenheim - Hamburg
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Beim Hamburger Sportverein haben sie eine neue Lieblingsdisziplin für sich entdeckt — das Schulterzucken. Selbst den hartgesottenen Anhängern, die in den Kraichgau mitgereist sind, fällt irgendwann an diesem Nachmittag nichts mehr ein. Selbst das in Phasen des sportlichen Niedergangs gerne vorgetragene "Wir haben die Schnauze voll", verweigern sie irgendwann einer Mannschaft, die auf dem Rasen der Heimspielstätte der TSG 1899 Hoffenheim einen Offenbarungseid abliefert und mit etwas Glück nur 0:3 unterliegt. "Die Saison ist für uns eine Katastrophe", beschreibt Kapitän Rafael van der Vaart die Lage beim HSV nach dem 19. Spieltag in der Bundesliga. "So wie wir spielen macht Fußball keinen Spaß, das geht nicht."

Die Sache mit dem "Spaß" ist in diesem Geschäft immer relativ. Ein deutlich besserer Indikator ist die in der Statistik hinterlegte Laufleistung beider Kontrahenten. Bei der TSG sind 121,51 Kilometer notiert, beim HSV nur mickrige 113,12. In der Interpretation der modernen Spielform von Fußball ist das ein geradezu wahnwitziger Abstand, nah an der Arbeitsverweigerung der unterlegenen Mannschaft.

Bert van Marwijk will offenbar endlich den Ernst der Lage erkannt haben und hat seinen Spielern die freien Tage gestrichen. Noch vor einer Woche hatte er dem Team nach dem 0:3 gegen den FC Schalke 04 noch ein paar Tage Auszeit gewährt. Nun ist im Norden der Republik von "verschärften Einheiten" die Rede, damit auch keiner im Umfeld auf den Gedanken kommen kann, jemand von den Verantwortlichen in der sportlichen Leitung würde die Lage unterschätzen. Das ist bei dem Nachweis von nur 16 Punkten in der Tabelle verbunden mit dem Absturz auf Relegationsplatz 16 auch nur noch schwerlich möglich gewesen. Immerhin hat der Klub einen vereinsinternen Rekord eingestellt: seit 1970 wurden nicht mehr fünf Spiele in Folge wie nun verloren.

Die Pressestimmen zum 19. Spieltag der Bundesliga
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Dazu kommt noch die wenig verheißungsvolle Erkenntnis, mit 44 kassierten Gegentreffern die schlechteste Abwehr der Liga zu stellen und damit Hoffenheim abgelöst zu haben. Dabei hatte der Niederländer van Marwijk bei seinem Dienstantritt immer wieder betont, besonders die Defensive stärken zu wollen. "Es ist unsere Qualität, wir spielen einfach schlecht", beurteilt sein Landsmann van der Vaart den Stand der Dinge immerhin realististisch. Aber nicht nur die Hintermannschaft bereitet Sorgen. Auch die Offensive kriegt wenig bis gar nichts zustande. In der Kurpfalz war Letzteres der Fall. Der nicht gerade standsichere Hoffenheimer Schlussmann Koen Casteels musste während der gesamten Partie nicht einen Torschuss abwehren. Ein gewichtiges Problem ist die Rolle von van der Vaart, der sich zwar durchaus bemüht zeigt, aber derzeit nicht die entscheidenden Impulse geben kann.

Van Marwijk, von 2008 bis 2012 Bondscoach, flüchtet sich in die branchenüblichen Aussagen und verkündet trotzig: "Ich mache mir keine Gedanken über meinen Job hier. Ich bin kein Trainer, der einfach aufgibt." Und auch sein direkter Vorgesetzter, Sportdirektor Oliver Kreuzer, sieht ganz andere in der Pflicht. "Ich habe gesagt, das ist der richtige Trainer für diesen Verein", sagt er. Der 61-jährige van Marwijk weiß indes wohl auch genau, dass derartige Treueschwüre mit Vorsicht zu genießen sind — ihre Halbwertzeit ist nur äußerst begrenzt.

(RP)
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